Kultur

15. Maxlrainer Morgentanzl – über 300 Besucher

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Es ist der erste Sonntag im Juli, noch nicht einmal sechs Uhr früh. Im Wirtsgarten des Maxlrainer Bräu­stüberls sind schon viele Plätze besetzt, die meisten Besucher in Dirndl und Lederhose, ein Teil des Wirtsgartens ist von einem hölzernen Plattenboden bedeckt und auf der Bühne richtet sich eine neunköpfige Blasmusikbesetzung ein. Der große Parkplatz nebenan füllt sich zusehends, immer mehr Gäste kommen um diese frühe Stunde nach Maxlrain, und es sind beileibe nicht nur einheimische Kennzeichen, auch die Landkreise München, Traunstein, Augsburg und Bad Tölz-Wolfratshausen sind mit dabei, außerdem Autos aus dem benachbarten Tirol.

Kurz nach sechs, die Sonne streift gerade den vordersten Teil des Wirtsgartens, setzen die Musikanten zu ihrem ersten Stück an. Es ist die Aichacher Bauernmusi, die seit einer ganzen Reihe von Jahren zum „Maxlrainer Morgentanzl“ aufspielt. Zum 15. Mal richteten es der Kulturförderverein Mangfalltal in Maxlrain und der Volkstanzkreis Rosenheim heuer aus. In den ersten Jahren spielten dazu zunächst die Wendlstoaner Musikanten, später die Kirnstoaner Tanzlmusi auf, aber als die jährlich wachsende Schar an begeisterten Tänzerinnen und Tänzern eine größere Tanzfläche unter freiem Himmel notwendig machte, wäre die für eine Tanzlmusi nur noch mit elektronische Verstärkung bespielbar gewesen. Das hätte aber eine klangliche Einbuße bedeutet. Deshalb wurden die Tanzlmusi-Besetzungen durch die große Besetzung der Aichacher Bauernmusi abgelöst, die inzwischen auch schon zum Inventar des Maxlrainer Morgentanzls gehört.

Nach einer kurzen Begrüßung durch die beiden Veranstalter holten die Aichacher noch einmal tief Luft für eine lange Marschfolge und dann hieß es „Auf geht’s zum Auftanz!“. Dabei zeigte sich dann, wie viele Volkstanzfreunde gekommen waren. Da ließ der Erste Vorstand des Rosenheimer Volkstanzkreises, Herbert Bogensberger, in seiner Funktion als Tanzlführer die Paare gleich in Zweierreihen antreten, um alle am Tanzboden unterzubringen. Kurz darauf zog er die Schlange von über 300 Volkstanzfreunden durch den ganzen Biergarten bis zum Eingang und an der Hauswand des Bräustüberls zurück zur Tanzfläche, wo sie sich im Schlussgalopp auflöste. Mit dem Auftanz und dem anschließenden Walzer war das 15. Maxlrainer Morgentanzl eröffnet und wäre es rein nach den Besuchern gegangen, hätten sie gleich nach der ersten Tanzrunde eine Zugabe herausgeklatscht. Insgesamt waren es nur der Auftanz und die Française, bei denen es keine Zugabe gab – weil’s so der Brauch ist. Bei allen anderen Tanzrunden „musste“ die Aichacher Bauernmusi noch ein Stückl draufgeben – meistens einen mehr oder weniger verzwickten Zwiefachen. Nach einer kurzen Pause verkündete der Tanzlführer dann wieder „Unsere Musikanten sind wieder gerichtet und spielen uns jetzt ….“. Bei den Landlern, Polkas und Boarischen konnte jeder mittanzen und vor den Figurentänzen hieß es „Schaut’s kurz her!“. Dann bildete sich in der Mitte der Tanzfläche ein Kreis, in dem Herbert und Maria Bogensberger die jeweiligen Figuren kurz vorzeigten. Das gab denen, die sich nicht ganz sicher waren, die Möglichkeit, auch bei den Chiemgauer Tänzen unbeschwert mitzutanzen – schließlich ist nicht jedem, der auf einen Volkstanz geht, der Tanzboden auch zur zweiten Heimat geworden. Bei so viel tänzerischer Begeisterung war es gut, dass sich das Bräustüberl schon darauf eingestellt und eine Sonderkarte aufgelegt hatte, die ein (zweites) Frühstück genauso anbot wie eine kleine Stärkung für zwischendurch und die Schmankerl aus der Küche, außerdem natürlich die Maxlrainer Biere und alkoholfreie Getränke.

Gegen halb neun war es Zeit für die Halbzeitpause. Die ist nicht nur zum Stärken da, sondern auch dafür, dass man sich für die folgende Française ein Vis-a-Vis sucht. Die Française, die im Bayrischen „der Frassä“ heißt, ist zur Zeit König Maximilian II., dem Vater König Ludwig II. aus französischen Kontratänzen entstanden. Während sie als Gesellschaftstanz bald wieder aus der Mode kam, hat sie als bayrischer Volkstanz ein Eigenleben entwickelt. Während jeder der fünf Touren grüßt man sich immer wieder, tanzt mit dem eigenen Partner oder dem des vis-a-vis-Paares und am Ende sind sich alle einig, es unter der Anleitung des Tanzlführers „Ausgezeichnet!“ gemacht zu haben.

Während das Morgentanzl im vergangenen Jahr wegen des Regens zum ersten Mal in den großen Saal des Bräustüberls verlegt werden musste, war ihm heuer wieder bestes Tanzwetter beschieden. Der Tanzboden lag die meiste Zeit angenehm im Schatten, während im übrigen Biergarten die Sonne wärmte und sich rechtzeitig zum Frühschoppen von Radio Charivari Rosenheim schönes Biergartenwetter einstellte. Tanzlführer Herbert Bogensberger konnte auf das reichhaltige Repertoire der Aichacher Bauernmusi zurückgreifen und stellte gemeinsam mit den Musikanten abwechslungsreiche Tanzrunden zusammen, bei denen für jeden etwas dabei war. Damit auch die schüchternsten Tänzer einmal zum Tanzen kommen und jede Tänzerin die Chance hat, mit ihrem Traumpartner zu tanzen, gab es zweimal eine Dirndlwahl.

Gegen halb elf gab es dann vom Tanzlführer die klassische Ansage der letzten Tanzrunde: „Jetzt nimmt jeder noch einmal sein Dirndl in den Arm“ und die Aichacher Bauernmusi spielte noch einmal auf – „natürlich“ nicht ohne eine letzte Zugabe. Danach bedankte sich Herbert Bogensberger bei der Bräustüberlbelegschaft, bei den Musikanten, bei allen Besuchern und lud zum 16. Maxlrainer Morgentanzl am 7.7.2019 ein, zu dem dann zum neunten Mal die Aichacher Bauernmusi aufspielen wird. Nach der letzten Tanzrunde war aber für viele Besucher noch nicht Schluß – sie blieben gleich noch zum Frühschoppen von Radio Charivari oder bummelten noch über den Trachten- und Handwerkermarkt.

Bericht und Fotos: Andreas Grün

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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