Brauchtum

Trachtler-Museum in Holzhausen wird eröffnet

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Was ganz Besonderes wird das Museum, das sich kurz vor der Eröffnung, am Wochenende 10. September am „Tag des offenen Denkmals“ im Trachtenkulturzentrum in Holzhausen befindet und für die Bevölkerung ab 10 Uhr bei einem „Tag der offenen Tür“ geöffnet sein wird. Um 10 Uhr findet im Freien eine Gottesdienstfeier statt. Anschließend werden verschiedene Tanzgruppen und Volksmusikdarbietungen auf dem gesamten Gelände des Trachtenkulturzentrums mit Möglichkeiten zur Besichtigung des Trachtenkulturmuseums erfolgen.

Ab 16 Uhr ist eine BENEFIZLESUNG mit Schauspieler Dieter Fischer. Karten zu 18 € sind vor Ort erhältlich, Reservierung ist unter 08741 94977120 möglich. Der Schwerpunkt im Museum sind die Trachten. Da es für ein Museum außergewöhnlich ist, Kleidung auszustellen, die aktuell getragen wird, werden Trachten aus heutiger Zeit zu finden sein, wie auch historische Stücke. Dabei wird den Besuchern die Entwicklung der Tracht von früher bis heute gezeigt und wie die Trachten heute getragen werden. Verantwortlich für den Ausbau des neuen Museums ist Christian Kammerbauer, stellvertretender Vorsitzender des Bayerischen Trachtenverbandes. Er hat feste Vorstellungen, wie der Betrieb im Trachtenkulturzentrum erfolgen soll. Das Gebäude im alten Pfarrhaus wurde umgebaut. Untergebracht ist das Museum im Haupthaus, dem „Alten Pfarrhaus“. Im Erdgeschoss sind seit 2012 die Büroräume der Geschäftsstelle untergebracht. Das Museum mit insgesamt über 400 Quadratmetern beginnt im 1. Obergeschoss mit dem „Gründerkammerl“ aus dem Jahr 1883, einem Geschichtsraum mit digitalem Informationstisch mit der Geschichte von 140 Jahre Trachtenbewegung in Bayern. Es ist auch mit Informationen zu Themen wie Tracht, Brauchtum, Mundart, Volkstanz und Volksmusik und dem Museums-Shop ausgestattet. Das 2. Obergeschoss wurde neu ausgebaut. Den größten Bereich im künftigen Museum nimmt sicherlich das Sachgebiet „Tracht“ ein, wobei hier auch Themen aus anderen Sachgebieten wie zum Beispiel Trachtentänze, Maibaum-Brauchtum, Musikanten, die zum Tanz aufspielen und andere einfließen werden. Hier sind Trachten und Informatives zu finden.  Auf über 250 Quadratmetern Ausstellungsfläche im Dachgeschoß und der Galerie werden allein an die 100 Trachtenpuppen zu verschiedenen jahreszeitlichen Ereignissen dargestellt, die Hälfte davon in einem großen Trachtenfestzug. Viele der künftigen Ausstellungsobjekte stammen übrigens aus dem Depot des Bayerischen Trachtenverbandes.

Den Grundstock für das Museum in Holzhausen hat in guter Erinnerung Andreas Huber gelegt. Als langjähriger Gauvorstand vom Isargau sammelte die ersten Teile des Trachtenarchivs in privaten Räumen, bis er Wolfgang Gensberger als Archivar gewinnen konnte.

Ein großer Brauchtums-Baum mit Themen „über’s Jahr“ ist ebenso geplant wie die Präsentation der weiteren Sachgebiete samt den entsprechenden Medien-Einrichtungen, um erwachsenen und jugendlichen Besuchern die Trachtensach‘ ansprechend und kurzweilig näher zu bringen. Die Besonderheiten im Museum sind: Gut erhaltene Trachten unserer Vorfahren, alte und kostbare Schmuckstücke, Hörbeispiele und aktives Erleben von Musik und Tanz, altes Wissen und neue Erkenntnisse verbinden, Vergangenes und Gegenwärtiges befinden sich im Einklang, junge Leute leben mit alten Traditionen, Figuren sind mit Originaltrachten ausgestellt und in Vitrinen werden Besonderheiten ausgestellt. Bis hin zu Brauchtum wird vieles entsprechend dem Jahreslauf dargestellt. Dieser Ausbau hat im Dachgiebel noch zusätzlich eine Galerie mit 70 Quadratmeter möglich gemacht. Im Giebel sind Vitrinen mit Besonderheiten der Trachtenvielfalt untergebracht. Die gesamte Ausstellungsfläche wurde im neuen Museum um ein Vielfaches erweitert und ist behindertengerecht mit einem Aufzug ausgestattet.

Die Öffnungszeiten des Museums: Das Museum ist Donnerstag und Freitag von 13 bis 17 Uhr und Samstag, Sonntag sowie an Feiertagen von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

Das Bildungshaus bietet neben den Seminarmöglichkeiten auch Übernachtungsmöglichkeiten für Vereinsausflüge und sonstige Reisegruppen. Diese können im Augustiner Stadl oder dem Pöschl Stüberl einen gemütlichen Tag oder Abend verbringen. Die historische Kegelbahn mit einem Spielplatz daneben bietet zusätzlich Spaß und Unterhaltung für Alt und Jung. Seit April gibt es ein neu eröffnetes Café mit vielen kulinarischen Köstlichkeiten. Das Rahmenprogramm während der Öffnungszeiten, die es jetzt schon im Trachtenkulturzentrum gibt, wird das Museum nutzen. Es wird aber zusätzlich noch für das Museum ein Jahresprogramm erstellt, das in regelmäßigen Abständen eine größere Sonderausstellung plant. Das Museum ist eine Attraktion für den Landkreis Landshut. Sowohl der Landkreis als auch der Markt Geisenhausen sind in die Aktivitäten des Trachtenkulturzentrums eingebunden. Das Museum wird in die Tourismusinfos oder den Veranstaltungskalendern erscheinen. Eine Vernetzung mit den umliegenden Museen ist vorgesehen, zum einen für Zwecke der Werbung, zum anderen für Absprachen im Hinblick auf Ausstellungen. „Treu dem guten alten Brauch“

Das Trachtenkulturzentrum

Das Zentrum der Trachtler ist seit 2015 in Betrieb und für Trachtler und auch viele Interessierte eine Stätte der Begegnung geworden. Seither hat sich die Bildungsstätte der Bayerischen Trachtenjugend immer mehr mit Leben gefüllt und das bayerische Brauchtum wurde erlebbar gemacht. Das bayerische Trachtenkulturzentrum in Holzhausen in der niederbayerischen Gemeinde Geisenhausen so aufzubauen wie es jetzt genutzt werden kann, kommt einem Mammutprojekt gleich. Nach elfjähriger Umbau- und Renovierungszeit wurde das Trachtenkulturzentrum des Bayerischen Trachtenverbandes 2015 eingeweiht und eröffnet. Es sind eine Bildungsstätte mit Übernachtungsmöglichkeiten und ein Veranstaltungshaus, der „Augustiner Stadl“, vorhanden. In einem großen Depot finden zahlreiche Trachten-Exponate ihren Platz. Ein eigenes Backhaus hat seinen Platz sowie ein Jugendzeltplatz mit Versorgerhaus wird gerne genutzt. Inzwischen wurde eine Kegelbahn angebaut und der große Garten wird für Schulbildung genutzt. Es ist ein Projekt mit viel Eigenleistung und Idealismus geworden. Insgesamt sechs Millionen Euro kostete das Projekt, wovon der Freistaat Bayern die eine Hälfte beisteuerte. Die andere Hälfte stemmten Bayerns Trachtler in Eigenleistung. Zum einen Teil über eine Sonderabgabe und zum anderen durch rund 30.000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit auf der Baustelle. Gebaut sowie umgebaut wurde sowohl im Inneren als auch auf dem Gelände des einst denkmalgeschützten Pfarrhofs. Der ehemalige ökonomische Pfarrhof wurde von Andreas Huber an den Bayerischen Trachtenverband vermittelt. Unter mehreren Projekten wurde er als sein künftiges Ausstellungs- und Begegnungshaus ausgewählt und 2004 vom Erzbischöflichen Ordinariat München/Freising in Erbpachtrecht übernommen. Als „Perle in der Museumslandschaft“, würdigte Horst Seehofer (Bayerischer Ministerpräsident 2008-2018) das Trachtenkulturzentrum bei der Einweihung. Die Ausstellungsstücke für das neue Museum wurden mit sehr viel Eigenleistung zusammengetragen. Tracht und Brauchtum bleiben modern. Rund 165.000 Menschen in Bayern sind derzeit Mitglied in einem Verein des Bayerischen Trachtenverbands. Mehr als 100.000 Jugendliche haben sich mittlerweile in der Nachwuchsorganisation des Verbands, der Bayerischen Trachtenjugend, zusammengeschlossen. 1883 wurde in Bayrischzell der erste Trachtenverein gegründet. Seit dieser Zeit haben sich mehr als 800 Vereine in 22 Gauverbänden unter dem Bayerischen Trachtenverband e.V. entwickelt. Dies ist ein Grund für die Trachtler, heuer alle Großveranstaltungen unter das Motto „140 Jahre Trachtenbewegung in Bayern“ zu stellen.

Das Jahr 2023 – 140 Jahre Trachtenbewegung in Bayern – „Sitt und Tracht der Alten, wollen wir erhalten“

Der 1848 in Emmering/Lkr. Ebersberg geborene Lehrer Josef Vogl gründete 1883 in Bayrischzell den ersten „Verein für Erhaltung der Volkstracht im Leitzachtale (Bayrischzell)“. Schon seit 1. Juni 1853 gab es den Erlass von König Maximilian II Joseph zur „Förderung der Nationaltrachten“. Bereits im Jahre 1890 schlossen sich die Vereine zum ersten Gauverband in Bayern zusammen. Inzwischen gehören dem Bayerischen Trachtenverband 22 Gauverbände mit ca. 800 Trachtenvereinen an. Viele große und kleine Veranstaltungen sind ohne die Beteiligung der Bayerischen Trachtler nicht denkbar: Olympiaden, Fußballweltmeisterschaften, Feste mit Festzügen, Eröffnungen und Einweihungen, Empfänge mit bayerischer Repräsentanz und vieles mehr. Das gute alte bewahren und sich dem Zeitgeist nicht verschließen, ein Grundsatz, mit dem es sich gut leben lässt. Der Bayerische Trachtenverband mit seinen angeschlossenen 22 Gauverbänden besteht aus rund 160.000 erwachsenen Mitgliedern und etwa 100.000 Jugendlichen. Im Jahr 2023 werden es 140 Jahre, dass in Bayern die Trachtenbewegung Fahrt aufgenommen hat. Eine Bewegung, die heute noch stark ist und die gerade durch den Bau des Trachtenkulturzentrums in Holzhausen (Landkreis Landshut, Gemeinde Geisenhausen) an Kraft gewonnen hat. Mit der Eröffnung des Trachtenkultur-Museums und eines Cafe`s wird im Jahr 2023 das bisherige Ensemble von Geschäftsstelle, Jugendbildungshaus, Zeltlagerplatz, Depot und vor allem dem gut frequentierten Augustinerstadl ein weiterer Akzent gesetzt. Tracht, Brauchtum und Handwerk gehören schon immer zusammen. In zahlreichen Seminaren im Bildungshaus des Trachtenkulturzentrums wird längst vergessenes Handwerk zur Herstellung von Trachten oder altes Brauchtum erlernt. Die Termine dazu können über www.trachtenverband.bayern in Erfahrung gebracht werden. Eine besondere Attraktion bietet der Oktoberfestzug 2023 in München. Ein Block mit 1600 Teilnehmern des Bayerischen Trachtenverbandes anstelle von bisher 140 Teilnehmern wird mit Fahnenabordnungen, Musikkapellen, Festwägen und Trachtenträgern ein ganz besonders beeindruckendes Bild geben. In den Vereinen leisten die Trachtler aktive und wertvolle Jugendarbeit durch Schulungen und Brauchtumsarbeit. In regelmäßigen Proben werden Tänze, Schuhplattler und vielerorts auch bayerische Volksmusik und Lieder einstudiert.

Aus Anlass „140 Jahre Trachtenbewegung in Bayern“ können in diesem Jahr zahlreiche Brauchtums-Veranstaltungen in ganz Bayern besucht werden. Die Vielfalt der bayerischen Trachten und der Tänze ist für Besucher aus der ganzen Welt ein besonderes Erlebnis und bleibt ein Markenzeichen für Bayern in Erinnerung. „Treu dem guten altn Brauch“

Bericht und Fotos:  Hans Kronseder – Blick auf Holzhausen mit dem Trachtenkulturzentrum

-7390 Die Miesbacher Tracht – auch als Oberbayerische Tracht bekannt

-7395 Der im Museum dargestellte Trachtenfestzug zeigt die unterschiedlichsten Trachtenpaar aus ganz Bayern

-7423 Die Tracht des Paares im Vordergrund ist das Münchner Bürgergewand der Lechler. Sie stammt aus der Zeit von 1820

-7446 Tanzpaar der „fränkischen Kirchweih“, eine Tradition, die bis zum Jahr 1649 zurückgeht. Evangelische Planburschentracht aus Gochsheim und katholische Mädchen-Festtracht aus Geldersheim

-7381 Beim Maitanz: Paare aus verschiedenen Regionen tanzen um den traditionellen Maibaum, ein Brauchtum, das es in ganz Bayern gibt

-7403 Im boarischen Gwand ist man zu jeder Gelegenheit sauber angezogen

-7372 Die Tracht zu kirchlichen Anlässen, bei Trauer und Beerdigungen

-3117 Eine alte Tradition in Bayern: Das Schuhplattln und Dirndldrahn. Wettbewerbe dazu gibt es schon seit 1890

-Das neue Trachtenkulturzentrum zeigt in Wort und Bild die Geschichte von 140 Jahre Trachtenbewegung in Bayern

 

 

 

 

 


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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