Brauchtum

Wilddieb-Geschichten beim Frasdorfer Theater

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

„Es fehlt mir nicht mehr viel zum Häusl im Tirol drent, ein bissel Geld und ein rechtschaffenes Weiberleut, dann ist Schluss mit der Wilderei, aber den großen Hirsch am Lenderschachen, den muss ich vorher noch haben“, erzählt Simon Halser (Sepp Hollinger), der berüchtigte „Wilddieb vom Lenderschachen“ seiner Walli (Verena Staudhammer) im Jubiläumsstück des Frasdorfer Trachtenvereins. „Ein bisschen wird man halt auch Gehetzter noch träumen dürfen“. Bei der Premiere in der voll besetzten Lamstoahalle gingen die Besucher voll mit beim Wildererdrama in zwei Akten. Dabei verwischten sich die Grenzen zwischen Tragödie und Komödie immer wieder: „Es ist so hochdramatisch, dass es gleich wieder komisch ist“, so ein Besucher, „alle Klischees der klassischen Wildererdramen sind dabei: der herzensgute von seiner Sucht getriebene Wilddieb, die brave Sennerin Walli, samt ihrem Vater dem Bader (Sebastian Bauer) und der böse Jager Grindlfeichtl (Sebastian Graf)“. Als Anleihe aus der bayerischen Klassik kommt auch noch der Boandlkramer (zum Fürchten hergerichtet Georg Wörndl) auf die Bühne. Keiner sieht ihn, nur der Wilderer kann ihn und seine Einflüsterungen hören und als er ihn dann auch sehen kann … ist es für ihn zu spät! Was es mit der Wilddieberei am Lenderschachen so auf sich hat, wo der große Hirsch steht, wie die Furunkeloperation am Sitzfleisch eines Wilderers durch einen approbierten Bader auf offener Bühne vor sich geht und wie schließlich der Boandlkramer leibhaftig erscheint, das konnten die Zuschauer in der voll besetzten Lamstoahalle miterleben.  Nach der großen Tragödie um den „Wilddieb vom Lenderschachen“ brachten die Spieler der „Kleinen Lamstoabühne“ zum 25-jährigen Bestehen der Kleinen Lanstoabühne noch zwei kurze Valentinaden: Der Herr Ökonomierat (Georg Wörndl) feiert sein 25-jähriges Jubiläum und seine Haushälterin (Birgit Quaschnik) hat alles bestens organisiert. Kämen da nicht die beiden Elektriker (Hans Weber und Carina Winkler), wäre es bestimmt ein gutes Fest geworden, so endet es als Chaos.  Bei der „Orchesterprobe“ bringen die Musiker ihren Kapellmeister (Petra Bauer) zur Verzweiflung, die jungen Mitglieder der Wildenwarter Musikkapelle zeigen, dass sie auch ein paar indisponierte Musiker (Hans Weber und Dirigent Sebastian Graf) nicht aus dem Konzept bringen können

Für die Inszenierung und Regie aller drei Jubiläumsstücke waren Sebastian Bauer und Hans Weber verantwortlich. Die letzte Vorstellung am 2. Januar ist bereits ausverkauft.

In Frasdorf wurde auch früher schon Theater gespielt. Es gab eine Kulisse die dem Krankenunterstützungsverein gehörte. Zur Aufführung kamen immer wieder lustige Bauerntheater und Wildererstücke im damaligen Saal des Gasthaus Mayrl. Durch den Abriss des Saales und der Bühne hatte man keine Möglichkeit mehr zum Theaterspielen. Erst mit dem Bau der Lamstoahalle durch den Trachtenverein stand wieder eine Bühne zur Verfügung die für Theateraufführungen genutzt werden konnte. Der erste Einakter „Die Preiskuh“ kam 1992 noch mit der alten Kulisse zur Aufführung.

Ab 1992 bereicherte immer ein Einakter den jährlichen Dorfabend des Trachtenvereins. Hierzu fanden sich eine Gruppe aus den Reihen der aktiven Trachtler und zusätzliche Frasdorfer Talente zusammen, die seit dem ihr Können dem immer begeisterten Publikum zeigt. Seit dem Jahr 2002 öffnet sich jetzt jedes Jahr der Vorhang der „Kleinen Lamstoabühne“. Hans Weber übernimmt fast seit Gründung der Theatergruppe die Stückeauswahl und Rolleneinteilung. Auch für die Regie und den Kulissenbau ist in erster Linie der „Lenzn Hans“ verantwortlich. Dabei kamen schon die unterschiedlichsten Bühnenbilder zustande. So waren in der Lamstoahalle unter anderem bereits im Stückl „A Kufern“ ein „Etablissement“, im „Rauberpfaff“ eine kleine Drehbühne als Beichtstuhl und in der „Ersten Klasse“ von Ludwig Thoma sogar ein ganzes Eisenbahn-Abteil zu sehen. Damit sind für eine Laienbühne wahre Meisterstücke gelungen. Die Effekte waren bei jedem Einsatz verblüffend und wurden vom Publikum jedes Mal aufs Neue mit entsprechendem Applaus gewürdigt. Bei fast jedem Stück sind der Regisseur, die Verantwortlichen für Bühnenbild und Technik, Kostüme und Maske auch selbst unter den Theaterspielern zu finden. In den letzten 25 Jahren traten bei 37 Sketchen, Einaktern und Dreiaktern mehr als 45 Theaterspieler vor das immer begeisterte Publikum.

Bericht und Bilder: Heinrich Rehberg

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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