Leitartikel

Bayerischer Innovationspreis Ehrenamt 2022

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf hat bei einem Festakt in München den Bayerischen Innovationspreis Ehrenamt 2022 verliehen: „Ideale, Ideen und Inno-vationskraft: Dieser Dreiklang kennzeichnet das ehrenamtliche Engagement in Bayern. Unsere ehrenamtlich Aktiven sprühen nur so vor Ideen! Mit dem Bayeri-schen Innovationspreis Ehrenamt wollen wir diese Kreativität in besonderer Weise anerkennen. Aus meiner eigenen ehrenamtlichen Tätigkeit weiß ich: Das Ehren-amt macht glücklich. Es stiftet Sinn und ein gutes soziales Miteinander. Die ehren-amtlich Aktiven stärken den Zusammenhalt in unserem Land!“
Unter dem Motto „Ehrenamt – damit gewinnen wir alle!“ wurden für den Bayeri-schen Innovationspreis Ehrenamt zum vierten Mal Personen, Initiativen und Orga-nisationen mit neuen Ideen rund ums Ehrenamt gesucht. Insgesamt sind über 260 Bewerbungen eingegangen. Sechs Preisträger erhalten jeweils 10.000 Euro in der Kategorie ‚Innovative Projekte‘. In der Kategorie ‚Neue Ideen‘ können sich vier Preisträger über je 3.000 Euro freuen. Die Preisträgerinnen und Preisträger wurden von einer unabhängigen Jury ausgewählt.
Die Ministerin würdigte bei dieser Gelegenheit den Einsatz aller ehrenamtlich en-gagierten Menschen in Bayern und gratulierte den Preisträgerinnen und Preisträ-gern:
In der Kategorie ‚Innovative Projekte‘ wurden ausgezeichnet:
„YAM – Youth Aware of Mental Health“ der Mental Health Initiative gemeinnützige GmbH aus München (Oberbayern): In diesem schulbasierten Programm für Jugendliche im Alter von 13 bis 17 Jahren geht es um die Förderung der psychischen Gesundheit Jugendlicher und um Sui-zidprävention. Hierfür werden Ehrenamtliche geschult, die jeweils in Zweierteams Schulklassen besuchen. Spielerisch, über Diskussionen und Rollenspiele werden die Themen Depression und Krise thematisiert, um mit den Jugendlichen darüber in den Austausch zu kommen. „Junge Menschen haben manchmal eine schwere Zeit, ohne dass dies offensichtlich ist. Die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg belasten viele zusätzlich. Es ist gut und wichtig, die Themen Suizid und psychische Belastung zu entstigmatisieren. Junge Menschen brauchen Hilfe auf Au-genhöhe und gegenseitiges Verständnis. Deshalb wünsche ich diesem ausge-zeichneten Projekt viel Erfolg und gratuliere herzlich!“, so Scharf.
„Wir helfen Helfern“ des Dragon Dojo Großmehring e.V. (Oberbayern): Dieses Projekt setzt aus dem Ehrenamt heraus ein Zeichen gegen die vielfach zu beobachtende Gewaltbereitschaft gegenüber Einsatzkräften. Unter dem Motto „Gemeinsam gegen Gewalt“ bietet der Karateverein aus Großmehring kostenlose Selbstverteidigungskurse für Rettungskräfte an. Vereine und ehrenamtliche Orga-nisationen sollen gleichzeitig dadurch motiviert werden, sich gegenseitig zu unter-stützen. Die bisher durchgeführten Kurse stießen auf äußerst positives Echo bei Rettungsdiensten. „Ehrenamt hilft Ehrenamt. Das finde ich großartig. Ich hoffe, dass dieses vorbildliche Projekt viele Nachahmer findet. Für uns alle ist dieses Projekt zugleich ein Appell, mit persönlichem Einsatz für eine bessere Gesellschaft zu sorgen – egal, in welchem Bereich“, hebt Scharf hervor.
„Bundesweit erste Inklusionskletterhalle“ der DAV Sektion Stützpunkt Inn-tal e.V. (Oberbayern): Dieser Preisträger hat sich Inklusion auf die Fahnen geschrieben. Die DAV Sektion Stützpunkt Inntal e.V. ist der erste Mitgliedsverein des Deutschen Alpenvereins mit Schwerpunkt Inklusion. Hier klettern Menschen mit und ohne Behinderung Seite an Seite. Zur Zeit wird eine neue Kletterhalle gebaut, in der Ehrenämter und Ar-beitsplätze inklusiv besetzt werden. „Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch ganz selbstverständlich dazu gehört. Wie gut das funktioniert, zeigt dieser Preisträger in vorbildlicher Weise im Sportbereich. Denn hier können Menschen mit und ohne Behinderung zusammen klettern und sich selber einbringen, ob ehrenamtlich oder beruflich. Das ist gelebte Inklusion“, freut sich Scharf.
„Podcast `Wake UP! Futter fürs Hirn`“ des Vereins Gemeinsam leben & lernen in Europa aus Passau (Niederbayern): Ziel des ausgezeichneten Vereins ist es, jedem Menschen die Möglichkeit zu ge-ben, aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Dabei sollen bei allen vom Verein entwickelten und umgesetzten Projekten Toleranz, Vielfalt und Chancen-gleichheit gefördert werden. Prämiert wurde nun ein von jungen Frauen ehrenamt-lich gestalteter Podcast zu einer Vielzahl an gesellschaftspolitischen Themen.
Die Beteiligten wollen einfach und verständlich über aktuelle und wichtige Themen informieren und dabei aufzeigen, wie sich jede und jeder im Alltag einbringen kann. „Unsere Gemeinschaft lebt davon, dass sich Menschen einbringen. Wie wertvoll ist es da, wenn sich junge Menschen zum Ziel gesetzt haben, auch andere für Toleranz, Vielfalt und Chancengleichheit zu gewinnen, sich zu interessieren und mitzumachen! Ehrenamt zeigt hier in vorbildlicher Weise, dass man gemeinsam mehr erreichen kann. Eine aktive Zivilgesellschaft lebt von solchen Keimzellen bür-gerschaftlichen Engagements“, betont Scharf.
„Mobile E-Bike Sanitäts-Station“ der BRK Bereitschaft Scheßlitz-Heiligen-stadt (Oberfranken): Die BRK Bereitschaft Scheßlitz-Heiligenstadt hat eine flexible Sanitätsstaffel auf die Beine bzw. auf die Räder gestellt und dadurch ihre notfallmedizinische Erst-versorgung ergänzt. Ein PKW-Koffer-Anhänger wurde zu einer mobilen Sanitäts-station umgebaut, in der auch E-Bikes Platz finden. Damit gelangen die Einsatz-kräfte zum Beispiel bei Großveranstaltungen auch abseits befestigter Wege bes-ser zu ihrem Einsatzort. „Dieses Projekt zeigt, dass Ehrenamtliche ein gutes Ge-spür dafür haben, was vor Ort gebraucht wird und weiterhilft. Mit Leidenschaft wurde hier eine gute Idee in die Tat umgesetzt. Mir gefällt außerdem, dass Er-wachse und Jugendliche gemeinsam ihr Ehrenamt weiterentwickelt haben. Mit fri-schen Ideen, die noch dazu umweltfreundlich sind, kann man junge Menschen für das Ehrenamt gewinnen. Deshalb ist aus meiner Sicht dieses Projekt in mehrfa-cher Hinsicht zur Nachahmung empfohlen“, hebt Scharf hervor.
„Faustlosschulungen im Landkreis Erlangen-Höchstadt “ der Frederik und Luca Stiftung gemeinnützige GmbH mit Sitz in Elsenfeld (Mittelfranken): Bei diesem Schulungsprogramm für pädagogische Kräfte aus Kindergärten und Grundschulen handelt es sich um ein wissenschaftlich fundiertes Präventionspro-gramm gegen Gewalt. Durch die geschulten Kräfte sollen Kindern auf alters- und entwicklungsadäquate Weise Kenntnisse und Fähigkeiten in den Bereichen Em-pathie, Impulskontrolle und Umgang mit Ärger und Wut vermittelt werden. Ver-stärkt wird das Projekt durch eine Stiftung, die sich zum Ziel gesetzt hat, Initiativen und Maßnahmen zu unterstützen, um ein friedliches, tolerantes, menschenwürdi-ges und gewaltfreies Miteinander zu fördern. Hintergrund der Stiftungsgründung ist ein brutales Gewaltverbrechen, bei dem im Jahr 2019 zwei Jugendliche, die in Nürnberg schlichtend in eine Auseinandersetzung eingreifen wollten, vor einen einfahrenden Zug gestoßen wurden und zu Tode kamen. „Mich bewegt es zutiefst, dass aus persönlich erfahrenem Leid so viel Einsatz für andere und die Gemein-schaft entstehen kann. Es ist ein wunderbarer Ansatz, mit einem Bildungspro-gramm bereits für die Kleinsten dazu beizutragen, selbstloses Engagement und Zivilcourage in unserer Gesellschaft zu verankern. Menschlichkeit und Nächsten-liebe – das ist das, was unser Miteinander prägen soll und wertvoll macht“, betont Scharf.

In der Kategorie ‚Ideen‘ wurden ausgezeichnet:
„Mensch Roma – Triff uns!“ des Romanity e.V. aus München (Oberbayern): Das geplante Projekt will Menschen zusammenbringen und alte Denkmuster auf-brechen. Konkret geht es um die Begegnung und den Austausch mit Sinti und Roma. Menschen mit Romno-Hintergrund sollen als Mediatorinnen und Mediato-ren gefunden werden. Im sozialen und ehrenamtlichen Bereich sollen Treffen or-ganisiert werden, bei denen Menschen ungezwungen und frei Fragen stellen kön-nen. Der Romanity e.V. will dieses Projekt mit anderen Kooperationspartnern durchführen. „Nur, wenn sich Menschen begegnen, kann Verständnis füreinander reifen. Das ist der beste Weg, um eventuell bestehende Vorurteile abzubauen. Unsere Gemeinschaft lebt vom Miteinander, das an den vielfältigsten Stellen mit Leben erfüllt werden muss. Diese ausgezeichnete Idee ist ein wichtiger und vor-bildhafter Mosaikstein für mehr Verständnis“, so Scharf.
„Pack ma‘s – Engagement fördern mit Family Volunteering“ der Caritas-Frei-willigenagentur „Anpacken mit Herz“ im Landkreis Weilheim-Schongau (Oberbayern): Die Caritas-Freiwilligenagentur „Anpacken mit Herz“ im Landkreis Weilheim-Schongau will zukünftig ihr besonderes Augenmerk auf generationenübergreifen-des Engagement setzen. Das sogenannte „Family Volunteering“ ist hierzulande noch so gut wie unbekannt. Bei dieser Form des Engagements engagieren sich mehr als eine Person eines Haushalts oder einer Familie gemeinsam. Hintergrund dieses Ansatzes ist die Erkenntnis, dass sich Erwachsene eher engagieren, wenn sie als Kinder bereits aktiv waren bzw. von ihren Eltern den Wert des Engagements vorgelebt bekommen haben. Hier soll also ein niedrigschwelliger Einstieg ins Eh-renamt gefördert werden. „Unsere Gemeinschaft lebt davon, dass sich Menschen freiwillig engagieren: Jung und Alt, heute und morgen. Als Bayerische Familienmi-nisterin finde ich diesen Ansatz deshalb sehr interessant: Ehrenamt mit und von der Familie her zu denken. Dadurch kann das Ehrenamt noch tiefer in unserer Gesellschaft verankert werden“, freut sich Scharf.
„Sport gestaltet Vielfalt“ der Diskriminierungsfreie Gesellschaft gGmbH i.G. aus Fürstenfeldbruck (Oberbayern): Das geplante Projekt will einen Beitrag zu einer diskriminierungsfreien Gesell-schaft leisten. Ansatzpunkt ist dabei der Bereich des Sports. Geplant ist eine 20-teilige Fortbildungsreihe für Ehrenamtliche in Sportvereinen und Sportverbänden. Die Ehrenamtlichen sollen darin geschult werden, Vorurteile und unterschiedliche Diskriminierungsformen zu erkennen. Anschließend werden die Ehrenamtlichen Strategien sowie Methoden kennenlernen, um Vorurteilen und Diskriminierung vorzubeugen oder sie nachhaltig zu bekämpfen. „Diese Idee fördert Fairplay in Sport und Gesellschaft. Im Sportverein begegnen sich viele Menschen. Hier spie-gelt sich unsere Gesellschaft wider. Wenn es also im Sportverein gelingt, Diskri-minierung einen Riegel vorzuschieben, dann strahlt eine in diesem Sinne gelebte Vereinskultur auch auf unsere Gesellschaft insgesamt aus“, so Scharf.
„KSJ für alle – inklusive, gemeinsame Jugendarbeit“ der Katholischen Studierenden Jugend Stadtgruppe Regensburg (Oberpfalz): Die Stadtgruppe Regensburg der Katholischen Studierenden Jugend (KSJ) hat sich zum Ziel gesetzt, körperlich und geistig behinderte Kinder in die Gruppen mit einzubinden. Damit will sie eine schulübergreifende Gemeinschaft, die alle Gesell-schaftsschichten umfasst, fördern. Die Gruppenmitglieder sollen durch gemeinsa-men Projekte Vorurteile abbauen und durch Einblicke in das Leben der Kinder mit Behinderung gegenseitiges Verständnis aufbauen. „Unsere Gesellschaft lebt vom Miteinander. Hier setzen junge Menschen aus ihrer christlichen Überzeugung her-aus ein Statement. Sie wollen Inklusion leben und zeigen, dass jeder Mensch ganz natürlich dazu gehört. Ich wünsche allen Beteiligten viel Erfolg und wertvolle Erfahrungen bei der Umsetzung ihrer Idee“, hebt Scharf hervor.

1. Foto: Eva Gottstein Bayerische Ehrenamtsbeauftragte zusammen mit Sebastian Friesinger (li.) vom Bayernbund und Max Bertl vom Bayerischen Trachtenverband als Vertreter der Bürgerallianz Bayern.

2. Foto zeigt Sozialministerin Ulrike Scharf mit Ehrenvorsitzenden Max Bertl vom Bayerischen Trachtenverband
Fotoquelle: StMAS / Alexander Göttert

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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