Das Neujahrsgebet von 1883, verfasst vom Pfarrer der Kirche von St. Lamberti zu Münster
Herr, setze dem Überfluss Grenzen
und lasse die Grenzen überflüssig werden.
Lasse die Leute kein falsches Geld machen
und auch das Geld keine falschen Leute.
Nimm den Ehefrauen das letzte Wort
und erinnere die Männer an ihr erstes.
Schenke unseren Freunden mehr Wahrheit
und der Wahrheit mehr Freunde.
Bessere solche Beamte, Geschäfts- und Arbeitsleute,
die wohl tätig, aber nicht wohltätig sind.
Gib den Regierenden gute Deutsche
und den Deutschen eine gute Regierung.
Herr, sorge dafür, dass wir alle in den Himmel kommen
aber nicht sofort. Amen
Hintergrund:
Sein Neujahrsgebet von 1883 ist aktuell wie damals: Pfarrer Hermann Kappen lebte von 1818 bis 1901 in Münster, war Pfarrer an der St.-Lamberti-Kirche, Ehrenbürger der Stadt. Und schrieb nicht nur den Politikern damit einiges in die Stammbücher …
Pfarrer Hermann Josef Kappen, geboren am 18. November 1818 in Münster, besuchte 1830-1837 das dortige Gymnasium und nahm das Studium der Theologie an der Akademie Münster auf. Nach der Priesterweihe 1841 war er 1842-1843 Vikar, zweiter und später erster Kaplan und seit 1855 Pastor in Münster. Seit 1842 arbeitete er für das von C. Theissing in Münster herausgegebene „Sonntagsblatt für katholische Christen“ und war 1852-1861 verantwortlicher Redakteur des neben dem „Westfälischen Merkur“ und dem Paderborner „Westfälischen Volksblatt“ einflussreichsten Blattes im katholischen Westfalen.
1871 wurde der Publizist und Autor zahlreicher weiterer Schriften auch zum Stadtdechant ernannt, 1884 zum Ehrendomkapitular und 1891 zum päpstlichen Hausprälaten. Er starb am 28. Januar 1901 in Münster. 1882 hatte er sich maßgeblich für den Neubau des Turms der St.Lamberti-Kirche am Prinzipalmarkt eingesetzt, der nach dem Vorbild des Freiburger Münsterturms errichtet wurde. Sein für den Neujahrsempfang 1883 in der Kirche St. Martini et Nicolai zu Steinkirchen verfasstes Neujahrsgebet wird bis heute an vielen Stellen nachgedruckt.
Foto: Andrea Major – Erwartung und Betrachtung am Chiemseeufer