Brauchtum

Atzinger Trachtler in der Bayer. Staatskanzlei

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

25 Jahre besteht in München die Bayerische Staatskanzlei, sie gilt als Regierungszentrale für den Freistaat Bayern. Eine Premiere hatte das große Gebäude im ehemaligen Armeemuseum dieser Tage im Ministerratssaal: zehn Dirndl und Buam der Jugend vom Trachtenverein „Daxenwinkler“ Atzing und 13 Mitglieder der Priener Blaskapelle tanzten und spielten zu Ehren des Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder das Mühlradl. Anlass für diesen Auftritt war, dass Markus Söder im Vorjahr bei der Gaufest-Woche in Atzing als damaliger Heimatminister zu Besuch war und dabei von den Auftritten der Trachtenjugend und der Blaskapelle so begeistert war, dass er spontan eine Einladung aussprach.

Etwas nachgeholfen haben dabei die Atzinger Trachtler schon, denn bei der Begrüßung im Festzelt sagten die Kinder einige von Ernst Reiter verfasste Verse auf. Anna Huber sagte dabei: „Mia Atzinga saan dafür bekannt, daß ma gern roasn und mit unsane Trachtendaanz auftreten, um zum zoagn, wos mir in unsane Proben oiß glernt haben. Schee waars, wenn mia aa amoi in Dei Hoamat , im scheena Frankenland plaatln und tanzen deafarn. Des war für uns die höchste Freid. Deaf ma uns üba a Einladung frein?“. Darauf der damalige Minister: „Ja, ich zeige Euch gerne das Heimatministerium in Nürnberg“, und darauf ein Zwischenruf aus den Reihen der Blaskapelle Prien: „Und mia?“, worauf Markus Söder sagte: „Ihr natürlich auch“. Nun ist es mit der Fahrt nach Nürnberg nichts mehr geworden, da Markus Söder inzwischen zum Bayerischen Ministerpräsidenten gewählt wurde und nach München „umgezogen“ ist. Während der Zeit des Wechsels erreichte den Atzinger Trachtenverein ein Anruf aus den Reihen der Mitarbeiter von Markus Söder und er ließ mitteilen, dass die Einladung nicht vergessen ist und dass er gerne persönlich in München dabei ist, wenn die Atzinger und Priener kommen. Nun war es soweit. Ehe die Abfahrt in Atzing war, traf sich die Ferienbesetzung des Trachtenvereinsnachwuchses mit Christiane Huber, Gabi Muschalla sowie Martin und Monika Schlosser vom Jugendleiterteam noch zu einer Probe und dann ging es los. Schon beim Eingang in die Staatskanzlei und beim Sicherheits-Check (mit vorübergehender Messer-Abgabe) staunte der zwölfjährige Konrad Huber: „Wau, des is ja richtig spannend, kimt jetzt auch noch der rote Teppich?“. Bis zum Ort des Empfangs, dem Ministerratssaal, in dem in der Regel dienstags die Kabinett-Sitzung der Bayerischen Staatsregierung stattfinden, nahm das Staunen kein Ende, durch viele Fenster wurde in den Hofgarten geschaut und man sah besonders den jungen Leuten die Neugierde und das Interesse an.

Ministerpräsident Söder: „Bayern muss schönstes Land bleiben“

Ministerpräsident Dr. Markus Söder war ebenfalls sichtlich erfreut, als er in den Sitzungssaal kam und dort die jungen Trachtler und die Blasmusikanten sah. Er begrüßte sie mit den Worten: „Bayern ist ein schönes, wenn nicht das schönste Land mit besten Zukunftschancen und da tragt Ihr viel dazu bei“. Söder lobte nicht nur „sein“ Land ob der guten Wirtschafts- und Wissenschafts-Ergebnisse er bat auch, für das Land einzustehen. „In Zeiten der Globalisierung wird Vieles gleichgemacht, die lebendige Kulturpflege hält hier dagegen und schafft dauerhafte Identität“, so Markus Söder, der in diesem Zusammenhang auch den anwesenden Vertretern des Bayerischen Trachtenverbandes, Landesvorsitzenden Max Bertl und Landes-Ehrenkassier Walter Weinzierl für deren Anstrengungen dankte. Für die Atzinger und Priener Delegation bedankte sich im Beisein von Priens Bürgermeister Jürgen Seifert und von Ehrenbürger und Vorsitzenden vom Förderverein der Blaskapelle Prien, Michael Anner als Vertreter des Atzinger Trachtenvereins Anton Hötzelsperger. Bei dessen Dankesworten an den Bayerischen Ministerpräsidenten bat er, das Ehrenamt nicht mit bürokratischen Auflagen zu überlasten, andererseits stimme es ihm nachdenklich, dass die Gesellschaft in einer Zeit, in der es den Menschen so gut geht wie noch nie zuvor, Leistungen und Erfolge der Politik nicht mehr anerkannt werden. Mit dem Buch „Faszination Tracht“, das vor kurzem vom Rosenheimer Verlag mit Beiträgen unter anderem vom vorjährigen Chiemgauer Gaufest in Atzing herausgebracht wurde, bedankten sich die Trachtler für die Einladung. Die Priener Musikkapelle unter der Leitung von Stefan Hackenberg überreichte ihrerseits die neue Musik-CD. Dabei versprachen die Priener Blasmusikanten, dass sie, wenn sie im kommenden Jahr vom 17. bis 20. Januar nach Berlin fahren und bei der Eröffnung dieser Weltausstellung in der vom Samerberger Wirt Peter Schrödl bewirteten Bayernhalle die Eröffnung gestalten, Bayern gut vertreten wollen. „Für Eure Auftritte daheim, aber auch für Euer Spielen außerhalb von Bayern danke ich ganz besonders, denn damit bleibt Bayern auf der ganzen Welt so beliebt und sympathisch“ – so der Ministerpräsident in seiner Antwort. Nachdem der Parkett-Boden im Ministerratssaal ideal für den Tanz war, fragte Leonie Muschalla scherzhaft, ob man hier nicht öfter auftreten oder proben könne, darauf Markus Söder: „Aber wenn wir Sitzung haben, dann könnt Ihr nicht rein“. Unmittelbar nach Ende des Empfangs mit Fotoaufnahmen erreichte die Priener Delegation eine SMS von Landtagsabgeordneten Klaus Stöttner, der zeitgleich einen Termin auf dem Rosenheimer Herbstfest hatte, mit den Worten: „Wünsche Euch einen erlebnisreichen Tag und freue mich, dass Markus Söder Wort gehalten hat“.

Nach einer Stärkung in der Staatskanzlei-Kantine führte Franz Krutzlinger durch die Staatskanzlei. „In den 25 Jahren habe ich schon weit über 500 Führungen gemacht, aber eine Gruppe, die im Ministerratssaal mit Blasmusik tanzte, hatte ich noch nie“, so Franz Krutzlinger bei seinen Erläuterungen im Kuppelsaal. Bei der Heimfahrt hatten die Teilnehmer noch viel Gesprächsstoff. Georg Greilhuber von der Blaskapelle erinnerte sich, dass er mit dabei war, als der damalige Ministerpräsident Max Streibl im Prinz-Carl-Palais neben der Staatskanzlei seinen 60. Geburtstag feierte. Manfred Sobota, der ebenfalls in vielen Jahrzehnten mit der Blaskapelle unterwegs war und viel erlebt hat, sagte: „Das war heute einzigartig“ und Florian Obermüller fügte hinzu, dass er vom großen Gebäude, von der lockeren Art des Ministerpräsidenten und von den perfekten Abläufen gleichermaßen fasziniert war. Anna Boggusch, Vortänzerin beim Atzinger Trachtenverein sagte: „Das war richtig interessant und die persönliche Begegnung war das i-Tüpfelchen von unserem Ausflug“. Für die Buam schien bei der Heimfahrt der Auftritt schon fast vergessen, schnell hatten sie wieder das Kartenspielen im Sinne, doch irgendwie aufgekratzt waren sich doch, denn der dreizehnjährige Andreas Schlosser drohte auf einmal mit dem Aufhören und mit lauter Stimme: „Wir spielen zwar Lügen, aber Pratzeln tun wir nicht“. Letztlich das Resümee: „Ausgeschmiert wurde Niemand, begeistert waren Alle“.

Foto/s: Rainer Nitzsche – Eindrücke vom Besuch der Atzinger Trachtenjugend und der Priener Blaskapelle in der Bayerischen Staatskanzlei.

Nähere Informationen: www.bayern.de/staatsregierung/staatskanzlei

 

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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