Natur & Umwelt

Frühblüher im Berchtesgadener Land

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Langsam erwacht die Natur im Berchtesgadener Land wieder aus ihrem Winterschlaf: Noch bevor die Laubbäume wieder neue Blätter ausbilden, blühen immer mehr Frühblüher in den heimischen Gärten, Wiesen und Wäldern und übernehmen als Vorboten des Frühlings eine wichtige ökologische Funktion.

Bereits jetzt im Februar und März entwickeln sich mit den steigenden Temperaturen und dem Schmelzen des Schnees die ersten bunten Zeichen des nahenden Frühlings mit Schneeglöckchen, Winterlingen, Märzenbecher, Krokussen und Leberblümchen, Blausternen, Wald-Gelbsternen und Scharbockskraut. Besonders schön sind im Berchtesgadener Land die deutschlandweit nur im Alpenraum wild vorkommenden Christrosen bzw. Schneerosen anzusehen. Schon seit einigen Wochen fallen sie durch ihre weißen Blüten auf. Doch viele Frühblüher haben nur eine sehr kurze Blütezeit und Vegetationsperiode – und verschwinden nach wenigen Wochen schon wieder von der Oberfläche. So sind bis April die ersten Frühlingsvorboten bereits wieder verblüht, dafür sieht man immer mehr Primeln, Veilchen und auch Lerchensporn, Lungenkraut, das Wechselblättrige Milzkraut – auch Buschwindröschen bedecken nach und nach die Wald- und Wiesenböden und der Bärlauch ist bereits auf dem Vormarsch.

Was sind eigentlich Frühblüher?

Frühblüher sind mehrjährige Pflanzen, die insbesondere in Laubwäldern vorkommen und die im Jahr zeitlich vor dem Laubaustrieb der Bäume blühen, also grob von Ende Januar bis April und Mai. In dieser Zeit erreicht relativ viel Wärme und Licht den Boden, was später im Jahr durch die dichte Kronendecke der Bäume zu großen Teilen verhindert wird. Auch genügend Feuchtigkeit und Wasser steht den Pflanzen noch zur Verfügung, was sich an den vielen sommertrockenen Standorten der Frühblüher im weiteren Jahresverlauf ändert. So sind die natürlichen Ressourcen wie Licht, Wasser und Nährstoffe begrenzt und die Pflanzen stehen im direkten Konkurrenzkampf um diese. Das macht sich insbesondere zu Beginn des Austreibens der Bäume bemerkbar. Dann ist die vergleichsweise kurze Zeit der Frühblüher vorbei, sie ziehen ein: Ihre oberirdischen Pflanzenteile sterben etwa bis zum Frühsommer wieder ab. Die Frühblüher überleben dann die übrige, für sie ungünstige Zeit des Jahres mithilfe von Überdauerungsorganen, sogenannten Erneuerungsknospen, in denen die für die Pflanze nötigen – und in den wenigen Wochen zuvor durch diese gebildeten – Reservestoffe gespeichert werden: Aus diesen Speicherorganen beziehen die Frühblüher bis zum nächsten Aufblühen im darauffolgenden Jahr ihre Energie und Nährstoffe. Insbesondere für die jahreszeitlich frühe Ausbildung von Blütentrieben benötigen die Pflanzen diese Energie, da die Fotosyntheseleistung hier entweder aufgrund fehlender bzw. noch zu bildender fotosynthesefähiger Pflanzenorgane nicht vorhanden ist oder zur nötigen Energiegewinnung nicht ausreicht.

Welche Unterscheidungen gibt es?

Frühblüher haben sich an den frühen Blührhythmus auf verschiedene Arten angepasst. Im Wesentlichen unterscheiden sich diese durch die Lage der Überdauerungsorgane. Frühblüher können zum einen sogenannte Geophyten sein, also Pflanzen, deren Überdauerungsorgane für die ungünstigen Jahreszeiten unter der Erdoberfläche liegen – etwa in Form von knospenden Zwiebeln, Wurzelknollen oder etwa Rhizomen. Hierzu gehören Pflanzen wie Blausterne, Wald-Gelbsterne, Märzenbecher oder Wildkrokusse, die als Zwiebeln überdauern, wurzelknollbildende Winterlinge oder Lerchensporne sowie das Buschwindröschen, bei dem sich die Überdauerungsknospen an einem unterirdischen Rhizom befinden. Unter den Frühblühern können daneben auch solche vorkommen, die man Hemikryptophyten nennt: Krautige Pflanzen, deren Überdauerungsorgane nah an der Erdoberfläche liegen. Diese sind vor dem Austrieb gemeinhin von Schnee, Laub oder wenig Erde überdeckt und dadurch vor Witterung geschützt. Hierzu gehören z. B. Leberblümchen, Lungenkraut oder Scharbockskraut. Frühblüher können auch Chamaephyten sein – also Pflanzen, deren Überdauerungsorgane sich unterhalb der mittleren Schneehöhe von 50 cm befinden – also Polsterpflanzen und kleinere Zwerg- oder Halbsträucher wie der Seidelbast. Aber auch Pflanzen, die ihre Erneuerungsknospen oberhalb der Schneedecke haben, sogenannte Phanerophyten (Bäume und Sträucher), wie die Haselnuss oder die Forsythie gehören zu den Frühblühern.

Wildwachsende Frühblüher sind nach der Bundesartenschutzverordnung zumeist besonders geschützt, sodass sie oft weder gepflückt noch ausgegraben werden dürfen. Hierzu zählen etwa Märzenbecher, Blaustern, Seidelbast, Christrose und Leberblümchen.

Im eigenen Garten

Frühblüher sind oft auch beliebte Zier- und Gartenpflanzen, deren Zwiebeln man etwa im Handel erwerben kann. Die winterfesten Zwiebeln und Knollen werden in der Regel bereits im Herbst vor Einsetzen des Bodenfrostes gepflanzt, sonst verschiebt sich der Blütezeitpunkt in den für die Frühblüher jahreszeitlich ungünstigen späten Frühling. Ansonsten können im Frühjahr ab den frostfreien Tagen bereits aus dem Handel beziehbare ausgetriebene Frühblüher gesetzt werden.

Wertvolle Nahrungsquelle

Frühblüher sind zudem gerade jetzt im Frühjahr eine essentielle Nahrungsquelle für viele Insekten, wie Bienen, Hummeln oder Schmetterlinge – und bieten diesen neben Pollen häufig auch den so wertvollen Nektar. So können Hummeln, die bereits ab Temperaturen um 2 Grad ausfliegen, sich von diesen ernähren. Und dies kommt wiederum insektenfressenden Vögeln wie Blaumeisen zugute. So spielen Frühblüher auch ökologisch eine wichtige Rolle, sodass deren Anpflanzung im eigenen Garten nicht nur fürs eigene Auge, sondern auch für Tierwelt etwas Gutes tut.

Bericht und Bilder: LRA BGL/ pixabay / Julia Werner

Anemone nemorosa_c_pixabay: Buschwindröschen (Anemone nemorosa) bedecken nach und nach den lichten Waldboden vor dem Laubaustrieb der Laubbäume. Foto: pixabay

Leberblümchen_c_Julia Werner: Aufgrund der dreiteiligen Form seiner Blätter wird Hepatica nobilis als Leberblümchen bezeichnet.

Christrose2_c_Julia Werner: Die Christrose (Helleborus niger) ist eine der auffälligsten Frühblüher in den heimischen Bergwäldern. Einige Hänge sind derzeit mit zahlreichen Christrosen bewachsen.

Primula_c_Julia Werner: Auch die Schlüsselblume (Primula elatior) ist ein gern gesehener Frühblüher und auch viele Insekten sind dankbar für die frühe Nahrungsquelle.

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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