Gastronomie

„Wirtshaussterben? Wirtshausleben!“ – Aussstellung in Aldersbach

Die Bayernausstellung „Wirtshaussterben? Wirtshausleben!“ geht auf Wanderschaft: Nachdem sie im vergangenen Jahr im Museum des Hauses der Bayerischen Geschichte in Regensburg präsentiert wurde, ist sie nun ab 25. Mai 2023 im niederbayerischen Kloster Aldersbach zu sehen. Markus Blume, Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, eröffnete am gestrigen Mittwochabend die Ausstellung zusammen mit Raimund Kneidinger, Landrat im Landkreis Passau, dem Aldersbacher Bürgermeister Harald Mayrhofer und Dr. Richard Loibl, Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte.

Die vom Haus der Bayerischen Geschichte konzipierte Schau zeigt den Aufstieg der bayerischen Wirthauskultur zu weltweitem Ruhm und verfolgt seine Entwicklung bis zur Gegenwart. Bestens geeignet für dieses Thema ist der Ausstellungsort: Das ehemalige Kloster Aldersbach, das eine historische Brauerei mit typisch bayerischem Bräustüberl beherbergt, war auch Standort der Bayerischen Landesausstellung 2016 „Bier in Bayern“. Das Haus der Bayerischen Geschichte konnte damals über 170.000 Besuche verzeichnen.

Weltruhm und Wirtshausleben

Die bayerische Wirtshauskultur ist weltberühmt. Die Auftritte bayerischer Großbrauereien auf den Weltausstellungen, kombiniert mit erfolgreichem „Bayern-Marketing“, führten die bayerische Gastlichkeit zu Weltruhm. Namhafte Architekten prägten im 19. Jahrhundert die bayerische Gemütlichkeit: Aus bewährten Elementen schufen sie den „Heimatstil“ mit seinen Holzvertäfelungen, Kachelöfen und Wandmalereien. Bierkeller und –gärten, später riesige „Bierpaläste“ mit hochwertiger künstlerischer Ausstattung, in denen tausende Gäste gleichzeitig bewirtet werden konnten, standen und stehen für bayerische Gastronomie. Geprägt wurde der Stil maßgeblich von Gabriel von Seidl, aus dessen Vereinsheim für die Allotria in München Originale gezeigt werden.

Zahlreiche Exponate, alle aus der Sammlung des Hauses der Bayerischen Geschichte, vermitteln einen lebendigen Eindruck vom bayerischen Wirtshausleben. Legendäre Wirte, Kellnerinnen, Charakterköpfe und Wirtshaus- „Originale“ werden vorgestellt. Das Wirtshaus bietet mehr als nur Essen und Trinken: Geselliges Beisammensein mit Musik und Tanz, Kartenspiel, Kegeln, Flippern, und natürlich der berühmt-berüchtigte Stammtisch dürfen nicht fehlen.

Sammelaktion: Explosion im Wirtshaus

Das Wirtshaus explodiert – im wahrsten Sinne des Wortes: Am Anfang der Schau steht eine „Explosion“. Zahlreiche Gegenstände rund ums Wirtshaus wirbeln in einer einzigartigen Installation umeinander, vom Gasthausschild mit „Fremdenzimmer“ über Essstäbchen im Bierkrug bis zur „überbordenden“ Bürokratie, versinnbildlicht durch Aktenordner und Papierkram. Die über 250 Objekte stammen von Menschen aus dem Passauer Land, die sie bei einer Sammelaktion zusammengetragen haben, und aus dem Archiv der Brauerei Aldersbach.

Das Wirtshaus – reif fürs Museum?

Seit Ende der 1960er-Jahre schließen immer mehr Schankwirtschaften ihre Pforten. Nicht erst seit der Corona-Pandemie verschlimmert sich die Lage traditioneller Gaststätten. In vielen Dörfern fehlt das Wirtshaus, der gemeinsame Treffpunkt. Wie kam es zum „Wirtshaussterben“ – und was kann man dagegen tun? Engagierte Wirtinnen und Wirte finden heute ihr eigenes Erfolgsrezept mit regionaler und saisonaler Küche, mit eigenem Bier oder angeschlossener Modeboutique. Aber die Zukunft der bayerischen Wirtshauskultur liegt auch in den Händen der Gäste, oder vielmehr in ihrem Verhalten. Am Ende der Ausstellung dürfen sich die Besucherinnen und Besucher deshalb entscheiden – und testen, ob sie selbst eher zum Wirtshausleben oder zum Wirtshaussterben beitragen.

Bericht und Bilder: Haus der Bayerischen Geschichte


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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