Land- & Forstwirtschaft

LVÖ: Brauchen wir 30% Ökolandbau?

Veröffentlicht von Christina Rechl

München, 15.7.2024. Fünf Jahre ist es her, dass Bayerinnen und Bayern für mehr Naturschutz auf die Straße und in die Wahllokale gingen. Seit dem erfolgreichen Volksbegehren „Rettet die Bienen“ steht im bayerischen Naturschutzgesetz: Bis 2030 sollen 30% der landwirtschaftlichen Fläche im Freistaat ökologisch bewirtschaftet werden. Fünf Jahre nach Annahme des Volksbegehrens und sechs Jahre vor dem Ziel steht Bayern bei 13%. Zeit, um die Frage zu stellen: Brauchen wir die avisierten 30% Ökolandbau, um die Artenvielfalt in Bayern zu erhalten?

Thomas Lang, 1. Vorsitzender der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern e.V (LVÖ): „Die Antwort ist ganz klar: Wer die Artenvielfalt und damit die gesamte Naturschönheit Bayerns erhalten will, muss alles dafür tun, dass wir die 30% Ökolandbau bis 2030 erreichen. Das Aussterben zahlloser Tier- und Pflanzenarten ist im vollen Gang, mit unabsehbaren Folgen. Um dem wirklich etwas entgegenzusetzen, brauchen wir die Lösungen, die die ökologische Landwirtschaft bietet und die überall dort erfolgreich sind, wo Wiesen und Äcker auf Bio umgestellt werden.“

Ökolandbau verstärkt Naturschutz
Denn der ökologische Landbau arbeitet mit der Natur statt gegen sie. Einer der wichtigsten Grundlagen des ökologischen Landbaus ist der Verzicht auf synthetischen Stickstoffdünger und ebensolche Pflanzenschutzmittel. Deswegen fühlen sich Ackerwildkräuter, Bodenleben, Insekten, Vögel und andere Tiere wohl in und um das Ökofeld und die Ökowiese. Andersherum profitiert der Ökolandbau von natürlichen Fressfeinden, denn Vögel und Insekten halten Pflanzenschädlinge in Schach. Es entsteht eine Win-Win-Situation zwischen Natur und Landwirtschaft. Eine kürzlich in Nature Communications veröffentlichte Studie zeigt[1], dass der ökologische Landbau in einer strukturreichen Landschaft mit einer höheren Artenvielfalt bessere Erträge erzielt. Darüber hinaus sinkt der Krankheitsdruck für die Kulturpflanzen mit einem steigenden Anteil an Ökolandbau in der Region.[2]

Ausbauziel erreichen durch verlässliche Nachfrage
Thomas Lang, 1. Vorsitzender der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern e.V (LVÖ): „Um unsere Artenvielfalt zu erhalten, müssen wir an vielen Stellen ansetzen. Der ökologische Landbau ist dabei ein besonders wertvoller Mosaikstein. Deshalb ist es richtig, dass wir uns in Bayern das Ziel 30% ökologischer Landbau gesetzt haben. Die Beibehaltungsförderung ist in Bayern gut aufgestellt. Um deutlich mehr Wiesen und Äcker auf ökologische Bewirtschaftung umzustellen, brauchen wir den Zug der Nachfrage. Öffentliche Kantinen müssen als vorbildlicher Verbraucher vorangehen und 50% ihrer Waren in Bio-Qualität einkaufen. Damit haben wir eine Chance, das 30-%-Ziel zu erreichen.“

Hintergrund
Die Initiatoren des Volksbegehrens „Rettet die Bienen!“ hatten leere Versprechungen und Hinhaltetaktiken satt. Sie wollten konkrete Maßnahmen, um die gesamte Artenvielfalt Bayerns zu schützen. Mit ihrem Anliegen trafen sie bei den Menschen voll ins Schwarze: Ganze 18 Prozent der wahlberechtigten Personen stimmten dafür, es war und ist bis heute das erfolgreichste Volksbegehren in der Geschichte des Freistaats.

Aktuell werden in Bayern gut 13 Prozent oder 420.000 Hektar ökologisch bewirtschaftet. Für das Erreichen des 30% Zieles bei kontinuierlichem Zuwachs bräuchten wir aktuell gut 75.000 Hektar mehr. Um diese Lücke zu schließen, müssen größere Anstrengungen unternommen werden, zum Beispiel durch einen hohen Anteil bioregionaler Waren in den staatlichen Kantinen.

Sieben von zwölf bayerischen Ministerien verfügen über eine eigene Kantine. Positiv ist: das bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hat dem neuen Pächter das Ziel gesetzt, bis 2026 den Anteil bioregionaler Ware auf 25% zu erhöhen. Doch bei den weiteren Kantinen liegt der Anteil bioregionaler Ware entweder bei 0% (vier Kantinen) oder es werden keine Daten erhoben (zwei Ministerien). Fünf Jahre nach dem Volksbegehren ist das zu wenig.

Foto & Text: Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern e.V. (LVÖ)

 

 

 

 

 

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Christina Rechl

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