Land- & Forstwirtschaft

LfL-Zukunftskongress: Landwirtschaft der Zukunft

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Wie wird sie aussehen, die Landwirtschaft der Zukunft? Welche zentralen Herausforderungen bestehen an sie aktuell? Und welche Weichenstellungen sind jetzt vonnöten, wenn man die nächsten zehn Jahre betrachtet? Um diese drängend wichtigen Fragen zu diskutieren, versammelten sich Fachleute aus Wissenschaft und Praxis zum „ZukunftsKongress“ der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), der anlässlich des 20jährigen Jubiläums der praxisorientierten Forschungsinstitution am Donnerstag in Freising stattfand.

Dass Forschung und Praxis an der LfL eng verzahnt sind, ist ein großer Vorteil. LfL-Forschungsprojekte versuchen Wege aufzuzeigen, wie mit großen Herausforderungen unserer Zeit umgegangen werden kann. Grundlegende Themen sind die klimatischen Veränderungen, der Erhalt der Biodiversität, der Bodenschutz, die Reduzierung von Pflanzenschutz- und Düngemitteln, die Vermeidung von Treibhausgasen und natürlich das Tierwohl und die Förderung der ökologischen Landwirtschaft. Rund 200 interessierte und diskussionsfreudige Teilnehmer waren nach Freising gekommen und wurden von Stephan Sedlmayer, Präsident der LfL herzlich begrüßt. Mit einer brillianten, verbalen Keynote „Können wir Zukunft?“ leitete DLG-Präsident Hubertus Paetow über zu ein paar Worten, die der ehemalige bayerische Landwirtschaftsminister Helmut Brunner ans Publikum richtete.

Praxiskonzepte „So wird Zukunft greifbar“

Das Mikro übernahmen dann zwei Landwirte und eine Landwirtin, die aus der Praxis über ihre Erfahrungen mit LfL-Forschungsprojekten berichteten.
Die drei vorgestellten Projekte stehen exemplarisch für die vielfältige Forschung und Praxis der LfL.

Soziale Muttersauen

Florian Doll, ein engagierter Biobauer bewirtschaftet Äcker, hat Schafe, Schweine und Geflügel und „lebt“ mit seiner Schweinezucht das LfL-Projekt „Funktionale Merkmale ferkelführender Sauen – ein Beitrag zur Züchtung und Eigenremoontierung“. Er berichtete über die erfolgreiche Genomisierung von sozialen Mutterschweinen.

Gesunde und robuste Rinder

Fleckvieh ist die leistungsstärkste Doppelnutzungsrasse der Welt. Landwirtin Verena Hußman ist beim LfL-Projekt „Gesundheit und Robustheit für mehr Tierwohl“ (FleQS)“ eine Pionierin der ersten Stunde. Sie sammelt seit 2019 Gesundheitsdaten genomisch untersuchter Kühe – was den Kern des Projektes FleQS-GuR bildet. Durch die systematische Zusammenarbeit mit rund 1000 Betrieben, die Gesundheitsdaten sammeln und an die zentrale Datenbank übermitteln, kann die LfL Züchtern und Züchterinnen wie der Bäuerin Hußmann das Handwerkszeug für die züchterische Verbesserung zur Verfügung stellen.
Ein großer Meilenstein der Gentypisierung (genomische Untersuchung anhand einer Ohrstanzprobe) des Projektes FleQS war die Einführung der genomischen Zuchtwerte für die Eutergesundheit (Mastitis) und Fruchtbarkeit (Störungen bzw. Zysten). Aktuell liegt der Schwerpunkt auf der Erfassung der Klauenpflegedaten.

Heimische Eiweißfuttermittel und intakte Kreislaufwirtschaft

Der familiengeführte Milchviehbetreib Oberhofer beteiligt sich am Projekt „Demonet-KleeLuzPlus: Luzerne für Milchvieh – aus eigener Trocknung“. Auf den Futtertisch von Peter Oberhofers Kühen kommt heimisches Eiweißfutter: Klein- und großkörnige Leguminosen reduzieren den Futterzukauf von importiertem Eiweiß und haben gleichzeitig den Vorteil von Schmackhaftigkeit und Struktur in der Ration. Die hofeigene Biogasanlage wird mit Gülle und Mist gefüttert; der Gärrest dient als wertvoller Dünger und die Abwärme wird als Strom vermarktet und gleichzeitig als Heizung für die Betriebsgebäude genutzt. Da die Luzerne auf dem Hof und nicht dem Feld trocknet, reduzieren sich zudem etwaige Bröckelverluste und das proteinreiche Blatt landet im Futter anstatt auf dem Acker zu verbleiben.

Science Slam-Finale

Die zahlreichen Teilnehmer am ZukunftsKongress der Landesanstalt für Landwirtschaft hatten nach den Erfahrungsberichten die Möglichkeit, einen Science Slam zwischen vier Siegeranwärtern zu verfolgen, die sich bereits außerhalb des ZukunftsKongresses qualifiziert hatten. Nicht trockene Wissensvermittlung zu Regenwurm & Co stand hier im Mittelpunkt, sondern Wissenschaft, humorvoll und überraschend verpackt.

Panels

In drei thematisch unterschiedlich angelegten Panels erhielten die Besucher abschließend die Möglichkeit, workshopartig zu drei unterschiedlichen Themen zusammenzuarbeiten: Es ging jeweils um Klimawandel, Regionalität und Kreislaufwirtschaft sowie Biodiversität und Pflanzenschutz.

Weitere Informationen:

Funktionale Merkmale ferkelführender Sauen – ein Beitrag zur Züchtung und Eigenremontierung:

https://www.lfl.bayern.de/muetterlichkeitsindex

https://www.lfl.bayern.de/iab/landbau/107464/index.php

Projektseite FleQS-GuR:

https://www.lfl.bayern.de/itz/rind/236371/index.php

Interview zum Projekt FleQS-GuR:

https://www.aelf-an.bayern.de/landwirtschaft/326991/index.php

DeMonet-KleeLuzPlus:

https://www.demonet-kleeluzplus.de/

Betriebsvideo zum Thema Luzerne fürs Milchvieh – aus eigener Trocknung: https://www.youtube.com/watch?v=myL65gc7VpY

Bericht und Foto: LfL / B. Gleixner

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Beiträge und Fotos sind urheberrechtlich geschützt!