Vom Jahresempfang der KAB Bayern geht in diesem Jahr eine klare Botschaft gegen Populismus und Extremismus aus. KAB-Landespräses Michael Wagner und Gäste aus der Landespolitik warnten eindrücklich vor einer Zersetzung der Demokratie – verbunden mit dem Appell an die Demokrat:innen aller Parteien, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und zusammenzustehen, gerade auch bei sozialen Themen. Es sprachen Thomas Huber (CSU), Anton Rittel (Freie Wähler), Katharina Schulze (Bündnis 90/Die Grünen) und Katja Weitzel (SPD). Hauptrednerin war Prof. Dr. Ursula Münch, Direktorin der Akademie für politische Bildung Tutzing. Sie analysierte das Ergebnis der Bundestagswahl in Bayern. Der demokratische Verfassungsstaat und Volksparteien seien aktuell mit großen Herausforderungen konfrontiert, Populisten nutzten dies gezielt für ihre Agitation.
„Einfach war gestern. Eine Analyse der Bundestagswahl und der Folgen.“ Unter diesem Titel hatte die KAB Bayern am 15.03.2025 zum Jahresempfang im Münchner Wichernhaus geladen. Zum Auftakt gab es am Nachmittag einen Gottesdienst in der Kirche St. Elisabeth. KAB-Landespräses Michael Wagner warnte in seiner Predigt, ausbeuterische Arbeitsverhältnisse und mangelnde soziale Absicherung führten die Demokratie in die Krise. Bei Ängsten in der Bevölkerung komme den politischen Führungspersonen eine besondere Verantwortung zu. Dreh- und Angelpunkt sei die Menschenwürde. „Wir müssen den Widerstand aushalten, wenn wir die Welt aus christlicher Sicht sehen.“
Die KAB-Landesvorsitzenden Regina Soremba-Böxkes und Peter Ziegler begrüßten anschließend die Gäste im Wichernhaus. Trotz der bedrohlichen politischen Lage solle es ein Abend mit einer hoffnungsvollen Botschaft werden. Thomas Huber (CSU) sagte in seinem Grußwort, soziale Sicherheit sei bei der Bundestagswahl eines der größten Themen für die Wahlentscheidung gewesen. Das Soziale und der Mensch als soziales Wesen müssten im Mittelpunkt der Politik stehen. Der freie Sonntag sei ihm im wahrsten Sinne des Wortes heilig. Er schätze den Austausch mit der KAB sehr. Anton Rittel (Freie Wähler) betonte, Ausgaben in der Sozialpolitik bekomme man immer zurück. In den Kitas müsse es mehr Fachpersonal geben, damit Kinder jeder sozialen Herkunft zu Fachkräften weitergebildet werden könnten. Man müsse dicke Bretter bohren. Der Dialog mit den Verbänden sei wichtig, um Politik anzupassen und in den Ministerien durchzusetzen. Auch Katharina Schulze (Bündnis 90/Die Grünen) sah viele Übereinstimmungen ihrer Partei mit der KAB. So etwa die Forderungen nach einem Tariftreuegesetz, Bildungsurlaub in Bayern und mehr Geschlechtergerechtigkeit. Die SOS-Kita-Initiative der KAB sei großartig. Alle Demokraten müssten sich unterhaken, so wie es beim Finanzpaket auf Bundesebene gelungen sei. Katja Weitzel (SPD) sagte, man müsse gemeinsam eine Antwort finden auf diejenigen, die das politische System zerstören wollten. Sie kritisierte die 551 Fragen der Union zu NGOs ebenso wie Ministerpräsident Söder, der von den Kirchen politische Zurückhaltung gefordert hatte. Der Politik gefalle manchmal nicht, was sie von Verbänden wie der KAB höre, die Anliegen seien aber wichtig.
Prof. Dr. Ursula Münch ordnete die Ergebnisse der Bundestagswahl 2025 in einen größeren Kontext ein. Volksparteien und andere Großorganisationen hätten in den letzten Jahrzehnten stark an Bindekraft verloren, die Öffentlichkeit sei fragmentiert. Letzteres werde auch durch die sozialen Medien befeuert. Ein großer Teil der Menschen in Deutschland nehme keine Leitmedien mehr wahr, die Wissensungleichheit nehme in erschreckenden Maße zu. So sei die öffentliche Meinung leichter manipulierbar. Viele seien mit der Komplexität des politischen Systems überfordert. Populisten nutzten Elitenfeindlichkeit, Skepsis gegenüber staatlichen Institutionen und Bürokratie, nachlassende Kompromissbereitschaft sowie Ohnmachtsgefühle gezielt aus. Dies gehe auf Kosten des demokratischen Verfassungsstaats. Für sein Funktionieren sei er auf faktenbasierte und wahrhafte Kommunikation angewiesen.
Für nachdenkliche Zwischentöne sorgte Andreas Holl, Diözesanvorsitzender der KAB Eichstätt. Zusammen mit Loise Mwa und Douglas Mutembei stellte er die Partnerschaft der KAB Eichstätt mit der Christian Workers Movement (CWM) in Kenia vor. Aktuell stehe im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit die Einstellung von USAID im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Auch in Deutschland drohe jedoch eine spürbare Kürzung des Entwicklungshilfeetats.
Musikalisch umrahmt wurde der Abend von der Band „Die Schlawiner“, die wie bereits im vergangenen Jahr wieder für gute Stimmung sorgte.
Bericht: Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) – Bildrechte: Susanne Nock (KAB Bayern) / Christan Ziegltrum (KAB Bayern)