Die Eröffnungsfeier der Internationalen Grünen Woche Berlin 2019 fand am 17. Januar im CityCube Berlin statt. Das diesjährige Partnerland Finnland, das bereits zum 25. Mal auf der Messe vertreten ist, gestaltete das kulturelle Rahmenprogramm, sowie den anschließenden Empfang für die über 3.600 geladenen Ehrengäste und Delegationen aus über 100 Ländern. Es ist das erste nordische Land, das in der 93-jährigen Geschichte der IGW die Partnerschaft übernimmt. In der zweiten Jahreshälfte dieses Jahres übernimmt Finnland auch die EU-Ratspräsidentschaft.
Zur Begrüßung sprach Dr. Christian Göke, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Messe Berlin GmbH. Neben den zahlreichen Ehrengästen hieß er insbesondere aus Finnland den Minister für Landwirtschaft und Forsten, Jari Leppä, und Dr. Juha Marttila, Vorsitzender des Zentralverbandes der landwirtschaftlichen Produzenten und Waldbesitzer, mit ihrer Delegation auf das herzlichste willkommen.
Ein herzliches Willkommen galt auch der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, die erstmals in ihrem Amt zur Eröffnung der Grünen Woche gekommen ist.
Mit Stolz verkündete Dr. Göke, dass sich über 1.700 Aussteller aus mehr als 60 Länder an der diesjährigen Leistungsschau der Ernährungswirtschaft, Landwirtschaft und des Gartenbaus beteiligen.
Er dankte den Regierenden Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, für die Unterstützung der Stadt bei der Modernisierung des Messegeländes. Ein erster Meilenstein ist die neue multifunktionale Halle „hub27 Berlin“, deren Fertigstellung im Frühjahr geplant ist.
Die Internationale Grüne Woche ist längst keine „Fressmeile“ mehr, so Dr. Göke, sie hat sich inzwischen zu einer international anerkannten Leistungsschau der Agrarwirtschaft entwickelt. Er wünschte den Gästen eine erfolgreiche und spannende Grüne Woche 2019.
Michael Müller, der Regierende Bürgermeister von Berlin, lobte die große Vielfalt und Dynamik, die auf der Grünen Woche geboten wird. Die Ernährung gewinnt in naher Zukunft immer mehr an Bedeutung. Es ist eine große Herausforderung sich diesem Thema anzunehmen. Herr Müller merkte an, dass die Messe hervorragend dafür geeignet ist, um auch aktuelle Probleme in der Agrarwirtschaft zu bewältigen, so wie z. Bsp. die Milliardenschäden vom letzten Sommer.
Dr. Wolfgang Ingold, Vorsitzender von der Bundesvereinigung der deutschen Ernährungsindustrie e.V. (BVE), hob hervor, dass die Ernährungsindustrie der größte europäische Industriezweig ist, der wie kein anderer Industrie mehr Wertschöpfung und Beschäftigung bringt. Wir haben den Auftrag, Produkte herzustellen, die beim Verbraucher ankommen, so Dr. Ingold. Er forderte, sich auch der geistigen Auseinandersetzung von Lebensmitteln anzunehmen und nicht nur Produkte herzustellen und zu vermarkten.
Regional und global ist die Lebensmittelproduktion einer der wichtigsten Wirtschaftszweige überhaupt. Dabei war insbesondere die Öffnung der Ländergrenzen die Grundlage unseres Wohlstandes. Der EU-Binnenmarkt ist für unsere Agrar- und Ernährungswirtschaft unverzichtbar. Ein Viertel des Umsatzes und damit auch der Arbeitsplätze der deutschen Ernährungsindustrie hängt vom Export in die Europäische Union ab. Dem Brexit darf kein weiterer Exodus folgen. Somit wünscht sich Dr. Ingold für die Lebensmittelproduktion ein starkes Europa. „Es geht um den Wohlstand unserer Familien und Kinder!“ betonte er eindrucksvoll.
„Dinge verändern sich“. Mit diesen Worten sprach Joachim Rukwied, der Präsident des Deutschen Bauernverbandes DVB, die Umbrüche in der Politik und Wirtschaft an. Es gibt erste Anzeichen, dass es wirtschaftlich nicht mehr so gut läuft. Niemand weiß, wie der Brexit endet. Auch der gesellschaftliche Zusammenhalt ist nicht mehr so, wie er einmal war, was das Beispiel „Frankreich“ zeigt. Deshalb ist ein klares „Ja“ zu Europa wichtiger denn je, so Herr Rukwied. Ein „Ja“ allein genügt allein jedoch nicht. Er ergänzte, dass wir gerade im Hinblick auf die diesjährigen Europawahlen auch ein Signal brauchen.
Die EU-Agrarpolitik trägt Verantwortung für die Bauernfamilien und vor allem für die ländlichen Räume, die Europa zu 70 % prägen und die Europa bisher zusammengehalten haben. Wir sollten hierzu gemeinsam handeln. Gerade die Internationale Grüne Woche gilt als wichtige Plattform für den Dialog von Verbrauchern mit den Erzeugern, und auch von Politik und Wirtschaft. Dabei ist von großer Bedeutung, dem ländlichen Raum für die Landwirtschaft eine Zukunft zu geben, insbesondere für die junge Generation.
Weiterhin bekannte sich Herr Rukwied eindeutig zum Tierwohl und zur nachhaltiger Lebensmittelerzeugung. D.h. aber auch, dass höhere Standards auch höhere Kosten bedeuten. Unser Ziel muss es sein, möglichst viele Landwirte auf diesem Weg mitzunehmen, ohne am Markt vorbeizugehen.
Der Deutsche Bauernverband ist auch offen für Innovationen. „Wir brauchen 5G an jedem Milchstand“ warf Herr Rukwied in diesem Zusammenhang scherzhaft ein. Der ländliche Raum hat Zukunft, der ländliche Raum lebt. An die Politik richtete er die Botschaft „lassen Sie uns den ländlichen Raum gemeinsam entwickeln“.
Phil Hogan, EU-Kommissar für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, wies auf die Bedeutung des Jahres 2019 für die Europäische Union hin. So sei der EU-Haushaltsplan für den nächsten 7-Jahres-Zyklus für die Landwirte von großer Wichtigkeit, da er ihnen eine gewisse Planungssicherheit bietet. Noch unklar ist, was der Brexit letztlich für die EU bedeutet. Allerdings wird die EU27 mit Sicherheit weiterhin Einigkeit und Entschlossenheit zeigen, betonte Herr Hogan.
Bezüglich der gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) erläuterte der EU-Kommissar seinen Vorschlag mit 9 ehrgeizigen Zielen. Damit sollen die Bereiche Lebensmittel, Landwirtschaft und ländliche Entwicklung für die Bürger, Bauern und der Umwelt verbindlich geregelt werden. Es ist ein Regelwerk, mit dem sich agrarpolitische Ziele besser erreichen lassen und gleichzeitig den Bedürfnissen der Landwirte und ländlichen Gemeinden in jedem Mitgliedstaat Rechnung trägt.
Somit wird für alle Landwirte und Lebensmittelunternehmen in der EU ein hohes Maß an Schutz erzielt. Herr Hogan wünscht sich, dass die nächsten 10 Jahre ebenso erfolgreich verlaufen wie die 10 zurückliegenden, um so beide Jahrzehnte zu den „Goldenen Zwanzigern“ für Europa werden zu lassen.
Für das Partnerland sprach Jari Leppä, der Minister für Landwirtschaft und Forsten, aus Finnland. Er überbrachte Grüße „Aus der Wildnis“, aus dem nördlichsten Landwirtschaftsland der Welt. Denn
Finnland ist das nördlichste Land der Welt, in dem Landwirtschaft als Erwerbszweig betrieben wird. Die Milch- und Rindfleischproduktion ist unser Hauptproduktionszweig, so Herr Leppä. Dazu hat
Finnland eine der größten Waldressourcen in Europa, die 72 Prozent der Fläche des Landes einnehmen. Aus diesem Grund wird es auch als Land des grünen Goldes bezeichnet.
Wegen der arktischen Lage verfügt Finnland über saubere Böden, saubere Luft und hochwertige Wasserressourcen. Dies sind hervorragende Voraussetzungen für eine nachhaltige und verantwortungsvolle Lebensmittelerzeugung. Mit Stolz wies der Minister darauf hin, dass die finnischen Lebensmittelprodukte den allerhöchsten Qualitätsstandards genügen. In Halle 10.2. können sich die Besucher davon gerne überzeugen.
Im Hinblick auf die Übernahme des EU-Ratsvorsitz durch Finnland im Laufe des Jahres 2019 wünschte sich Herr Jari Leppä das baldige Gelingen der GAP-Reform. Diese sei von großer Bedeutung, damit eine gemeinsame, langfristige Landwirtschaftspolitik betrieben werden kann. Abschließend lobte er die guten Beziehungen zwischen Finnland und Deutschland und bedankte sich recht herzlichen für die Wahl seines Landes als Partnerland der diesjährigen Internationalen Grünen Woche in Berlin.
Die offizielle Eröffnung der Messe erfolgte dann durch Julia Klöckner, der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft. Ihrer Meinung nach hat sich die Nahrungsmittelproduktion über die vielen Jahrzehnte hinweg stark verändert. Sie ist moderner, technisierter, digitaler, vernetzter, globaler und rückverfolgbarer geworden. Und gleichzeitig sind die Erwartungen an Erzeuger und Erzeugung gestiegen. Die Verbraucher sind kritischer geworden mit Blick auf den Umwelt- und Klimaschutz, auf die Ressourcenschonung, auf den Verbraucher- und den Tierschutz. Landwirtschaft ist nicht irgendeine Branche, sondern was Besonderes, weil sie Lebenswirtschaft ist. Und damit ist sie eine der Grundlagen für politische Stabilität und Sicherheit.
Bis zum Jahr 2050 wird unsere Weltbevölkerung auf zehn Milliarden Menschen gewachsen sein. Um dann noch die Welternährung zu sichern, ist eine leistungsfähige, lokal angepasste, nachhaltigen Landwirtschaft erforderlich. Ein Schlüssel hierfür ist z. Bsp. der digitalisierte Stall mit Melkrobotern, Tierwohlmessung und Vernetzung aufs Handy des Bauern. Dazu gehört natürlich auch die baldige, flächendeckende Anbindung an das schnelle Internet. Denn die Milchkanne von gestern ist eben heute der Melkroboter, so Frau Klöckner.
Hinsichtlich des Brexit bedauerte die Ministerin die jüngste Abstimmung in Großbritannien. Die Bürger der EU-27 wollen keinen harten BREXIT. Allerdings wird die Zeit immer knapper. In jedem Fall brauchen wir Klarheit vor den Europawahlen Ende Mai. Wir sind bereit zu helfen, dass Großbritannien ein integraler Bestandteil Europas bleibt. Nur gemeinsam kommen wir weiter. Gerade die Vielfalt, die wir auf der Grünen Woche sehen, ist eine echte Bereicherung. „Heimat kann man auch schmecken!“, in diesem Sinn wünschte die Bundesministerin Julia Klöckner den Gästen eine genussvolle, erkenntnisreiche, erfolgreiche, unterhaltsame Messe und erklärte die 84. Internationale Grüne Woche 2019 für eröffnet.
Während der Eröffnungsfeier nahm das Partnerland Finnland die Gäste mit auf eine Reise in das nördlichste Agrarland der Welt. Durch Musik, Tanz und Essen stellte es seine kulturellen und kulinarischen Besonderheiten vor.
In einer Musikshow stellte Iiro Rantala, der angesagteste Jazzpianisten Europas, sein ganzes Arsenal von Jazz bis Klassik vor. Er spiegelte die finnischen vier Jahreszeiten und die damit verbundenen Stimmungen der Finnen klanglich wider.
Anschließend bot die Tanzgruppe Väkevä Collective ihre preisgekrönte Trinomia-Performance dar. Das Künstlerkollektiv aus Helsinki verband darin traditionelle Elemente des finnischen Volkstanzes mit der Dynamik, die sich aus der Natur des Nordens ergibt. Musikalisch wechseln sich Klänge des traditionellen Musikinstruments Kantele (finnische Zither) mit kräftigen Bässen ab.
Beim anschließenden Empfang wurden frische Aromen aus der trendigen nordischen Küche präsentiert. Zubereitet wurden die Speisen von der finnischen Nationalmannschaft der Köche, die bei der Weltmeisterschaft 2018 in Luxemburg den sechsten Platz gewann. Auch bei den Getränken setzte das Partnerland auf Authentizität. Die Gäste konnten finnische Craft Biere der Brauerei „Bryggeri Helsinki in Berlin“ und den berühmtesten Wodka in Finnland, Koskenkorva, probieren.
Es war eine bestens gelungene Eröffnungsfeier der Internationalen Grünen Woche Berlin 2019, bei der sich das Partnerland Finnland unter dem Motto „Aus der Wildnis“ von seiner besten Seite gezeigt hat und sich auch im Verlauf der Messe in der Ausstellungshalle 10.2 weiterhin zeigen wird.
Helmut Amberger
Freier Berichterstatter der Samerberger Nachrichten