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Großer Bedarf an Gesundheitsprävention bei Pflegekräften

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Pflegekräfte haben einen großen Bedarf an Gesundheitsprävention. Über 40 Prozent sehen ihre Berufsbelastung kritisch, drei von vier Pflegekräften würden gerne an einem Präventionsprogramm teilnehmen. Das ist das Ergebnis einer Befragung von fast 1.400 Pflegekräften in der Bundesrepublik im Rahmen des wissenschaftlichen Projekts „PFLEGEprevent“. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt des Bayerischen Heilbäder-Verbandes, des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) und dem Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung (IBE) der Ludwig-Maximilians-Universität München. Die Wissenschaftler des Lehrstuhls hatten die Befragung durchgeführt und dafür über 6000 Einrichtungen bundesweit kontaktiert. Zudem ließ der bpa Fragebögen und Flyer an über 1000 eigene Einrichtungen versenden.

Der Bayerische Heilbäder-Verband (BHV) und der bpa sehen mit diesen Ergebnissen ihre Meinung zur beruflichen Situation der Pflegekräfte bestätigt. „In der Pflege ist es fünf vor 12. Wir haben dringenden Handlungsbedarf“, so der BHV-Vorsitzende Klaus Holetschek. „Erst vor kurzem zeigte uns der BKK Gesundheitsatlas, dass die Zahl der Erkrankungen in der Pflege besorgniserregend ist. Die Beschäftigten in Pflege- oder Altenheimen sind im Jahr durchschnittlich 24 Tage krank, im Schnitt aller Berufstätigen waren es 16 Tage.“

Der Leiter der bpa Landesgeschäftsstelle Bayern Joachim Görtz ergänzt: „Die durch Krankheit bedingten Fehlzeiten wirken sich zudem belastend auf die Betriebsabläufe in den Pflegeeinrichtungen aus. Das Projekt kann deshalb auch dazu beitragen, dass alle Kolleginnen und Kollegen im Team gestärkt werden können.“ Ziel ist es, angesichts der hohen Belastungen der Pflegekräfte und des Pflegekräftemangels ein eigenes Präventionsprogramm für diese Branche zu entwickeln. Es soll zunächst im Staatsbad Bad Reichenhall durchgeführt werden. Das AlpenSole-Heilbad ist bekannt für seine innovative Produktentwicklung in der Prävention, mit Programmen wie „DurchatemZeit“ und das „Atemortnetzwerk“ und bietet daher ideale Voraussetzungen für dieses Pilotprojekt.

„Wir haben in dieser Befragung entscheidende Antworten für die Konzeption eines Präventionsprogramms erhalten“, so Prof. Dr. Dr. Angela Schuh. Die Pflegekräfte wünschen sich im Rahmen eines fünftägigen Präventionsprogramms neben Entspannungseinheiten, Bewegungsangeboten und aktiver Rückenschule vor allem Schulungen. Hier stehen die Themen „Teamarbeit stärken“, Bewältigung von Konfliktsituationen im Team und Umgang mit forderndem Verhalten der Pflegebedürftigen sowie Stress und Verhaltensänderung an oberster Stelle.

Auffällig bei der Umfrage: über die Hälfte der Pflegekräfte will bzw. kann für ein Präventionsprogramm keinen Urlaubstag opfern. Als Hauptgrund führen die Befragten ihre familiären Verpflichtungen an. Anhand der Befragungsergebnisse wird jetzt ein detailliertes Präventionsprogramm entwickelt. Die ersten Pflegekräfte sollen es Anfang 2018 in Bad Reichenhall durchlaufen. Mit dem Ziel, das Präventionsprogramm „PFLEGEprevent“ allen Kurorten zur Verfügung zu stellen, wird abschließend eine Handlungsanleitung zur prädikatsbezogenen Umsetzung entwickelt. Gleichzeitig fordern beide Verbände die Krankenkassen sowie die Arbeitgeber auf, dieses Präventionsprogramm für Pflegekräfte zukünftig im Rahmen einer Kur oder beruflichen Gesundheitsförderung zu bezahlen.

Weitere Infos zum Projekt „PFLEGEprevent“ gibt es auf der eigenen Homepage unter www.pflegeprevent.de.

Fotos:

  1. jpg: Gemeinsame Sitzung zur Auswertung der Studie: von links: Ilona Taylor (bpa), Dr. Christian Alex (ärztlicher Berater des Bayer. Heilbäder-Verbandes), Gabriella Squarra (Kurdirektorin Bad Reichenhall) und Prof. Dr. Dr. Angela Schuh, Ludwig-Maximilians-Universität. Foto: Raab
  2. Foto Pflegekräfte, Copyright Bayerischer Heilbäder-Verband

 


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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