Tourismus

BR-Radio: Dampfschifffahrt auf dem Chiemsee erlaubt

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Da hat man mal eine gute Idee und dann fuchst es hinten und vorne. Solange bis man die Idee, weil pleite, einem anderen überlässt – der die Chiemseedampfschiffahrtskapitänsmütze nimmt und reich wird – von  Regina Fanderl.

Beinahe wäre Wolfgang Schmid, genannt der „Dampf-Wofei“ ein wohlhabender Unternehmer geworden. Aber halt nur beinahe. Das Problem: die Zeit war noch nicht reif für seinen Traum. Für das erste dampfbetriebene Passagierschiff auf dem Chiemsee! Dabei hat der 1805 geborene Zimmerermeister Wolfgang Schmid aus Grassau tatsächlich ein schalenförmiges Schiff aus Fichtenholz gebaut und mit modernster Technik ausgestattet. Die Dampfmaschine kam vom königlichen Hofbrunnenmeisters Franz Höss in München. Der Kessel vom Kupferschmiedemeister Joseph Fessler daselbst. Die Bewilligung zum Betrieb der Dampfschifffahrt ließ nicht lange auf sich warten und der Wofei organisierte einen veritablen Stapellauf. Am 7. Juli 1843 stach der namenlose Schaufelrad-Dampfer mit 60 Personen an Bord von der Feldwies in den See und nahm – „sehr langsam“, so berichteten Augenzeugen – Kurs auf die Frauen- und die Herreninsel, wo damals noch kein Märchenschloss stand. Auch dem Wofei seine Karriere als Reeder verlief alles andere als märchenhaft. Der Rumpf seines Dampfers erwies sich als wenig stabil und musste ersetzt werden. Mangels Einnahmen kam bisweilen statt Maschinenöl nur Salatöl zum Einsatz. Und einmal soll er zur Befeuerung sogar die Sitzbänke des Schiffes verheizt haben. Am meisten aber wurmten den Wofei die Kosten für die ständigen Wartungs- und Reparaturarbeiten an der Kesselanlage. Kaum war mal Geld in der Kasse, floss es auch schon wieder zu Feßler nach München. Ein Gfrett!

Als der Kessel im Winter 1847 schon wieder in München war, wurde es dem Wolfgang Schmid zu dumm. Er zog sich aus dem Draufzahl-Unternehmen zurück und überließ Schiff und Konzession dem Kupferschmied Feßler. Ein schwerer Fehler, wie sich herausstellte. Zwar dümpelte das Feßler- Schiff auch noch ein paar Jahre herum – aber dann begann König Ludwig II. mit dem Bau des Schlosses auf der Herreninsel!  Feßler übernahm mit einem neuen Schleppdampfer die Arbeiter-und Materialtransporte. Noch mehr boomte das Geschäft des Münchner Kupferschmieds, als Prinzregent Luitpold nach dem Tod Ludwigs ,1886, das unvollendete Schloss zur Besichtigung freigab. Feßler ließ alsbald den eleganten, 500 Personen fassenden Raddampfer „Luitpold“ vom Stapel. Mit der Eisenbahn kamen nun Scharen von Besuchern am Priener Bahnhof an und mussten mit Pferdekutschen an den zwei Kilometer entfernten Hafen befördert werden. Viel zu umständlich für ein ansonsten florierendes Geschäft. Die Lokomotivfabrik Krauss & Company bekam den Auftrag, eine Schmalspurbahn zu bauen. Mit dem „Bockerl“ war endgültig der Grundstein gelegt für die bis heute ungebrochene Flut von Touristen zu den Chiemsee-Schiffen.

Und was wurde aus dem Dampf-Wofei, dem Pionier? Viel ist nicht bekannt. Eigentlich nur, dass es in seinem Heimatort Grassau eine Wolfgang-Schmid-Straße gibt. Immerhin.

Text: Regina Fanderl – Sprecher: Johannes Hitzelberger

Foto: Hötzelsperger – Raddampfer „Ludwig Feßler“


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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