Die bayerische Brauwirtschaft ist „besser als erwartet“ durch die Corona-Krisenjahre gekommen. Das teilte der Bayerische Brauerbund im Rahmen seiner Jahrespressekonferenz in München mit. Der Gesamtbierabsatz konnte mit knapp 24 Mio. Hektolitern gegenüber dem Vorjahr um 2,6% zulegen. Hinzu kommen 2,11 Mio. hl alkoholfreies Bier – ein Zuwachs von sogar gut 9,5%. Bayern ist damit das einzige Bundesland, das sogar das Ausstoßniveau von 2019, also vor der Corona-Krise, um rd. 16. Mio. Maß übertreffen konnte.
Während die deutsche Brauwirtschaft insgesamt trotz einer spürbaren Belebung des Inlandsabsatzes im zurückliegenden Jahr immer noch knapp 3,8 Mio. Hektoliter hinter ihrem Vor-Corona-Absatz von 2019 zurückliegt, hat der Inlandsabsatz der bayerischen Brauer das Vor-Krisen-Niveau nahezu wieder erreicht. Bayerns Brauer profitieren hier vom Zusammenspiel des herausragenden Images, das dem Bayerischen Bier vorauseilt, mit der Wiederbelebung der Gastronomie und den wieder möglichen Großveranstaltungen, vor allem den Volksfesten. Er erlebe wieder „Lebensfreude pur bei einem Glas Bier“, fasst Georg Schneider, Präsident des Bayerischen Brauerbundes, die aktuelle Lage zusammen. Maßgeblichen Anteil an der positiven Entwicklung hat nach Angaben des Brauerbundes der anhaltende Siegeszug des Bayerischen Hellen auch außerhalb Bayerns, das neben Weißbier in besonderer Weise für bayerische Braukompetenz steht. Schwer getroffen haben die bayerische Brauwirtschaft die gegen Russland aufgrund seines Angriffskrieges gegen die Ukraine verhängten Sanktionen: Der Bierabsatz nach Russland, vor dem Krieg hinter Italien zweitwichtigstes Zielland bayerischen Bierexporte, sei nahezu zum Erliegen gekommen.
Glücklicherweise konnten namhafte Exporterfolge der bayerischen Brauereien in Länder der EU diese Lücke jedoch nahezu vollständig schließen. Mit einem Exportvolumen von 5,75 Mio. hl erreichen Bayerns Brauer das zweitbeste Exportergebnis ihrer Geschichte. Nahezu jedes vierte in Bayern gebraute Bier wird im Ausland getrunken – nach Überzeugung von Brauerpräsident Schneider Beleg für den herausragenden Ruf „Bayerischen Bieres“, einer seit über 20 Jahren durch die EU geschützten geografischen Angabe (g.g.A.).
Brauereien reagieren mit Anpassungen des Bierpreises auf enorme Kostensteigerungen in allen Bereichen
Auch wenn die Absatzzahlen ein sehr positives Bild der bayerischen Brauwirtschaft zeichnen: Die reine Hektoliter-Entwicklung hat nach Verbandsangaben mit der Wirtschaftlichkeit und dem Erfolg der Brauereien nicht viel gemein!
Georg Schneider: „Seit Februar 2022 erleben wir eine Kostenexplosion in fast allen Bereichen. Die Brauwirtschaft leidet flächendeckend unter erheblichen Steigerungen der Beschaffungskosten vor allem für Energie, aber auch Rohstoffe, Flaschen, Kartonagen u.s.w. .“
Eine moderate Anhebung der Bierpreise sei unter diesen Umständen unerlässlich, schlussfolgert Schneider, der zugleich darauf verweist, wie schwer es gerade mittelständischen Brauereien falle, selbst für die Bestandssicherung der Unternehmen dringend erforderliche Preiserhöhungen gegen die „unter den Augen der Kartellbehörden angehäufte Marktmacht“ vor allem des Lebensmitteinzelhandels durchzusetzen. In der Konsequenz hätten leider mittlerweile weitere bayerische Traditionsbrauereien aufgeben müssen und den Braubetrieb aufgrund der schwierigen Versorgungs- und erdrückenden Kostensituation für immer eingestellt.
Konkrete Erwartungen der bayerischen Brauwirtschaft
In seiner Rückschau auf das vergangene Jahr dankte Brauerpräsident Georg Schneider der Politik für die vielfältige, der Brauwirtschaft gewährte Hilfe während der Corona-Krise. Exemplarisch für viele Unterstützungsmaßnahmen nannte er die dauerhafte Absenkung der Biersteuermengenstaffel auf das Niveau von 2003, von der rund 90% der bayerischen Brauereien profitieren. Die „Biersteuermengenstaffel“ sorgt dafür, dass die Biersteuerbelastung mit dem Ausstoßvolumen einer Brauerei ansteigt, wovon kleinere Brauereien profitieren. „Die Zukunftsfähigkeit der bayerischen Brauwirtschaft braucht auskömmliche Rahmenbedingungen, die über das bisher Erreichte und finanzielle Soforthilfen hinausgehen.“ Präsident Schneider appellierte eindringlich an die Politik, den Bürokratieabbau wirksam voranzubringen. Auch ging er auf drohende alkoholpolitisch motivierte Restriktionen für Brauereien bei der Vermarktung ihrer Spezialitäten im Zuge einer überzogenen Fürsorge der Politik für den mündigen Verbraucher ein und forderte die Stärkung des eigenverantwortlichen Umgangs mit Genussmitteln.
Zukunftsthemen der Brauwirtschaft
Die bayerische Brauwirtschaft hat sich trotz der Belastungen, die sie in den vergangenen Jahren schultern musste, intensiv mit Zukunftsthemen wie einer nachhaltigen Unternehmensführung und dem Ressourcenschutz beschäftigt. Im Laufe des vergangenen Jahres hat der Bayerische Brauerbund ein auf die mittelständische Brauwirtschaft zugeschnittenes, onlinebasiertes Nachhaltigkeitsmanagement-System in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Nachhaltigkeit an der Universität Witten Herdecke entwickelt und den Brauereien an die Hand gegeben. „Auch Mittelstand kann nachhaltig!“ so Präsident Schneider. Mit Verbandsaktivitäten zur Stärkung des bewährten Mehrwegsystems durch die Poolung und weitergehende Standardisierung des Mehrweg-Flaschenbestandes und zur Umsetzung einer angemessenen Pfandhöhe beschrieb Präsident Schneider zwei Aktivitäten der Standes- und Interessenvertretung der bayerischen Brauer für mehr Nachhaltigkeit und spannte einen Bogen der ressourcenschonenden Maßnahmen von der landwirtschaftlichen Produktion der Bierrohstoffe bis zur Verpackung und zum Transport. des Bieres.
Bericht und Foto: Bayerischer Brauerbund / Bayer. Landwirtschaftsministerium / Judith Schmidhuber – Bayer. Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und Bayer. Bierkönigin Sarah Jäger freuen sich über gutes bayerisches Bier