Kultur

Gemeinde Neubeuern weiht Denkmal für Enoch zu Guttenberg ein

Enoch zu Guttenberg übernahm 1967 die Neubeurer Liedertafel und gründete aus dieser Institution die Chorgemeinschaft Neubeuern. Laiensänger, die im Schwerpunkt aus Neubeuern kamen, fanden sich in dieser Institution zusammen und erlangten durch den unermüdlichen Einsatz des Dirigenten ein schier unglaubliches Niveau. Der Name der Marktgemeinde Neubeuern wurde durch den Chor in die Welt getragen. Deshalb beschlossen Bürgermeister und Gemeinderat dem Gründer und Ehrenbürger ein Denkmal am Marktplatz zu setzen.

Dieses konnte Corona-bedingt nun ein Jahr nach der Fertigstellung eingeweiht werden. Die ortsansässige Künstlerin Sabine Poll-Plonus setzte sich in einem Wettbewerb des heimischen Künstlerkreises mit ihrem Entwurf im Gemeinderat durch und Handwerker aus Neubeuern platzierten das Denkmal wenig später direkt gegenüber der Gästeinformation, ein zentraler Punkt am Marktplatz, an dem auch viele Gäste der Gemeinde vorbeigehen und auf das Lebenswerk zu Guttenbergs aufmerksam gemacht werden. Es bildet so einen Blickfang für den Marktplatz. Ergänzend zum Denkmal wurde im Kulturhaus im Markt das Heimatmuseum, welches in der Vergangenheit den Schwerpunkt auf die Innschifffahrt gesetzt hatte, um ein Zimmer erweitert, welches sich mit Enoch zu Guttenberg und seiner Chorgemeinschaft auseinandersetzt. Hier findet man neben einer Chronik, die auf alle Highlights dieser fruchtbaren Symbiose eingeht, auch allerhand andere Dinge, wie Auszeichnungen und Preise, welche Dirigent und Chor über die 5 Jahrzehnte verliehen bekommen haben.

Was die Chorgemeinschaft für viele Mitglieder bedeutete, wurde beim anschließenden Stehempfang nach der Weihe am Hofwirt in den vielen Gesprächen der Ehemaligen und der Ehrengäste, darunter Sohn Philipp Freiherr von und zu Guttenberg mit Familie und Landrat Otto Lederer, deutlich: Viele Freundschaften entstanden in und mit der Chorgemeinschaft, vertieft auf den zahlreichen Konzertreisen der Chormitglieder, die überall in die Welt hinausführten, wie zuletzt in die USA, Canada und Südkorea.

Bürgermeister Christoph Schneider ehrte Enoch zu Guttenberg mit folgenden Worten: „Enoch Freiherr von und zu Guttenberg hat für die Marktgemeinde Großes getan und wurde zu Lebzeiten mit dem Ehrenbürgerrecht unserer Marktgemeinde ausgezeichnet. Dies hat natürlich in erster Linie etwas mit seinem künstlerischen Wirken rund um die Chorgemeinschaft zu tun, die er seit 1967 bis zu seinem Tod am 15. Juni 2018 mit viel Leidenschaft leitete und zu einem schier unglaublichen musikalischen Niveau führte. Die großen Konzertsäle der Welt wurden bereist und viele Konzerte erfreuten die Herzen der Besucherinnen und Besucher. Natürlich ist sein Festival auf Herrenchiemsee anzuführen, München, Berlin, aber auch die weltberühmte Carnegie Hall, Südamerika und Südkorea wurden bereist und neben der fantastischen Musik, die mit Stolz unsere Gemeinde weltweit bekannt machte, entstanden international viele Freundschaften und Verflechtungen unter den Sängerinnen und Sängern. Diese Freundschafen führten sicher zu vielen persönlichen Erlebnissen, Anekdoten und Erinnerungen, die wohl ebenso wertvoll sind wie die Musik, die über die Jahrzehnte zum Besten gegeben wurde.
All dies geschah durch den unermüdlichen Einsatz von Enoch von und zu Guttenberg, der neben seiner persönlichen Anstrengung auch viel Privatvermögen in das Projekt Chorgemeinschaft investierte und auch immer für die Anliegen in unserer Gemeinde ein offenes Ohr hatte, Räumlichkeiten zur Verfügung stellte und für die Bewohnerinnen und Bewohner einfach da war. Mit Enoch von und zu Guttenberg hat uns 2018 eine große Persönlichkeit verlassen, welche eine Lücke – nicht nur unter den Chormitgliedern – auch in der Gemeinde hinterließ. Auf Antrag von Altbürgermeister Jürgen Tremmel und unserem ehemaliger Bürgermeister Josef Trost hat unser Marktgemeinderat sich ziemlich genau ein Jahr nach dem Tod Guttenbergs dazu entschieden ihm ein Denkmal zu setzen. Der Standort wurde so gewählt, dass das Denkmal künftig ein Blickfang am Marktplatz ist und wurde hier direkt vor dem Schwirtlich-Haus platziert, in dem in den letzten Monaten auch noch etwas weiteres Besonderes erarbeitet wurde: Im Museum im 1. Obergeschoss haben ehemalige Mitglieder des Chors, vor allem Frau Eutermoser und Frau Dürbeck, viele Stunden investiert, um Enoch zu Guttenberg und der Chorgemeinschaft noch in anderer Weise zu gedenken. Es ist ein kleiner Museumsraum entstanden, welcher mit Konzertplakaten, Hörbeispielen, Ausstellungsstücken uvm. die Chorgemeinschaft und deren Dirigenten noch viele Jahrzehnte „greifbar“ in Erinnerung halten soll. Sie alle werden am heutigen Tag die Gelegenheit haben auch die Ausstellung zu besuchen.“

Landrat Otto Lederer zitierte bei der Feierlichkeit aus einem Pariser Zeitungsbeitrag in der LaMonde und fasst damit das Zusammenwirken der Chorgemeinschaft mit Ihrem Leiter Ennoch zu Guttenberg zusammen: „Es ist beinahe ein musikalisches Märchen: in dem oberbayerischen Dorf Neubeuern zwischen München und Salzburg gelegen, hält sich ein junger fränkischer Baron auf. Er hat Komposition studiert und man bittet ihn die Leitung des örtlichen Chors zu übernehmen, der nur aus Bewohnern der Gegend besteht: aus Metzgern, Bankangestellten, Lehrern, Bauern, Wirtzleuten oder Familien-Müttern. Er ist wahrhaft schön anzuschauen dieser Chor in seiner bayerischen Tracht, schlicht, unverfälscht, diszipliniert, und gleichzeitig von einem inneren Feuer, dass sich voll in den großen Chören entfaltet. Enoch zu Guttenberg und die Chorgemeinschaft haben in gut fünf Jahrzehnten auf höchstes künstlerisches Niveau den Ruf unserer Region als Kulturlandschaft in die Welt getragen. Sei es mit den Herrenchiemsee-Festspielen, bei zahllosen Einladungen zu Konzerten, Festivals in ganz Deutschland oder bei den vielen Tourneen in ferne Länder.“

Für die Familie zu Guttenberg drückte Karl Theodor zu Guttenberg seine Dankbarkeit gegenüber Neubeuern aus, weil sein Vater in Neubeuern seine Heimat, aber auch sein Glück gefunden hatte, denn mit großem Stolz habe sein Vater diesen Ort wirklich als seine Heimat bezeichnet und das, obwohl er seine Verwurzelung ursprünglich in Oberfranken hatte. Sein Vater habe Neubeuern wirklich geliebt, die Menschen, die Musik und die Kultur in Neubeuern und er habe versucht, diese Liebe auch zurückzugeben.

Vonseiten der Chorgemeinschaft hat Ehrenvorstand Elmar zur Hörst über die Entstehung der Ausstellungsräume gesprochen und die in diesem Zusammenhang erhaltenen Spenden hervorgehoben. Er dankte auch dem Bürgermeister und dem Gemeinderat für die Unterstützung bei der Planung von Denkmal und Museumsraum. Er ließ erkennen, wie viel Arbeit auch seitens seiner Frau Christina zur Hörst zu leisten war, um all das möglich zu machen. Abschließend bemerkte er noch: Das Denkmal selbst, also das Pult, die Partitur, der Dirigentenstab und die Chorleute mit den offenen Mündern, bzw. die Noten stehe auf Neubeurer Urgestein, auf Gestein, das aus dem Felsen des Schlosses  gebrochen ist. Ein wichtiges Sinnbild!

Fotos: Rainer Nitzsche | Impressionen von der Einweihung des Denkmals u.a. mit Landrat Otto Lederer, Alt-Landrat Josef Neiderhell, Bürgermeister Christoph Schneider, 2. Bürgermeister Wolfgang Sattelberger, Mitglieder der Chorgemeinschaft Neubeuern, Familie zu Guttenberg, Altbürgermeister Josef Trost und Hans-Jürgen Tremmel, der Künstlerin des Denkmals Sabine Poll-Plonus, der Gemeindereferentin Gundula Langer, die die Segnung des Denkmals durchführte.


Redaktion

Rainer Nitzsche

Als Webseiten-Entwickler bin ich für die Gestaltung und den technischen Betrieb dieser Plattform verantwortlich und versuche, die Seite ständig aktuell und zeitgemäß zu halten.

Als Reportage-Fotograf möchte ich mit wenigen Bildern wiedergeben, was als geschriebener Text vielleicht Bände füllen würde. Es geht um Ereignisberichte in Bildern. Es gilt, schrittweise und in den richtigen Momenten Entwicklung und Ablauf von Ereignissen festzuhalten, die schließlich in einem Höhepunkt gipfeln. Das bedeutet, meine Fotografien sind sehr oft weniger formell und zeigen den Charakter der Menschen eher in einer pose-freien, authentischen Weise, die nicht inszeniert ist.
Mehr Fotos finden Sie auch auf meiner Webseite unter www.rainernitzsche.de

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