Eine überaus große Trauergemeinde fand sich in Unterwössen ein, um den Ehrenvorsitzenden des Bayerischen Trachtenverbandes Otto Dufter auf seinem letzten irdischen Weg zu begleiten. Viele Leute konnten an der Trauerfeier nicht teilnehmen bzw. sie hätten auch gar nicht mehr in der Pfarrkirche St. Martin Platz gehabt – aus diesem Grund für Alle zum Nachlesen die Ansprachen von Bürgermeister Entfellner, Gauvorstand Huber und Landesvorsitzenden Bertl nachfolgend im Wortlaut.
Nachruf von 1. Bürgermeister Ludwig Entfellner von der Gemeinde Unterwössen
Hochverehrte Geistlichkeit, liebe Trauergäste aus ganz Bayern!
Die Gemeinde Unterwössen trauert um Otto Dufter, einem langjährigen Mitarbeiter der Gemeinde und Motor des öffentlichen Lebens in unserem Dorf.
Ich darf allen Angehörigen, besonders Dir lieber Hilde und den Kindern Annette, Otto und Christa unser aller Anteilnahme aussprechen.
Der Otto war von 1973- 1999, insgesamt 27 Jahre Mitarbeiter im gemeindlichen Bauhof. Er war kein Maschinist sondern als gelernter Schreiner eher auf der gestalterischen Ebene unterwegs. Besonders die gärtnerischen und handwerklichen Arbeiten waren ihm gelegen. In den letzten Jahren als geringfügig Beschäftigter war er als Loipenfahrer unterwegs. Er hat das Dorf mit offenen Augen betrachtet und Missstände auch angesprochen um zu verbessern. Im Miteinander stets kollegial, fleißig und absolut zuverlässig.
Das war der Beschrieb von den 40 Stunden Arbeitszeit in der Woche, aber eine Woche hat wesentlich mehr Stunden. Otto Dufter wird auf Grund seiner Funktionen und Verdienste im Trachtenwesen heute nur auf dieses Segment im Ehrenamt fixiert. Das wäre zu kurz gegriffen
Er war
– Aktiver Fußballer
– Begeisterter Skifahrer
– Gründungsmitglied vom Sportverein
– Im Pfarrgemeinderat in der Kirchengemeinde aktiv tätig
– Mehrere Jahrzehnte bei den 12 Apostel
– Mitglied im Krieger und Soldatenverein
– Fördermitglied der Gebirgsschützen 1974
– Mitglied beim Gartenbauverein
– Blasmusifan und fleißiger Besucher Konzertbesucher
– Am öffentlichen Leben sowie an der Gemeindeentwicklung in allen Belange überaus interessiert und engagiert.
Man könnte jetzt sagen“, wenn zwoa Deggen zusammen geschlagn won hand“ dann war er dabei – Das trifft es nicht wirklich!
Es hat seinen Vorstellungen schon entsprechen müssen, von wem der Gedanke kam war ihm aber zweitrangig.
So sind viele nachhaltige Dinge, federführend durch ihn oder durch seine Mithilfe entstanden:
Der erste Maibaum 1972
Das erste gemeinsame Dorffest 1976
Die Wiedergründung der Theatergruppe, nicht als Funktionär sondern in den Hauptrollen
Neugründung der Historischen und historischen Tanzgruppe, nicht als Funktionär, sondern als Tänzer (mit seiner Frau)
1991 beim Hundertjährigen der erste Volksmusikabend in einem Bierzelt, aus der Nische für das breite Publikum, wegweisend über die Gemeindegrenzen hinweg
Um nur einige Streiflichter zu benennen.
Herausragend bei seinen ehrenamtlichen Tätigkeiten waren natürlich die 30 Jahre Vorstandschaft beim örtlichen Trachtenverein.
Er wurde in die Zeit des Niedergangs und dann des Aufbruchs in unserem Land geboren,
- Wirtschaftswunderzeit
- Touristenboom
- Almtanz „als der Event der damaligen Zeit“ im kleinen Gebirgsdorf
Als guter Schuhplattler ist er auch rund um die Welt gekommen.
Der Kloaheisla, der Halbweise, bei denen es sicher nicht „beim Dach eine gschniem had“
Zurück in der Heimat 1962 ist er mehr oder weniger Übernacht in das Vorstandsamt „gehievt“ worden.
Jetzt in der Verantwortung mit neuen Erkenntnissen gereift, ist ihm bewusst geworden, dass sich die Gebirgstrachtenerhaltungsvereine in Gebirgstrachtenunterhaltungsvereine gewandelt hatten.
Er hat dann nachjustiert, was ihm später oftmals als Kehrtwende vorgeworfen wurde.
Der Mensch lernt fast ausschließlich aus Erfahrungen, am meisten aus den weniger guten. Es hat aber aus Otto Dufter den Mann gemacht, der dann im Chiemgau und später in ganz Bayern im Trachtenwesen maßgebliche, positive Akzente gesetzt hat, wie wir heute noch hören werden.
Wir haben im letzten Jahr Pfarrer Franz Niegel verabschiedet, einige Jahre zuvor den Schmiedhauser Sepp (30 Jahre Bürgermeister) – jeweils verschiedene Posten, Charaktere und Zuständigkeiten.
Was diese Generation gemeinsam hatte, war, dass sie ein Ideal hatten und dieses mit riesen großen Einsatz gelebt haben.
Bis auf wenige Jahre in meinem erwachsenen Leben, war ich bei all seinen Wegen in irgendeiner Weise dabei.
So möchte ich abschließen mit einer kleinen Anekdote: als junger zweiter Vorstand, er war erster und zugleich Gauvorstand habe ich ihm in einem kontroversen Gespräch vorgehalten, dass er zu viel im Gai im „Woas God wo“ unterwegs ist und er sein Dorf nicht vergessen soll – nebenbei gesagt, bin ich dann den gleichen gegangen Weg wie er. Daraufhin war der Aufbau von Spannung förmlich körperlich zu spüren, er bekam wie wir ihn kennen riesengroße Augen und sagte dann:
Erstens bin ich ein Wössner, Zweitens bin ich ein Wössner – Und drittens bin ich nochmal ein Wössner !
Die Gemeinde Unterwössen verliert mit Otto einen außergewöhnlich lebenslustigen, leidenschaftlichen und engagierten Mitbürger.
Wir trauern und sagen recht scheen Dank für alles und Pfiade God
Sollst ruhen in Frieden
Dem Wunsch der Spende für die Trachtenjugend werden wir nachkommen
Nachruf von 1. Gauvorstand Miche Huber, Chiemgau-Alpenverband
Liabe Hilde,
liaba Otto, Anette, Christa, liabe Angehörige, liabe Trauernde.
„As Leben is a kemma und a geh, aba a a geben und a nehma !“
Da Dufter Otto is von uns ganga und hot uns vui gebn dafür gebührt Eahm Dank, Respekt und Anerkennung. Da Gauverband muaß sich heit von einem Idealisten verabschieden der sich wia koa zwoata um de Trachtensache verdient gemacht hot. In den 31 Jahren seines Wirkens hot da Otto den CAV nachhaltig geprägt und da profitieren mia a heit no davo.
Mia trauern heit um an Mo der im Gauverband von:
1965-1971 6 Jahre als Beisitzer von
1972-1974 2 Jahre als 2. Gaukassier von
1974-1977 3. Jahre als 2. Gauvorplattler und von
1977-1997 20 Jahre als 1. Gauvorstand wirkte.
Für diese Verdienste ernannte der Chiemgau-Alpenverband am 8.Mai 1998 in Frasdorf Otto Dufter zum Gauehrenvorstand, der allerhöchsten Auszeichnung des Verbandes.
Am 7.12 1984 erhielt er das Gauverdienstzeichen in Gold.
Im gleichen Jahr, am 19.Juli 1984 wurde beim Gaufest in Bernau die Gaustandarte geweiht, für die sich da Otto federführend eigsetzt hot.
Bei de Wessner Trachtler hot as Schuahplatteln oiwei scho an großen Stellenwert ghobt, und i denk über`s Schuhplatteln is de Trachtensach dann beim Otto zur Lebenseinstellung gwochsn.
Da Otto war ein Lenker, der as Ruada selber in d`Hand gnomma hot, um seine Ideen umzusetzen. Um Entwicklungen zu erkennen muaß ma wia da Otto a Vordenker sei. Mit seinen Fähigkeiten, die er im Chiemgau unter Beweis gstellt hot, hot er sich überregional hohes Ansehen erworben drum is er dann a braucht worden, um an Bayerischen Trachtenverband zu führen.
Mit da Hilde hot er a Frau gsucht und gfunden de zu eahm paßt hot, dass dia z`ammkemma sand war koa Zufall!
Liabe Hilde, es ist mir ein Anliegen an dera Stelle a Dir zum danken für den Rückhalt, für deine fundamentierte Ratschläge, für dei Unterstützung wodurch Du an Otto gestärkt host.
Für mi waren de 6 Jahren im Gauausschuss unter seiner Führung eine Bereicherung, ein Gewinn ois Trachtler. Da Dufter Otto war aber vorher scho für mi ein Vorbild, der mia vui Kraft gab, ja er hot junge Leit motivieren und begeistern kenna.
Vor guad zwoa Wocha haben man no ausgiebig und guad miteinander über de Trachtensach gratscht, i hob as G`fui ghobt dass uns des a guad do hot.
Bei all meinen Besuchen in letzter ZeitI hob i den Eindruck ghobt, da Otto war mit sich im Einklang.
„As Leben is a kemma und a geh!“ ja, und jetzt hot a geh miaßn da Dufter Otto, mit der Gewissheit Bleibendes hinterlassen zu haben.
Liaba Otto, i ko grod vom Herzen Vergelt`s Gott sogn !
In Dankbarkeit hot da Chiemgau-Alpenverband Dir einen Kranz ans offene Grab gelegt,
Ruah in Frieden !
Nachruf von Max Bertl, 1. Landesvorsitzender Bayer. Trachtenverband
Liebe Hilde, liebe Familie, werte Trauergäste.
Der Tod eines geliebten Menschen ist die Rückgabe einer Kostbarkeit die uns Gott geliehen hat. Nach einem Leben voller Tatkraft, mit einer gradlinigen, aufrichtigen Meinung und besonders mit einer unbändigen Liebe zur Heimat und Tracht muss sich der Bayerische Trachtenverband von seinen geschätzten Ehrenvorsitzenden Otto Dufter verabschieden. Er war mir ein guter Freund. Wir alle haben mit ihm und der Familie gehofft und begleitet im Gebet – doch Gottes Ratschluss war anders. Es ist schwer mit wenigen Worten Otto’s trachtlerischen Lebensweg zu beschreiben.
Er war Trachtler mit seiner Frau 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche und das im ganzen Jahr. Nach vielen Jahren Vereinsvorstand und Gauvorstand hat er von 1994 an 17 Jahre den Bayerischen Trachtenverband zielführend vertreten und ihm seine Prägung gegeben.
Mit unzähligen Verhandlungen und viel Geschick gelang ihm 2002 die Verschmelzung der beiden Bayerischen Trachtenverbände.
Im Jahr 2004 hat er das Projekt Holzhausen auf dem Weg gebracht. Aber bei aller Notwendigkeit hat es ihn und der Hilde viele schlaflose Nächte bereitet. Trotz all den Widrigkeiten konnte er doch bald feststellen, dass seine Entscheidung wertvoll, wichtig und richtig war und er sich mit Holzhausen ein Denkmal gesetzt hat. Mit viel Aufwand und Fingerspitzengefühl ist es ihm und seiner Frau zu verdanken dass der Bayerische Trachtenverband eine großzügige Spende erhalten hat.
Sein Selbstbewusstsein, seine Offenheit und sein starker Wille öffneten ihn die Türen zu den Ministerien, in die Staatskanzlei, zur Diözese sowie zu den Bezirken und genoss großes Ansehen, was sich auf den Trachtenverband übertrug.
So durfte er mit aller Berechtigung viele große Ehrungen entgegen nehmen.
1999 Verleihung des Bundesverdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland.
Darauf folgte 2003 der Bayerisch Verdienstorden.
Da er auch über die Landesgrenzen hinaus freundschaftliche und gute Verbindungen mit Österreich pflegte wurde er 2003 mit der Goldenen Verdienst-Medaille des Bundes der Österreichischen Trachten und Heimatverbände ausgezeichnet.
2005 folgte die Bezirksmedaille in Gold vom Bezirk Oberbayern.
2008 die Medaille Pro Meritis Scientiae Litterarum für seine trachtlerische Lebensleistung vom Kultusministerium.
2011 wurde er vom Bayerischen Trachtenverband bei einem Ehrenabend zum Ehrenvorsitzenden ernannt und 2013 mit der Lehrer- Vogl-Medaille in Gold ausgezeichnet.
2011 wurde er Ehrenmitglied vom Deutschen Trachtenverband
2012 Ehrenmitglied vom Landesverband Schleswig – Holstein.
Von der Bayerischen Einigung bekam er 2014 den Konstitutionstaler.
2014 bekam er die Karl-Grübel-Medaille in Silber vom Deutschen Trachtenverband.
Eines seiner Höhepunkte war die große Trachtenstern – Wallfahrt 2008 nach Altötting zum 125 jährigen Jubiläum der Gründung des ersten Trachtenvereins. Der Glaube hat ihn durch das Leben begleitet.
Vor wenigen Wochen zeigte der Verstorbene noch seine tiefe Verbundenheit zu uns Trachtlern, in dem er ein Fahnenband für die neu geweihte Standarte stiftete, das seine Frau in Vertretung von ihm an die Standarte heftete.
Nun wollen wir ihn zu seiner neuen Heimat begleiten – losgelöst von Sorgen, Ängsten und Schmerzen. In unseren Herzen wird er weiterleben, der Herr möge ihm alles vergelten was wir auf Erden nicht vermochten.
Lieber Otto Vergelts Gott und Ruhe in Gottes Frieden.
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