Der Kreisfachberater für Gartenbau und Landschaftspflege im Landratsamt Berchtesgadener Land, Josef Stein, informiert, dass im Herbst vergangenen Jahres 159 Bodenproben mithilfe des Kreisverbands für Gartenbau und Landschaftspflege BGL gezogen wurden. Die Laborergebnisse zeigen, dass die Mehrheit der Bodenproben zu hohe bis sehr hohe Nährstoffgehalte aufweisen, die Gartenböden sind mehrheitlich überdüngt. Dies scheint im ersten Augenblick zu überraschen, da die wenigsten „Gartler“ mit synthetischen Volldüngern arbeiten. Doch auch Mist und Kompost enthalten eine hohe Konzentration an den Hauptnährstoffen Phosphor, Kali und Magnesium. Deshalb sollte man innerhalb eines Jahres pro Quadratmeter auf dem Gemüsebeet nicht mehr als 3 Liter, auf Rasen nicht mehr als 2 Liter und unter Obstbäumen nicht mehr als 1,5 Liter Kompost ausbringen.
Stickstoff als „Motor des Pflanzenwachstums“ kann nur sehr aufwändig im Boden gemessen werden und sickert mit dem Regen- und Gießwasser leicht in tiefere Bodenschichten. Deshalb ist im Frühjahr eine Stickstoff-Langzeitdüngung in Form von Hornspänen oder Schafwollpelletts sinnvoll. Diese werden langsam abgebaut und geben stetig kleine Mengen Stickstoff an die Pflanzen ab. Beim Blick auf die Verteilung der einzelnen Nährstoffe in den 159 genommenen Proben fällt auf, dass der Anteil von Magnesium in allen Proben hoch oder sehr hoch ist. Dies ist auf das magnesiumhaltige Kalkgestein im Berchtesgadener Land zurückzuführen und beeinträchtigt das Pflanzenwachstum nicht. Allerdings sollte bei mineralischer Düngung auf Dünger mit zusätzlich Magnesium verzichtet werden. Über drei Viertel der Proben weisen einen hohen bis sehr hohen Phosphorgehalt auf. Zwar ist Phosphor wichtig für gesundes Wachstum und maßgeblich für eine gute Entwicklung von Blüten, Früchten und Samen verantwortlich und sollte immer für die Pflanze verfügbar sein, doch ein zu viel des Guten kann auch negative Auswirkungen haben. Zum einen wird auch Phosphor ausgewaschen und beeinträchtigt die Umwelt, speziell Fließgewässer und Seen, negativ. Zum anderen kann es passieren, dass andere Nährstoffe durch das Überangebot an Phosphor von den Pflanzen nicht mehr aufgenommen werden können. Bei der Hälfte der Böden hingegen ist zu wenig Kali enthalten. Kali ist verantwortlich für die Wasserversorgung der Pflanze und beeinflusst dadurch Stabilität, Abwehrkräfte und die Fruchtqualität. Stippige Äpfel und der „Grünkragen“ an Tomaten sind z. B. auf Kalimangel in der Frucht zurückzuführen.
Kali sollte in den Nutzgartenböden also nicht fehlen. Aber Vorsicht: Den Kalibedarf ausschließlich mit Volldünger, Mist oder Kompost zu decken, führt automatisch zur Überversorgung mit Phosphor. Eine Frühjahrsdüngung mit einem reinen Kalidünger aus dem Fachmarkt kann das Problem lösen. Auch in Hausmitteln wie Brennessel-Beinwelljauche ist viel Kali enthalten und für den biologischen Gärtner eher zu empfehlen.
Bei Fragen bezüglich Düngebedarf, Kompost oder jeglichen Gartenthemen können sich Interessierte gerne vom Kreisfachberater für Gartenbau und Landschaftspflege unter 0049 8651 773-853 oder josef.stein@lra-bgl.de beraten lassen.
Fotos:
Bild 1: Nährstoffverteilung: Nährstoffverteilung der 159 Bodenproben. Magnesium (orange) ist in allen Proben viel bis sehr viel enthalten, der Phosphorgehalt ist in drei Vierteln der Gärten sehr hoch und Kali ist meist zu wenig vorhanden.
Bild 2: CO2-64: Höchsten 3l pro Quadratmeter sollten im Frühjahr in das Gemüsebeet eingearbeitet werden.
Bericht und Bilder: LRA Berchtesgadener Land