Wenn die Tradition des Bauerngartens auf das Fachwissen einer Floristin trifft, ergibt das ein buntes Blütenmeer am Bauernhof. So wie am „Buchnahof“ im oberbayerischen Surberg: Dort kümmert sich Renate Mix mit viel Liebe um ihre vier Männer, 43 Milchkühe und unzählige Blumen, Stauden, Gemüse- und Kräuterpflanzen. Und das will sie auch in Zukunft tun: Gemeinsam als Familie haben sie sich für einen kostenintensiven Neubau eines Laufstalls und damit für eine Zukunft in der Landwirtschaft entschieden.
Die ersten goldenen Sonnenstrahlen im Rücken arbeitet sich Renate Mix von den apricotfarbenen Rosen zu den roten Lupinen vor. Die 45-Jährige zwickt das Verblühte an den über ein Meter hohen Blütenkerzen ab und wirft es in eine Zinkwanne, die sie sich neben das Beet gestellt hat. Langsam erreichen die wärmenden Sonnenstrahlen das Bauernhaus mit den Holzbalkonen, den grünen Fens-terläden und den roten Geranien. „Ohne Fleiß kein Preis“ ist in der Mitte des ersten Balkons eingeschnitzt und prangt so über der Haustür, die die Bäuerin der Molkerei Berchtesgadener Land bei ihrer frühmorgendlichen Gartenarbeit im Blick hat. Üppig blühen pinke Rosen, lila Akeleien, rosa-weißer Phlox und lilablaue Glockenblumen. Dunkelgrüne Funkien harmonisieren das prächtige Farb-spiel. Die zwei Staudenbeete zieren fast die gesamte Hauslänge entlang der Terrasse vor dem Bauernhaus. Und doch bilden sie nur einen Teil des bunten Blütenmeers am auf 600 Höhenmeter gelegenen „Buchnahof“.
Alte Pflanzen und neue Wege in der Landwirtschaft
Als Arbeit empfindet die Bäuerin ihren großen Bauerngarten aber nicht. „Des mach ich einfach gern“, sagt sie. Gerade in unruhigen Zeiten wie diesen, „gartelt“ sie auch für die Seele. „Die im Bauerngarten anfallenden Aufgaben gehen der Floristin auch leicht von der Hand, weil sie seit eh und je dazugehören. „Viel hat mir mei Mama schon gezeigt“, erzählt Renate Mix. Schließlich ist sie mit diesem Garten aufgewachsen. 2013 hat die gelernte Floristin mit ihrem Mann Christian den Hof von ihren Eltern übernommen. Während manche Pflanzen wie die purpurfarbene, vier Meter hohe Weigelie mitten im Garten alle Zeiten überdauert, gibt es Dinge, die geändert werden müssen, um weiter bestehen zu können: So wie der Stall für die mittlerweile 43 Kühe der Bauernfamilie. „Der alte Stall war baufällig und wir mussten entscheiden, ob wir mit der Milchwirtschaft aufhören oder weitermachen“, erinnert sich Christian Mix. Sie haben sich gemeinsam als Familie fürs Weitermachen und für den Neubau eines Laufstalls entscheiden. In enger Abstimmung mit der Molkerei Berchtesgadener Land, an die sie seit dem Stallneubau 2019 ihre Milch liefern, haben sie einen modernen Laufstall mit viel Licht, Luft und Bewegung für ihre Kühe gebaut. „Für mehr Tierwohl und für eine Zukunft für die Jugend“, betont Christian. Korbinian, der älteste der drei Söhne, besucht derzeit die Landwirtschaftsschule und will später den Hof übernehmen. „Beim Garten helf‘ ich ihm dann schon noch“, sagt Renate mit einem Augenzwinkern. Schließlich gibt es auf einem Bauernhof genug Arbeit für alle Generationen.
Bis der Älteste den Hof übernimmt wird wohl auch das direkt vor dem neuen Laufstall angelegte Beet üppig bewachsen sein. Rote Nelken, grün-gelber Frauenmantel und eine dunkelgrüne Zierkiefer hat die gelernte Floristin schon eingepflanzt. „Da blüht jetzt nicht so viel, aber es ist doch einfach schön, wenn überall ein bisschen was ist“, sagt Renate Mix lächelnd. Die Auswahl der Pflanzen hat sie mit Bedacht getroffen: Die widerstandsfähigen, mehrjährigen Nelken und der Frauenmantel werden den Boden um die kleine Kiefer schnell bedecken und alle drei der Sonne und dem Wind an der Ecke beim Laufstall trotzen. Unkraut hat dort schlechte Karten und Renate ein Beet weniger zum Ausgrasen. „Über frisches Gras freuen sich nur unsere Kühe“, lacht sie. Der Misthaufen gegenüber hingegen freut den Kürbis, der dort direkt auf dem natürlichen Nährboden wächst. Mit einer Schubkarre holt sie sich noch natürlichen Dünger für das Gemüse-Hochbeet. Auf dem Weg zurück vom Laufstall zum Hochbeet bleibt Renate Mix nochmal am Beet vor der Terrasse stehen. Sie stützt die schweren weißen Blüten der Pfingstrose mit einem Staudenring vor dem nächsten Regenschauer. Die Beete an der blumengeschmückten Hausseite entlang bestehen vorwiegend aus mehrjährigen Stauden. „Die kümmern sich fast um sich selbst und es blüht zu jeder Jahreszeit etwas“, sagt Renate Mix.
Die Inseln im Bauerngarten
Das für einen Bauerngarten typisch geordnete Durcheinander hat die Blumenfachfrau in einzelne Inseln locker aufgelöst: das blühende Staudenbeet um die Terrasse, das von ihrem Mann als gelernter Zimmerer selbstgebaute teiloffene Gewächshaus für die Tomaten und Gurken, das Salat- und Kräuterbeet am Hauseck. Gelbe Rosen und Lupinen umgeben das Kräuterareal zur Seite des Pferdestalls hin, eine rote Kletterrose und rote Nelken bilden den blühenden Übergang zur Hausseite. Hier gedeihen Blüh- neben Nutzpflanzen. Das bringt nicht nur Farbe ins Kräuterbeet, sondern auch in den Salat. So zupft Renate, wenn sie einen Salatkopf holt nicht nur Schnittlauch, sondern auch noch ein paar Blüten der dort extra für diesen Zweck angepflanzten Hornveilchen. Kräuter und Blühpflanzen sind dabei auch so nebeneinandergesetzt, dass sie auf natürliche Weise Schädlinge vertreiben: So schützen die roten Nelken den grünen Kopfsalat vor Schnecken.
Das tun auch die beiden Laufenten der Familie Mix. Der Senior Hans lässt die beiden aus dem Stall, die erst zögernd dann laut quakend loswatscheln. Renates Vater geht derweil weiter zum zweiten kleinen Stall, der hinter einem – natürlich üppig bepflanzten – Gartenhäuschen mit modernen Lounge Möbeln versteckt ist. Dort füttert er die 14 Hühner. In den beiden großen Ställen für die Kühe und Pferde war er heute schon: Die zwei Kaltblüter hat er frühmorgens auf die Weide gebracht und anschließend seinem Schwiegersohn und seinem Enkel bei der Stallarbeit geholfen. Drei Generationen auf einem Hof und in einem Stall – ein typisches Bild für die Landwirtschaft im Alpenraum. So holt die Molkerei Berchtesgadener Land die Milch von insgesamt 1.800 familiengeführten Bauernhöfen zwischen Watzmann und Zugspitze ab.
Nach der getanen morgendlichen Arbeit gibt es dann erstmal Frühstück – für Renate, ihre Mama, die fünf Männer und die Rosen. Letztere bekommen jeden Morgen den Kaffeesatz, so bleibt der Boden sauer und garantiert in langer Zukunft eine üppige Blütenpracht am Buchnahof.
Renates Tipps:
Blumenstrauß arrangieren: Gut 10 bis 15 Blumen braucht man für einen schönen Blumenstrauß. Bei der Auswahl an Gartenblumen sind keine Grenzen gesetzt. Renates Tipp: Eine große Blüte wie beispielsweise die der Pfingstrose als Mittelpunkt wählen, die anderen Blüten etwas unterhalb darunter platzieren. Große Blätter von Grünpflanzen wie die der Funkien als Rahmen des Straußes darunterlegen und mit einem Bindegrün fixieren.
Kahle Ecken verschönern: In jedem Garten gibt es diese eine unschöne Ecke, die schnell und unkompliziert verschönert werden sollte. Das geht ganz einfach mit einer Blühwiese – die kümmert sich nach der Aussaat um sich selbst, begrünt schnell eine sonst kahle Stelle und tut als Buffet für Bienen, Schmetterlinge und Co. dabei auch etwas für die Artenvielfalt. Dazu eine Blühwiesenmischung auf ausgemagertem Boden (mit Sand und Steinen) an einer sonnigen Stelle aussähen. Nach der Aussaat so lange gießen bis die ersten Pflänzchen gewachsen sind. Zwei Mal im Jahr mähen und den Schnitt noch 2-3 Tage an der Stelle liegen lassen für eine natürliche Aussaat. In der Alpenregion erfolgt der erste Schnitt frühestens Ende Juni.
Gartengestaltung: In Renates Bauerngarten blüht es von Frühling bis Herbst an jeder Ecke – mehrjährigen Pflanzen und Stauden sei Dank. Neben der bunten Blumenpracht gibt es in dem Bauerngarten aber noch vielmehr zum Bestaunen: In allen Beeten findet sich eine nette Kleinigkeit wie getöpferte Schildchen oder Blumenstecker mit Herzen oder Feen. Renates Tipp: Die Beete nicht mit bunten Dekorationen überladen. Naturbelassene oder dezent farbige Accessoires reichen als charmanter Blickfang aus. Der Fokus soll auf den Farben der Blüten bleiben.
Brennnesselsud: Tipp von Renates Mama Maria: Ein selbstangesetzter Brennnesselsud eignet sich als Dünger für die Geranien. Dazu frisch gepflückte Brennnesseln mit heißem Wasser übergießen und an einem sonnigen Platz in einem geschlossenen Gefäß durchziehen lassen. Maria verwendet eine länger gegorene Mischung nach circa 14 Tagen. Dann aber niemals pur einsetzen, sondern wie einen Dünger zum Gießwasser geben.
Text und Fotos: Milchwerke Berchtesgadener Land