Leitartikel

Zum Start in Regensburg: Blick in die Post-Geschichte

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Wie berichtet  startet am Sonntag, 4. Juni die Historische Postkutsche vom Samerberg um 11 Uhr am Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg. Dazu nachfolgend ein Beitrag zur Geschichte des Postwesens sowie anbei Informationen zum Streckenverlauf.

Hinweis: Michael Sattlberger, Erbauer der Postkutsche, ist unterwegs erreichbar unter 0170-1673580.

„Die Post“ – eine kulturhistorische Leistung des Hauses Thurn und Taxis

Vor 533 Jahren im Jahr 1490 fing alles an. Unter den Habsburgern mit Kaiser Maximilian I wurde das internationale Postwesen eingerichtet und der Kaiser stellte die Familie Taxis hierfür unter seine Dienste.

Franz von Taxis (siehe Bild) kam der Verdienst zu, die fest bestellten Postlinien einzurichten.  Er war der mutige und kluge und herausragende Begründer für das, was man heute noch unter dem Begriff „Post“ bezeichnet. Die Idee war geboren im Jahr 1489 und schon ein Jahr später ist die erste Postlinie von Innsbruck, dem Sitz des Kaisers Maximilian, nach Niederlande, wo sein Sohn Philipp residierte, eingerichtet. Es wurden Posthalterstellen bestimmt im Abstand von fünf Meilen (ca. acht Kilometer) zueinander und diese mit Boten bestellt (die Geschichte der Postwirtschaften). Näherte sich die Postkutsche der nächsten Herberge wurde unterwegs schon, in entsprechender Hörnähe, ins Posthorn geblasen, damit bei der zu erwartenden Station schnell und ohne Verzug die Rösser und gegebenenfalls auch die Kutscher getauscht werden konnten.  Nur so war es möglich, eine Briefsendung z.B. von Innsbruck nach Rom innerhalb von fünf Tagen zu bewältigen.

Darüber hinaus wurden zeitnah und vorrangig die westlichen Gebiete des wohlhabenden habsburgischen Reichs mit Postlinien ausgebaut – unter anderem bis  ins Schweizerische hinein und mit   Innsbruck und Brüssel als Mittelpunkt. Zudem wurde ein Abkommen durch König Philipp 1505 vereinbart, in dem sich der Gründer und Postobermeister Franz von Taxis für 12000 Livres als jährliche Entschädigung verpflichtet, eine extra höfische Postverbindung zwischen den Niederlanden, dem Hofe Maximilians in Deutschland, der Residenz des französischen Königs und dem spanischen Hofe einzurichten und  für deren Unterhalt zu sorgen.Hierzu wurde sogar die Beförderungsgeschwindigkeit festgelegt: Briefe von Brüssel nach Innsbruck 5 ½ Tage, im Winter 6 ½ Tage oder von Brüssel nach Paris in 44 Stunden, nach Lyon vier Tage, nach Granada (ganz im Süden Spaniens) 15 Tage. Zu diesem Vertrag übernahm all die Verantwortung Franz von Taxis persönlich – siehe Bild.

Ständig waren Aufschwung und neue Blütezeiten im taxischen Postbetrieb, der von der Nord-Ostsee bis zur Adria reichte. Doch um 1646 nach den Kriegswirren gab es erstmals Einbußen. Es folgten turbulente Zeiten in den folgenden Jahrhunderten. Dann begann um 1701 der Spanische Erbfolgekrieg.  Die Franzosen besetzten die Stadt Brüssel. Und das Fürstenhaus wich der Gewalt der Waffen und siedelte in die Reichsstadt Frankfurt über, wo diese eine der vornehmsten kaiserlichen Poststationen besaß. 1748 wurde nach Regensburg in die Residenz übersiedelt. Die Ausstattung, der Prunk war ebenbürtig mit Frankfurt mit umfangreichem Hofstaat und eigener Hofmusik. Bis heute gilt die Musiksammlung aus dem Hofe als die bedeutendste aus dieser Mozartzeit.  Vor dem Ausbruch der Französischen Revolution 1789 hatte die Thurn- und Taxische Reichspost ihre größte Blüte in Mitteleuropa erreicht.

Der Abwärtstrend führte 1806 zur Auflösung der Reichspostverfassung. Nur noch in Bayern wurde dem Fürsten Thurn und Taxis die Würde des Reichsoberhauptpostmeisters belassen, um das bayerische Postwesen jetzt in Staatsregie weiterführen zu können. Als Abfindung in Bayern erhielt das taxische Fürstenhaus Geldbeträge und das Schloss St. Emmeram in Regensburg. Dieses wurde über mehrere Jahrzehnte von den Taxis umgebaut und teils neugebaut. Es zählt heute noch zu den edelsten und vornehmsten neugotischen Fürstenmausoleen Deutschlands.  Im Jahr 1815 wurde auf dem Wiener Kongress eine Wiedereinrichtung der taxischen Post für größere Gebiete innerhalb des Deutschen Bund errichtet.  Ab 1852 brachte die Thurn und Taxis Post ihre ersten Briefmarken auf den Markt. Der Vorteil: das Porto mußte im Voraus bezahlt werden.

Aber dann – im Jahr 1867 – kam das endgültige Aus für die taxische Post nach 377 Jahren.

Auch aus heutiger Sicht waren das mutige und gigantische Unternehmungen der Thurn und Taxis. Dank der enormen Besitztümer hat das Fürstenhaus Thurn und Taxis den Verlust der Post ohne wirtschaftlichen existenziellen Schaden gut überstanden.

Diese geschichtlichen Texte wurden von Michael Sattelberger gekürzt zusammengefasst und stammen aus der Hofbibliothek Schloss St. Emmeram vom Buchautor Dr. Peter Styra.

Repro: Franz von Taxis  aus dem Thurn und Taxis Zentralarchiv   –  Fotos: Rainer Nitzsche – die Samerberger Postkutsche unterwegs


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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