Kirche

Zum Gründonnerstag in der Karwoche

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Karwoche – Gründonnerstag

Mit dem Palmsonntag beginnt die Karwoche. Die Frage, warum Ostern jedes Jahr anders fällt, ist einfach erklärt: Ostern fällt auf den ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond (Als Frühlingsanfang gilt in der Kirche immer der 21. März). Dieses Jahr werden wir den Frühlingsvollmond am 25. März bewundern können und das Osterfest damit am 31. März feiern.

Ein fester Bestandteil der Karwoche ist der Gründonnerstag. Woher der Name „Gründonnerstag“ kommt, ist nicht eindeutig geklärt und es gibt mehrere Theorien für die Erklärung des Namens: Eine  häufig genannte, ist die Herleitung von den mittelhochdeutschen Wörtern „gronan“ oder „grînen“, was so viel bedeutet wie weinen, wehklagen.

Der Gründonnerstag ist zwar nicht wie der Karfreitag ein gesetzlicher Feiertag, hat jedoch als Gedächtnistag des letzten Abendmahls und der damit verbundenen Einsetzung der Eucharistie durch Jesus selbst einen hohen Stellenwert in der Liturgie.  Schon am Vormittag des Gründonnerstags feiern die Priester in ihrem Dekanat die Chrisam Messe. Dort werden traditionell die heiligen Öle (Katechumenenöl für Taufbewerber, Krankenöl und Chrisamöl für Taufe, Firmung, Priesterweihe etc.) geweiht.

Nach den biblischen Überlieferungen feierte Jesus am Vorabend seiner Verhaftung mit den Jüngern das Pascha-Fest. Dabei brach Jesus das Brot und teilte den Wein aus und gab ihnen den Auftrag, dies in Zukunft zu seinem Gedächtnis zu tun. Im Johannesevangelium wird zudem berichtet, wie Jesus als Zeichen der Nächstenliebe den Jüngern die Füße wusch. Noch heute wird in vielen Gemeinden von den Seelsorgern das Ritual der Fußwaschung als Symbol der Nächstenliebe vollzogen: Firmlinge, Kommunionkinder, die ältesten der Pfarrgemeinde, Pfarrgemeinderatsmitglieder, insgesamt 12 Personen stellen sich hier zur Verfügung. Auch für die Ministranten beginnt jetzt eine aufregende Zeit. Dürfen sie doch an allen Tagen der Karwoche vollzählig die Gottesdienste begleiten. Bei der Messe vom letzten Abendmahl am Gründonnerstag, wenn das Gloria gesungen wird, dürfen nochmals alle Glocken kräftig geläutet werden. Diese verstummen dann bis zum Gloria in der Osternacht.  Im Volksmund sagt man, diese „fliegen nach Rom“ um sich den päpstlichen Ostersegen abzuholen. Jetzt übernehmen die Ratschen mit ihrem Knattern die Funktion der Glocken.

In der Pfarrgemeinde Bayerniederhofen steht die Ratsche oben auf dem Kirchturm von St. Michael. Ehemalige Ministranten aus der Pfarrgmeinde  lassen sich auch bei zugigem, kaltem Wetter auf dem Kirchturm nicht nehmen, die Ratsche kräftig zu drehen und damit in der Karwoche die Gläubigen zum Gebet zu rufen.

Es gibt aber auch außerhalb der Kirche schöne Bräuche um den Gründonnerstag. Einer davon ist die Neun-Kräutersuppe. Traditionell sollten neun Wildkräuter in die Suppe, da die Zahl Neun die Potenz der Zahl Drei ist, also der göttlichen Trinität (Vater, Sohn und Heiliger Geist). Die Auswahl der Kräuter ist unterschiedlich, je nachdem wie früh oder spät die Karwoche ist. Zum Beispiel wird Bärlauch, Brennessel, Giersch, Gänseblümchen, Löwenzahnblätter, Sauerampfer, Brunnenkresse, Gundermann oder Scharbsockkraut verwendet. Es sind alles Kräuter, die kräftigend wirken und die leeren Speicher im Körper nach dem Winter mit Vitaminen und Spurenelementen versorgen. Schon seit dem 14. Jahrhundert ist zu lesen, dass am Gründonnerstag besonders grünes Gemüse und grüne Kräuter gegessen wurden. Dies steht nicht nur im Einklang mit den allgemeinen Fastenvorschriften für die Karwoche, sondern auch in Verbindung mit vorchristlichen Vorstellungen, dass dadurch die Kraft des Frühlings und eine Heilwirkung für das ganze Jahr aufgenommen werde.

Eine besondere Bedeutung hat für mich auch das Schlüsselblümchen. Einer Legende nach hat der Himmelspförtner seinen Nachtschlüssel versehentlich auf die Erde fallen. Sofort lässt er von einem Engelchen den Schlüssel holen. Durch die Berührung des himmlischen Schlüssels mit der Erde entstand das gelbe Blümlein. Wenn nun eine Blüte von dem Pflänzchen gegessen wird, schließt diese die Heilkraft aller anderen Kräuter für den Körper auf.

Und hier noch ein Rezept für die gesunde Wildkräutersuppe:

1 Zwiebel und 2 Kartoffel sehr fein schneiden und in 2 EL Öl andünsten. Mit Gemüsebrühe angießen und gut 5 Min. köcheln lassen. Mindestens 3 Handvoll Kräuter klein schneiden und hinzufügen. Unter Rühren aufkochen und 5 Minuten kochen. Mit dem Pürierstab fein pürieren. Nach Geschmack mit Salz, Pfeffer und Sahne abschmecken. Mit Gänseblümchenköpfchen verziert, servieren.

Ein Beitrag mit Bildern von Moni Zink, Obere Lechgau-Verband

 

 


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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