Kirche

Zahlen und Fakten der Erzdiözese München-Freising

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Erzdiözese legt Jahresabschluss 2023 und Haushalt 2024 vor  –  Generalvikar Klingan: „Notwendige Priorisierung ist Chance, deutlich zu machen, wofür Kirche positiv steht“-  Amtschefin Herrmann: „Wir investieren in die Zukunft“

Die Erzdiözese München und Freising hat im Rahmen ihrer jährlichen Finanzpressekonferenz am Donnerstag, 18. Juli, ihren Jahresabschluss und Lagebericht 2023, den Haushalt 2024 sowie Jahresabschlüsse, Lageberichte und Haushalte weiterer wichtiger Rechtsträger im Erzbistum vorgelegt. Die Rechnungslegung erfolgte wie seit dem Jahr 2015 gemäß den Vorgaben des Handelsgesetzbuches (HGB).

Aufgrund einer „in Teilen herausfordernden aktuellen Finanzlage der Erzdiözese“ geht es nach Ansicht von Christoph Klingan, Generalvikar der Erzdiözese München und Freising, „jetzt darum, Schwerpunkte zu setzen und im Gegenzug auch manches zurückzufahren“. In einer solchen Priorisierung liege aber, betonte Klingan bei der Vorstellung der Finanzberichte und -planungen, „eine echte Chance. Denn wenn wir das, was wir machen und anbieten, richtig, also mit vollem Einsatz und kraftvoll tun, kann auch wieder deutlicher werden, wofür wir als Kirche positiv stehen.“  Man werde zwar „künftig nicht mehr alles machen können“, so der Generalvikar: „Aber was wir machen, das wollen wir wirkungsvoll machen.“

Als ein Beispiel nannte Klingan das am vergangenen Dienstag eingeweihte Trauerpastorale Zentrum der Erzdiözese am Münchner Ostfriedhof: „Wir schaffen damit ein Angebot, das allen Trauernden offensteht und mit dem Kirche eine ihrer Kernaufgaben – Menschen in schwierigen Lebenssituationen zu begleiten und zu unterstützen – erfüllt.“ Ein weiteres „Leuchtturmprojekt“ sei die Neugestaltung und Weiterentwicklung am Freisinger Domberg. Mit dem neuen Gästehaus als Seminar- und Tagungszentrum der Erzdiözese, für das vor wenigen Wochen der Grundstein gelegt wurde, schaffe die Erzdiözese einen Ort der „Bildung, Kultur, Begegnung – das gehört alles zu den Bereichen, in denen wir als Kirche weiter Akzente setzen wollen“, sagte der Generalvikar. Dass hier ein großes gesellschaftliches Interesse bestehe, beweise das Diözesanmuseum auf dem Freisinger Domberg, so Klingan: Seit seiner Wiedereröffnung habe es gezeigt, „wie relevant wir als Kirche in dieser Gesellschaft mit unserem Angebot wahrgenommen werden können“.

Entscheidend für die „Lebendigkeit der Kirche“ seien vor allem die „Menschen, die sich aktiv einbringen, und dazu gehören ganz wesentlich Ehrenamtliche“, unterstrich Generalvikar Klingan. Das ehrenamtliche Engagement werde deshalb auch im Rahmen der Ausgestaltung der Gesamtstrategie der Erzdiözese in den Blick genommen, etwa mit der Entwicklung einer eigenen Internetplattform mit Informationen und Angeboten für Ehrenamtliche. In diesem Zusammenhang verwies Klingan auch auf die im Herbst neu zu wählenden Kirchenverwaltungen, deren ehrenamtliche Mitglieder eine tragende Rolle bei Entscheidungen über Personal, Finanzen und Immobilien in den Pfarrkirchenstiftungen spielten. Zugleich gelte es mit den Hauptamtlichen trotz Fachkräftemangels „vor Ort präsent“ zu bleiben, „bei den Menschen“, so der Generalvikar. Dafür habe die Erzdiözese Anfang des Jahres mit einer entsprechenden Reform die Dekanate als mittlere Ebene in ihren Kompetenzen gestärkt. So sei eine noch bessere Vernetzung und wirkungsvollere Präsenz des pastoralen Personals möglich.

Als wichtiges Themenfeld, „in dem wir nicht nachlassen werden“, benannte Klingan die Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch und die Prävention. Nachdem sich der Betroffenenbeirat kürzlich für eine weitere Amtsperiode neu konstituiert und eine zweite, von der Erzdiözese unterstützte Radreise von Missbrauchsbetroffenen unternommen wurde, sei es auch „als positives Zeichen“ zu werten, dass sich die unabhängige Aufarbeitungskommission für die Erzdiözese für eine zweite Amtszeit konstituiert habe: „Die vier uns von der bayerischen Staatsregierung benannten Expertinnen und Experten haben ihre Bereitschaft zur weiteren Mitwirkung in dem Gremium bekundet, auch, weil sie wahrnehmen, dass sich in diesem Bereich in der Erzdiözese in den letzten Jahren wirklich allerhand getan hat.“

Abschließend führte Klingan noch die Jugendarbeit als weiteren Schwerpunkt kirchlichen Handelns in der Erzdiözese an. Dieser Bereich werde stark nachgefragt, wie die jüngste Kirchenmitgliedschaftsstudie gezeigt habe. Mit der finanziell von der Erzdiözese unterstützten Internationalen Ministrantenwallfahrt, zu der Ende Juli allein aus dem Erzbistum rund 5000 Ministrantinnen und Ministranten aufbrechen, stehe ein „Höhepunkt“ an, der im Rahmen der Finanzpressekonferenz auch von der Diözesanjugendseelsorgerin Johanna Gressung, der Projektleiterin für die Wallfahrt, Uschi Wieser, sowie einem Ministranten vorgestellt wurde. Die Erzdiözese fördere die Jugendarbeit mit den entsprechenden hauptamtlichen Mitarbeitenden und „der stetigen Fortentwicklung der Strukturen, etwa der Schaffung der so genannten Bases in München“ als neuen zentralen Anlaufstellen, erklärte Klingan. So sei Jugendarbeit „im Erzbistum lebendig und in Bewegung, wie nicht zuletzt kürzlich auch wieder die 72-Stunden-Aktion des BDKJ gezeigt hat“.

Anschließend an die Ausführungen des Generalvikars betonte die Amtschefin des Erzbischöflichen Ordinariats, Stephanie Herrmann, die Erzdiözese stelle zwar „Dinge auf den Prüfstand, aber wir investieren auch in die Zukunft“. Bei der Ressourcenplanung nehme die Erzdiözese insbesondere die Gebäude in den Blick; so sei im Rahmen der Gesamtstrategie Anfang des Jahres das zweite Pilotprojekt „Immobilien und Pastoral“ im Münchner Südwesten gestartet worden. „Im Kern geht es darum, die Mittel, die wir haben, vor allem in Menschen, weniger in Steine zu investieren“, sagte Herrmann. Leitend seien dabei Fragen wie, „welche Gebäude werden künftig für den kirchlichen Auftrag benötigt und welche können gegebenenfalls auch anders verwendet werden? Wo können wir mit anderen kooperieren? Wie können Betriebskosten reduziert werden, um Ressourcen freizusetzen, mit denen wir unser Hauptanliegen – für die Menschen da zu sein – fördern können?“ Dies sei eine Herausforderung, die „angesichts der großen Baulast und der Gebäudestruktur, die in der Erzdiözese besteht, einen langen Atem braucht“. Die Amtschefin zeigte sich aber zuversichtlich, „dass wir das in einem guten Miteinander der vor Ort Verantwortlichen und  unterstützt vonseiten der Erzdiözese im Rahmen unserer Gesamtstrategie produktiv voranbringen werden“.

Dass die Erzdiözese ihre verfügbaren Ressourcen in Zukunftsfelder der Kirche wie der gesamten Gesellschaft investiere, werde besonders deutlich an der Förderung des Schöpfungsgedankens, den die Erzdiözese im Bereich der Bildung, aber auch im Bereich des Bauens verfolge, erklärte Herrmann. Sie verwies auf den von Kardinal Reinhard Marx ausgelobten Laudato-si-Preis, den der Erzbischof von München und Freising am Donnerstagnachmittag, 18. Juli, an drei Nachhaltigkeits-Projekte von jungen Menschen an erzbischöflichen Schulen, katholischen Kindertagesstätten oder in Jugendverbänden und der Jugendarbeit im Erzbistum verleihen wird. Eines der nominierten Projekte, in dessen Zuge sich Schülerinnen und Schüler am Pater-Rupert-Mayer-Gymnasium in Pullach zu Botschaftern für den Klimaschutz fortgebildet und eine entsprechende App entwickelt haben, wurde im Rahmen der Finanzpressekonferenz vorgestellt.

Nach Ansicht von Amtschefin Herrmann zeige sich im Schöpfungsgedanken sowie in anderen, an kirchlichen Bildungseinrichtungen vermittelten zentralen christlichen Werten wie Nächstenliebe oder Toleranz „das ,Mehr‘, das wir an unseren Schulen, Kitas und in der Jugendarbeit anbieten wollen: eine Wertevermittlung, die auf dem katholischen Glauben beruht und zugleich anschlussfähig und wertvoll für die gesamte Gesellschaft ist“. Für die Vermittlung dieser Werte befähige man eigens die an Erzbischöflichen Schulen beschäftigten Lehrkräfte, erklärte Herrmann: etwa mit der am gestrigen Mittwoch abgeschlossenen dreijährigen Fortbildung in Schöpfungspädagogik, einem gemeinsamen Projekt des Campus St. Michael in Traunstein und des Erzbischöflichen Ordinariats.

Dass es der Erzdiözese hierbei nicht nur „um theoretische Überlegungen, sondern immer auch ums konkrete Tun“ gehe, zeigt sich laut Herrmann an den Orten, an denen der Schöpfungsgedanke an die nächste Generation vermittelt werde: Die Erzbischöfliche Franziskus-Grundschule in München-Haidhausen, an der der Laudato-Si-Preis verliehen wird, sei nahezu komplett in Holzbauweise aus regionalen Rohstoffen errichtet worden. Auch am Campus St. Michael in Traunstein sei das neue Seminaristengebäude in einer ökologischen Hybridbauweise gebaut worden, das zentrale Forumsgebäude des Campus entstehe derzeit in Lehmbauweise. „Es handelt sich bei allen diesen Häusern gewissermaßen um gebauten Klimaschutz, der eine nicht unerhebliche Investition für die Erzdiözese darstellt, der sich aber sicher in jeder Hinsicht lohnt“, betonte Amtschefin Herrmann.

Der Erzbischöfliche Finanzdirektor Markus Reif stellte im Rahmen der Pressekonferenz Jahresabschluss und Lagebericht 2023 und den Haushalt 2024 der Erzdiözese vor. Diese sowie Jahresabschlüsse, Lageberichte und Haushalte weiterer wichtiger Rechtsträger finden sich auch im Internet unter https://www.erzbistum-muenchen.de/finanzen.

Ausgewählte Kennzahlen und Daten/Erzdiözese München und Freising

Bilanz

Die Bilanzsumme der Erzdiözese beträgt rund 3,9 Milliarden Euro. Sie hat sich zum 31. Dezember 2023 gegenüber dem Vorjahr um 34 Millionen Euro erhöht. Das in der Bilanz der Erzdiözese abgebildete Vermögen umfasst im Wesentlichen Sach- und Finanzanlagen. Die Sachanlagen belaufen sich auf eine Höhe von rund 1,6 Milliarden Euro (plus 34 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr). Den größten Anteil haben mit rund 1,4 Milliarden Euro die bebauten und unbebauten Grundstücke. Die in der Bilanz abgebildeten Finanzanlagen haben im Jahr 2023 um 16 Millionen Euro auf 1,4 Milliarden Euro abgenommen.

 Gewinn- und Verlustrechnung

Die gesamten Erträge der Erzdiözese im Jahr 2023 betrugen rund 856 Millionen Euro (Vorjahr: 912 Millionen Euro). Davon entfallen 617 Millionen Euro auf die Kirchensteuer (Vorjahr: 658 Millionen Euro). Weitere 134 Millionen Euro (Vorjahr: 132 Millionen Euro) flossen dem Erzbistum als öffentliche Zuschüsse zu. Davon waren entsprechend dem Subsidiaritätsprinzip 81 Millionen Euro staatliche Zuschüsse für den Betrieb von Schulen, 12 Millionen Euro für den Religionsunterricht an staatlichen Schulen und 17 Millionen Euro Zuschüsse von Städten und Gemeinden im Wesentlichen für den Betrieb der diözesanen Kindertagesstätten.

Aus den gesamten Erträgen wurden im vergangenen Jahr Aufwendungen in Höhe von 885 Millionen Euro finanziert (Vorjahr: 798 Millionen Euro). Mit 327 Millionen Euro stellte das Personal den größten Aufwandsposten dar. Seelsorge und Bildung sind personalintensive Bereiche. Auch ein Großteil der Haushaltszuschüsse an Kirchenstiftungen in Höhe von 139,6 Millionen Euro dienen der Deckung von Personalkosten.

Unter Berücksichtigung des positiven Finanzergebnisses in Höhe von 48 Millionen Euro betrug das Jahresergebnis der Erzdiözese im Jahr 2023 19 Millionen Euro (Vorjahr aufgrund mehrerer Sondereffekte: 129 Millionen Euro). Nach Rücklagenveränderungen ist das Bilanzergebnis wie im Vorjahr ausgeglichen.

Haushalt für das Jahr 2024

             Die Erzdiözese plant mit Erträgen in Höhe von 835 Millionen Euro, die niedriger sein werden als die geplanten Aufwendungen in Höhe von 909 Millionen Euro. Für einen Teil der geplanten Aufwendungen hat die Erzdiözese bereits in den vergangenen Jahren zweckgebundene Rücklagen gebildet.

Größter Aufwandsposten bleiben im Jahr 2024 mit insgesamt 357 Millionen Euro die Personalaufwendungen. Zweitgrößte Position sind die gewährten Zuschüsse mit 328 Millionen Euro. (ck)

Bericht und Bilder: Erzbischöfliches Ordinariat München

Hinweis: Alle Berichte finden sich als PDF zum Download unter www.erzbistum-muenchen.de/finanzen.

 


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Toni Hötzelsperger

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