Der Wallfahrtsort Kirchwald ist nicht leicht zu erreichen. Ein mehr oder weniger steiler Fußweg von einer halben Stunde ist zu bewältigen. Zwar gibt es inzwischen eine Fahrstraße, aber die ist nur von Sonderberechtigten nutzbar. Bereits der Weg zur Kirche gehört zum Ziel des Bittgängers. Von der Ortschaft Nußdorf herkommend passiert er entlang dem Rosenkranzweg die „Wasserkapelle“ und sieht über sich die goldene Kugel mit dem Scheyrer Kreuz aufleuchten. Die Kirche taucht mit jedem Schritt des Näherns hinter einer Kuppe auf. Oben angekommen liegt sie in einer lichten Ebene greifbar vor einem. Ähnlich erfährt der Pilger diesen Ort von Gritschen entlang dem Kreuzweg herkommend. 1722 wurde die Wallfahrtskirche durch Franz II. Anton Adolph Graf von Wagensperg, Fürstbischof vom Chiemsee, konsekriert. 300 Jahre später wird heuer Weihbischof Wolfgang Bischof einen neuen Zelebrationsaltar und einen Ambo segnen. Der Glaskünstler Florian Lechner aus Urstall, Gemeinde Nußdorf, hat beides gestaltet.
Die Kirche und sein Ort sind voller Wunder. Davon erzählen ein Mirakelbuch, das inzwischen in der Bayerischen Staatsbibliothek verwahrt ist, viele Votivtafeln in der Kirche sowie eine Ausstellung mit Begleitband zum 300-jährigen Weihejubiläum. Wunder neben Wunder ergeben ein anschauliches Bild vom Leben der Menschen im Inntal und der Schiffleute. Denn immer, wenn sie in Lebensgefahr geraten waren, „verlobten“ sie sich zur Muttergottes im Kirchwald, versprachen eine Kirchfahrt, Wachs und Gebet oder eben ein Votivbild.
Am 23. Mai 1764 gerieten Nußdorfer Schiffleute nahe der Innbrücke bei Braunau in Not. Eindrücklich senden die Schiffleute ihre Hilferufe gen Himmel, Gebete an „ihre“ Muttergottes im Kirchwald daheim. Josef Niederthanner und Johann Oberthanner waren mit ihren Schiffen Inn aufwärts unterwegs als ein Seil des Schiffszuges brach.
Die Plätten und Schiffe, die abhängig von ihrer Größe und Position innerhalb des Zuges spezielle Bezeichnungen trugen, wurden zum Treideln gegen den Strom zusammengebunden. Pferde am Ufer mussten den Zug flussaufwärts voranbringen. Als das Seil riss, schien das wichtige Hohenauschiff verloren, konnte aber durch zwei Pferde an das Ufer gebracht werden. Auch das sogenannte Anhangschiff konnte vor der Brücke noch gerettet werden. Johann Oberthanner war dabei die Hand in das Seil geraten. Wie durch ein Wunder blieb sie unverletzt.
„Maria hat geholfen!“ heißt nun das reichhaltige Veranstaltungsprogramm der Katholischen Kirchenstiftung St. Vitus rund um die Altarweihe am 3. Juli (10 Uhr). Es beginnt mit der Ausstellungseröffnung am 3. Juni (15 Uhr) in Kirchwald und endet mit der „Auszeit“ zum Thema „Anfangen“ am 24. September (18 Uhr). Das Gesamtprogramm mit Freilufttheater, Foto-Impressionen, Musik, Vorträgen und Führungen steht stets aktuell unter www.pv-neubeuern-nussdorf.de.
Text: Michaela Firmkäs – Bildmaterial: Gemeindearchiv Nußdorf / Hans Hausner / Michaela Firmkäs
Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de