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Wirtschaftsschule Alpenland – Mitten im Leben

Den Wirtschaftsschulen in Bayern geht es nicht besonders gut. Grund dafür ist, dass die Schüler*innen nach der vierten Klasse Grundschule an die Mittelschule, Realschule oder an das Gymnasium wechseln können. Ein Übertritt in eine 5. Klasse Wirtschaftsschule ist derzeit jedoch nur an Private Wirtschaftsschulen möglich, weshalb viele Schulen in Bayern daher rückläufige Schülerzahlen melden. Doch nicht so in Bad Aibling. Unter den 75 Wirtschaftsschulen, die es im Land gibt, behauptet die Aiblinger Lehranstalt ihren Platz unter den Top Five. „Wir haben derzeit 490 Schülerinnen und Schüler“, berichtet Schulleiter Randolf John. „Und auch für das kommende Schuljahr haben wir sehr, sehr viele Anmeldungen.“

Dass der Abschluss auf der Wirtschaftsschule Bad Aibling in der Region sehr begehrt ist, hat durchaus seine Gründe. In erster Linie ist das die praxis- und lebensnahe Ausbildung. „Für die wirtschaftlichen Fächer werden berufliche Lehrkräfte eingesetzt“, erzählt John. „Die haben alle schon in – zumeist kaufmännischen – Berufen gearbeitet und kennen somit die berufliche Wirklichkeit aus eigener Erfahrung. Dazu kommen für die allgemeinbildenden Fächer noch Gymnasial- oder Realschullehrer. Für den Schulleiter ist das eine Mischung, die stimmt.

Mit dieser Meinung steht er nicht allein da. Gerade in den Betrieben des Landkreises sind Schulabgänger aus Bad Aibling gern gesehen. Immer wieder bekommen die Verantwortlichen zu hören, dass Wirtschaftsschüler sofort eingesetzt werden können. Spätestens hier macht sich die praxisorientierte Ausbildung in der Schule bemerkbar. Ein Alleinstellungsmerkmal der Wirtschaftsschulen ist das Fach „Übungsunternehmen“. Dort arbeiten die Schüler wie später einmal im Geschäftsleben. Dazu kommen viele Betriebsbesichtigungen und mehrere Praktika, die den Unterricht begleiten. In der achten Jahrgangsstufe ist das erste Praktikum darauf ausgerichtet, Einblicke in Betriebe und das Geschäftsleben bekommen. Das zweite, einwöchige Praktikum, das sich in der neunten Klasse anschließt, ist dann schon auf den eigenen Berufswunsch der jeweiligen Schüler fokussiert. Damit jeder seine Fähigkeiten und Vorlieben entwickeln kann, ist auch Berufsberater Rainer Müller von der Agentur für Arbeit immer wieder im Haus und bietet Beratungsstunden an.

Weiteren Input und Anregungen bekommen die Schüler auch auf der regelmäßig stattfindenden „JobFair“-Ausbildermesse, auf der sich rund 45 regionale Firmen und Arbeitgeber im Haus präsentieren.

Das praxisbezogene Konzept schlägt sich auch im weiteren beruflichen Lebensweg der Schulabgänger nieder. Nur 25 Prozent entscheiden sich für das Fachabitur an der FOS, 75 Prozent gehen dagegen direkt den Schritt ins Berufsleben und beginnen eine betriebliche Ausbildung. Und zwar in allen erdenklichen Bereichen, wie Randolf John bemerkt: „Unsere Schüler sind in Gewerbe und Handwerk, in sozialen und Gesundheitsberufen sowie im Wirtschaftsbereich gern gesehen.“

Damit dies erreicht wird, bietet die kommunale Wirtschaftsschule Alpenland drei verschiedene Einstiegsmöglichkeiten. Die vierstufige Form schließt sich an die sechste Jahrgangsstufe an, in die dreistufige kommt man nach der siebten Jahrgangsstufe und in die zweistufige Form kommen Schüler nach Mittelschulquali oder nach der neunten Jahrgangsstufe an Gymnasien oder Realschulen.

Seinen Schüler*innen kann Randolf John fast eine Erfolgsgarantie geben. „Fast 100 Prozent schließen hier ab“, sagt er stolz und verweist in diesem Zug gleich auf ein weiteres Merkmal der Wirtschaftsschule Bad Aibling: „Die Passung zwischen Leistungsvermögen und Anforderung stimmt bei uns ebenso wie die heterogene Mischung bei den Schülern und in der Lehrerschaft. Die Schüler sollen hier eine zweite Heimat haben.“

In der sollen sie allerdings nicht die ganze Schulzeit verweilen. Denn in der Wirtschaftsschule Alpenland hat man sich das Motto „Reisen bildet“ zu Herzen genommen. Randolf John: „Für uns ist es wichtig, dass die Schüler*innen rauskommen.“ Er nennt dabei die verpflichtenden Ski- und Segellager, die obligatorische Reise nach Berlin, weitere Trips in die Kulturstädte Deutschlands und Europas sowie den deutsch-australischen Schüleraustausch, der seit dem Schuljahr 2005/2006 alle zwei Jahre stattfindet und bei allen Beteiligten großen Anklang findet.

Dieses Gesamtpaket aus Unterricht, Praxisnähe und Weltoffenheit macht die Wirtschaftsschule Alpenland zu einer Lehranstalt, in der der Leitspruch „Lernen fürs Leben“ kein Lippenbekenntnis ist, sondern auch tatsächlich gelebt wird.

Text: af – Bilder: Wirtschaftsschule Alpenland

Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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