Leitartikel

Wiener Philharmoniker bei der Mozartwoche

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Salzburg – Mit dem Dirigenten Thomas Guggeis, der trotz seiner Jugend schon eine steile Karriere hinter sich hat und von der Presse den Beinamen „der musikalische Märchenprinz“ erhalten hat, zeigten sich die Wiener Philharmoniker ein weiteres Mal von ihrer besten Seite, wenngleich das Brandenburgische Konzert Nr 1 in F-Dur von Johann Sebastian Bach von kleineren Ensembles reizvoller klingt. Als Vertreter der musikalischen Tradition, auf die Mozart und die nachfolgenden Komponisten aufbaute, tat es jedoch seinen wunderbaren Dienst mit allen brillanten Solisten in den vier Sätzen.

Eine weitere Station auf dem Weg hin zu Mozart waren die drei Arien der Cleopatra aus „Giulio Cesare in Egitto“ von Georg Friedrich Händel, „Se pietà di me non senti“, „Non disperar, chi sà“ und „Piangerò la sorte mia“. Die koloraturenreiche Rolle der Cleopatra sang mit Bravour Sonya Yoncheva zunächst in einem schwarzen, schulterfreien Abendkleid, dann üppig in Gold-Chiffon gehüllt. Divenhaft und mit Charme bewegte sie sich auf der Bühne, flirtete je nach Gelegenheit mit dem Dirigenten und erhielt so viel Beifall, dass sie zwei Zugaben, ebenfalls von Georg Friedrich Händel, sang: „Lascia ch’io pianga“ und „Ombra mai fu“. Betörende Darbietungen von Sonya Yoncheva. Es fühlte sich an wie in einem Popkonzert.

Der zweite Popstar des Abends war der Dirigent Thomas Guggeis. Mit feinsinniger Akribie dirigierte er jede Nuance des musikalischen Geschehens im Orchester – ohne Taktstock, jedoch mit allem, was ihm an Bewegung und Körpersprache zur Verfügung stand. Das auffallendste sind seine „flatternden“ Finger und seine beweglichen Hände, mit denen er die Musik modulierte und wie auf einem Silbertablett servierte. Das bewirkte nicht nur Präzision und Transparenz im Orchester, das ihm voller Emotion folgte und Musik wie aus himmlischen Sphären erklingen ließ, sondern machte Musik für das Publikum sichtbar, zum Beispiel bei der Fuge nach dem Adagio von Wolfgang Amadeus Mozart, wo das Thema zeitlich versetzt und wiederholt in allen Instrumentengruppen aufscheint. Guggeis zeigte jeden Einsatz an und machte dadurch visuell die mehrmalige Bestätigung des Themas in der Komposition Mozarts zur deutlichen Botschaft.

Der Höhepunkt war Mozarts Sinfonie in g-Moll, KV 550, die Guggeis mit Empathie und Begeisterung auswendig dirigierte und damit mehr als 1000 Funken in den Konzertsaal versprühte. Spannend, wie besonders im zweiten Satz die heiteren kurzen Notenwerte in den verzierenden Einwürfen den langen Notenwerten der Melodie gegenüberstanden – ein musikalisches Abbild von Mozarts Schalk und seiner Ernsthaftigkeit.

Sonderapplaus gab es für alle Solisten des Orchesters und natürlich für den musikalischen Märchenprinzen.

Bericht und Foto: Brigitte Janoschka –  Märchenhaft und betörend – der Dirigent Thomas Guggeis und die Sopranistin Sonya Yoncheva.


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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