Gesundheit & Corona

Wie Corona in Prien Kunst und Kultur durcheinanderwirbelt

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Ein Interview mit Priens Kulturreferentin Karina Dingler: Kunst, Kultur und Corona – das sind in diesem Jahr konträr reagierende Begriffe. Wie sich deren Aufeinanderprallen im königlich-bayerischen Kulturleben von Prien auswirkt, das haben wir die Priener Gemeinderätin und Kulturreferentin im Priener Heimatmuseum gefragt.

Frage:  „Corona contra Kultur“ – was bedeutet das allgemein für Dich als Kulturreferentin? 

Antwort: „Das Jahr 2020 war durch Corona für Kunst und Kultur ein sehr  trauriges Jahr. Weltweit, aber natürlich auch bei uns in Prien“.

Frage: Welche Auswirkungen hat Corona auf das Kulturleben?

Antwort: „Viele Veranstaltungen wie Konzerte, Theateraufführungen, Aufführungen der Trachtenvereine, Ausstellungen oder Kino-, Museums- und Galeriebesuche mussten in diesem Jahr fast vollständig ausfallen. Das ist ein großer Verlust für die Kunst- und Kulturinteressierten. Viele Alleinstehende und Senioren haben ein Theater- oder Konzertabonnements und der Besuch in der Oper, Theater oder auch im Kino ist der Höhepunkt der Woche – sie haben für einige Stunden Unterhaltung und Abwechslung. Aber am meisten betroffen davon sind die Künstler*innen, Veranstalter*innen,  Kino-, Museums- und Galeriebetreiber*innen,  Beleuchter*innen, Bühnenbauer*innen, Toningenieuere*innen  und viele mehr, die wirklich davon leben müssen, ihre Miete und Versicherungen zahlen etc. Keine Engagements oder Eintrittsgelder, keine Einnahmen. Eine Künstlerin hat mir erzählt, dass sie in diesem Jahr mehr Engagements angenommen habe (die Kinder sind jetzt groß), dadurch mehr Einnahmen gehabt hätte und jetzt hat sie weniger, weil fast alles abgesagt wurde…Und irgendwann  sind auch die Ersparnisse weg. Wie ich in einigen weiteren persönlichen Gesprächen erfahren habe, fließen auch die vom Staat versprochenen Unterstützungsgelder nur sehr zögerlich oder gar nicht. Das hört man auch von prominenten Künstler*innen immer wieder. Auch das Priener Heimatmuseum leidet vor Weihnachten: kein Verserlschreiberabend, keine Lesung zur Heiligen Nacht mit Ernst Reiter und keine Weihnachtslesungen mit Christl May – alles sehr schade!“.

Frage:  Wie hat Prien auf Corona reagiert und was ist noch zu erwarten?

Antwort: „Durch die Corona-Krise wurden neue und modernere Wege bestritten, Kunst und Kultur an die Menschen zu bringen. Die Prien Marketing GmbH mit ihrer Geschäftsführerin Frau Hübner hat z. B. gemeinsam mit unserem Ersten Bürgermeister Friedrich, den beiden Kuratorinnen Frau Fricke und Frau Gladigau und dem Vorsitzenden des Priener Kulturfördervereins Herrn Dr. von Daumiller die Eröffnung der Ausstellung „Im Licht – 75 Jahre Kunstausstellung in Prien. 1945-2020“  im Internet übertragen lassen. Jeder konnte live dabei sein. Als nächstes wird am 23.12.2020 um 19 Uhr aus der Geschichte „Heilige Nacht“ von Ludwig Thoma  von Andreas Estner (BR) gelesen und musikalisch umrahmt von den Grassauer Blechbläsern zum virtuellen Kulturprogramm. Kostenfrei auf der Internetseite www.tourismus.prien.de und auf YouTube. Spenden sind herzlich willkommen (Verwendungszweck  „Heilige Nacht“ auf das Bankkonto Prien Marketing GmbH, Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling, DE13 7115 0000 0000 2673 02) und gehen zu 100 % an regionale Künstler*innen.  Auf digitalem Weg kann man vielleicht auch junge Menschen erreichen und an Kunst und Kultur heranführen.

In Prien wurde aus der im letzten Jahr sehr gut angekommenen KulturNacht innerhalb von ca. vier Wochen eine KulturZeit, in der man monatelang Kunst in den Schaufenstern des Einzelhandels und an öffentlichen Plätzen bewundern und auch erwerben konnte. Hier nochmal herzlichen Dank an alle, die uns dieses Erlebnis ermöglicht haben. Es hat sich gelohnt und wurde von vielen Bürger*innen sehr gut angenommen. Ich wurde schon gefragt, ob es im nächsten Jahr eine Wiederholung gibt.

Die Priener Blasmusik hat kurzerhand an zwei Sonntagen ein Platzkonzert im Eichental gespielt, was von Einheimischen und Urlaubern gleichermaßen gut angenommen wurde. Jeder hat sich überlegt, wie man mit einem guten Hygienekonzept den Menschen auch Livekonzerte, Livetheater usw. bieten kann. Und es hat funktioniert, wie ich mich bei mehreren Veranstaltungen selbst überzeugen konnte. Den Künstler*innen hat man die Freude angemerkt, dass sie agieren konnten, wenn auch nur vor kleinem Publikum. Sie leben ja auch von der Interaktion mit ihrem Publikum, das natürlich mindestens genauso viel Spaß hatte. Deshalb ist es wirklich sehr schade, dass seit November  wieder keine Veranstaltungen stattfinden dürfen. Ich kann es wie so viele nicht nachvollziehen. Auch für Januar 2021 wurden bereits nicht nur in Prien sondern auch in anderen Gemeinden Veranstaltungen abgesagt, weil zum jetzigen Zeitpunkt einfach nicht absehbar ist, wie es mit den Einschränkungen durch Corona weitergeht. Natürlich haben auch die fehlenden Einnahmen durch Eintrittsgelder, Ticketverkauf usw. finanzielle Einbußen bei der Prien Marketing GmbH und somit auch im Haushalt  der Marktgemeinde mit sich gebracht“.

Frage: Was wünscht sich die Priener Kulturreferentin für 2021?

Antwort: „Für 2021 erhoffe ich mir persönlich, dass ich als Kulturreferentin viele Veranstaltungen besuchen und persönliche Gespräche mit Kunst- und Kulturschaffenden führen kann, um sämtliche Nischen kennenzulernen und Ideen auszutauschen, was in Prien noch so alles  möglich ist, wenn Kunst und Kultur wieder aufleben.  Ein paar der für November geplanten Gespräche mussten leider ausfallen und wir konnten auch noch keine neuen Termine vereinbaren.  Wie immer bleibe ich optimistisch und wünsche allen Leser*innen der Samerberger Nachrichten ein besinnliches Weihnachtsfest und ein gesundes 2021!“.

Das Interview führte: Anton Hötzelsperger – Foto: Hötzelsperger – Karina Dingler vor bzw. im Priener Heimatmuseum, u.a. mit Museumsleiter Karl J. Aß

Aktueller Hinweis: KünstZeit 2021 steht fest. Auftakt KunstNacht ist Freitag, 14.5.21.

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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