Erinnerungen an Weihnachten vor 80 Jahren: Familie Wünsch aus München am Gabentisch 1940

Als ich, Ursula Wünsch zwei Jahre alt war, sind wir von Ansbach nach München gezogen. Und da mein Vater leidenschaftlicher Fotograf war, hat er ein Foto am Heiligen Abend gemacht. So kam es, dass er ganz stolz war, als er das erste Blitzlichtbild schießen konnte. Er hat es im Album ausdrücklich vermerkt.

An das erste Weihnachten, an das ich mich erinnere, war ich 6 Jahre alt. Wir durften stundenlang das Wohnzimmer nicht betreten. Als endlich die Mutter das Christkind mit der Glocke ankündigte, war für mich der erste Anblick so schön wie ein Traum. Der einfache Baum war geschmückt mit Nüssen und Strohsternen. Fein gekämmtes Lametta hing an den Ästen. Vater hatte auch einige Kerzen besorgt, welche die Engel angezündet hatten. Das Fenster war halb offen. Das Christkind war soeben abgeflogen.

Ein Kran und eine Puppe

Mein Bruder bekam einen Kran, den mein Vater aus Aluminiumblechen hergestellt hatte. Ich bekam eine Puppe mit echtem Kleid und einem Pullover. Wenn ich sie auf den Rücken gelegt habe, konnte sie die Augen schließen. Sie war noch viele Jahre mein Lieblingsspielzeug.

Ein Festessen

Es gab auch was Besonderes zum Essen am Heiligen Abend. Vater hat aus dem Stall einen Hasen geschlachtet. Gott sei Dank haben wir Kinder das nicht mitbekommen. Mutter hat daraus einen wunderbaren Braten gemacht. Schon lange nicht hatten wir so was gutes zum Essen bekommen.

Die warme Pelzkappe

Unter dem Baum gab es noch eine weiße Pelzkappe. Sie war für mich. Ich kam mir wie eine Prinzessin vor und trug diese viele Jahre. Erst später erzählte mir die Mutter: „Es kostete mir eine unheimliche Mühe, das Fell des Stallhausen in diese elegante Mütze zu verwandeln“. Ab diesen Tag zog ich die Mütze nie mehr an.

Text: Klaus Bichlmeier, Dez. 2020 (Filmregisseur von Zeit Reise Bayern) – Fotograf: unbekannt

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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