Die sehr aufwändig restaurierten Altäre und die Kanzel – eine äußerst wertvolle Ausstattung der Filialkirche Mariä Himmelfahrt in Adlberg, Gemeinde Inning am Holz wurden vom Kunstreferat des Erzbischöflichen Ordinariates aufwendig restauriert und am Montag, 15. August am Patroziniumstag vom Ruhestandspfarrer Johann Eschbaumer eingeweiht. Die Filialkirche Mariä Himmelfahrt in Adlberg ist ein spätgotischer Saalbau von 1476 und gehört damit zu den ältesten Kirchen im Landkreis Erding.
1733 schuf der Erdinger Baumeister Johann Baptist Lethner einen neuen Turm mit Zwiebel. 1767/70 Rokoko-Ausstattung. 1991/92 Außenrenovierung, 1927 und 1993 Innenrenovierung. Das spätgotische Portal mit der gotischen Eichenbohlentüre, mit historischem Schloss und Beschlag befindet sich noch im Originalzustand. Die frisch restaurierten Altäre sowie die Kanzel entstanden im Stil des Rokokos. Für die Kirchenausstattung war die Diplomrestauratorin Ingrid Stümmer verantwortlich. Ein eingezogener Chor mit Fünfachtelschluss und durchgehendem spätgotischem Kreuzrippengewölbe auf Kragsteinen mit Wappenschildern prägt den Bau besonders. An der Wand sind gotische Apostelkreuze und ein gotischer Schlüssel zu sehen. Im Chor (Nord) Maria und (Süd) dornengekrönter Heiland. Die Altäre und die Kanzel entstanden im Rokoko. Der Hochaltar, der nördliche Seitenaltar und die Kanzel sind von Johann Heinrich Hobmann aus Velden 1767/1769 erbaut worden. Am Hochaltar entstand die spätgotische Mutter Gottes um 1500, im geschweiften Auszug Trinitätsdarstellung, an den seitlichen Durchgängen die Skulpturen des Hl. Wolfgang (links) und Hl. Leonhard (rechts). Das Vesperbild/die Pieta (Maria mit Jesus auf dem Schuss, Skulptur) im Langhaus ist aus dem 15. Jht. und gehört ebenfalls zu den ältesten Kunstwerken in dieser Kirche. Der Seitenaltar mit zweisäuligem Rokokoretabel wie am Hochaltar. Altarblatt Maria Magdalena (1770) . Beidseitig Holzkonsolen mit barocken Skulpturen des Hl. Josef mit dem Jesuskind auf dem rechten Arm und Hl. Anna mit Marienmädchen an der rechten Hand. Im geschweiften Auszug Gemälde des Martyriums des Hl. Laurentius (1770). Das Chorgestühl (Altarraum) mit Pilaster (Säulen) und Akanthus (Farne) entstand um 1710 mit geschweiften Vorderwänden im Rokoko um 1770. Ambo: Neurokoko 1988. Kanzel Rokoko 1768 (Hobmann).Empore wohl erst spätes 19. Jh.. Chorbogenkruzifix neu. Die Gesamtrenovierungskosten belaufen sich auf 320.000,– Euro. Eine riesige Summe für den kleinen Weiler Adlberg. Das Ordinariat gibt keinen Zuschuss, weil die Kirche nur eine Filialkirche ist und zu wenig Beachtung findet. „Aber wir haben uns entschlossen, die Renovierung in kleinen Happen auf eigene Kosten durchzuführen. Wir fangen vermutlich heuer noch mit der Reparatur der Drainage an um die Mauern trocken zu legen. Gleichzeitig wird eine Lüftungsanlage eingebaut um ein gleichbleibendes Klima zu sichern. Der erste Bauabschnitt wird unsere Ersparnisse vermutlich komplett aufbrauchen. Dann müsse man wieder sparen um als nächstes die Elektrik zu reparieren und den Holzwurm zu bekämpfen. Die Raumschale ist auch irgendwann dran. Das müsste Hand in Hand mit der Empore und der Kanzel gehen. Aber bis dahin werden noch viele Jahre ins Land ziehen“, sagte die Pfarrverbands-Verwaltungsleiterin Sandra Bachmeier.
Die Altäre in der Adlberger Filialkirche wurden aufwändig restauriert
Akribische und konzentrierte Arbeit waren laut der beiden Diplomrestauratorinnen Ingrid Stümmer und Melissa de Pellegrin erforderlich, was Künstler vor Jahrhunderten für die Filialkirche in Adlberg geschaffen haben, um diese wieder herzustellen. Denn die Holzwürmer, auch Anobien genannt, haben hingegen an den wertvollen sakralen Kunstgegenständen in Adlberg über viele Jahre ganze Arbeit geleistet. Deshalb läuft parallel zur Restaurierung eine Schlupfwesten-Schädlingsbekämpfung. Gezielt werden die „Sparhius exarator“-Wespen an Stellen mit starkem Holzwurmbefall wie beispielsweise der Empore, aus Plastikröhrchen freigesetzt. Dort lähmen sie die Holzwurmlarven und legen ihre Eier darauf ab. Danach verlassen die Insekten die Kirche, ebenso wie der geschlüpfte Nachwuchs, weshalb über fünf Jahrte hinweg, von Mai bis September alle vier Wochen, neue Wespen ausgesetzt werden. Etwa 300 Euro kostet das Kunstreferat des Erzbistums München-Freising eine einzige Attacke auf den Holzschädling. Vor allem der Rokokoaltar, das Chorgestühl und die Kanzel bedurften dringend die fachmännischer Widerherstellung der letzten zwölf Monaten. „Schön, dass wir dazu unseren Beitrag leisten konnten“, sagte Stümmer. Wir waren bereits vor drei Jahren zu einer Voruntersuchung hier und es hat wirklich schlimm ausgesehen. Gerade der Anobienbefall (Holzwurm) war verherrend, vieles war am Zerbröseln“, berichtete die Diplomrestauratorin Melissa de Pellegrin. Besonders hebt Stümmer das aufwändig geschnitzte Chorgestühl hervor, das Rätsel aufgibt: Die damit geschaffene große Anzahl an Sitzplätzen für die Geistlichkeit verwaist üblicher Weise auf ein nahe gelegenes Koster. Wo dies gestanden haben könnte, kann heute allerdings niemand mehr sagen.
Bericht und Bilder: Hans Kronseder
-0293/0265 Die restaurierten Altäre und der Kanzel wurden am Patroziniumtag eingeweiht
-0288 Der Hochaltar wurde sehr aufwändig restauriert
-0270 Sowie auch die Kanzel
-6471 Die Pfarrverbands-Verwaltungsleiterin Sandra Bachmeier hält ein Plastikröhrchen mit Schlupfwesten zur Holzwürmer-Schädlingsbekämpfung in der Hand
-6477 Der Hochaltar in der Adlberger Filialkirche vor der Restaurierung
-6495 Die Diplomrestauratorin Ingrid Stümmer
-6486 Die Diplomrestauratorin Melissa de Pellegrin bei ihrer Arbeit
-6505 Mitten in den Restaurationsarbeiten vor einem Jahr
-0540 Nach mehrjähriger Zwangspause wurde am Patroziniumtag (15. August) wieder Gottesdienst in der Adlberger Filialkirche gefeiert