Wasserwirtschaftsamt Traunstein lässt technische Anlage am Surspeicher sanieren – Leistungsfähiger Hochwasserschutz gesichert
Teisendorf/Petting – Der Surspeicher schützt die Menschen in Petting, Saaldorf-Surheim und Freilassing vor Überschwemmungen. Seit 1968 läuft der Betrieb zum Hochwasserrückhalt reibungslos. Ein Großteil der technischen Anlagen besteht noch heute aus Originalteilen. Doch jetzt sind einige sanierungsbedürftig, darunter die tonnenschwere Fischbauchklappe. Auf die Spur der Altersschwäche führt ein kleines Stück Klebestreifen, angebracht an der Unterseite des zehn Meter breiten und 4,5 Tonnen schweren Stahlbetonteils. Die Klappe gilt als Herzstück der Hochwasserentlastung am Surspeicher. Sie schützt den Deich vor Überflutung und damit vor der Gefahr zu brechen.
Regelmäßige Kontrolle und Wartung
Ihren Namen verdankt die Klappe ihrer Form, die an einen Fischbauch erinnert. Droht Wasser den 242 Meter langen Damm zu überfluten, wird die auch Klappe überströmt. Nur im Extremfall muss sie umgelegt werden, damit große Mengen Wasser abfließen können und der Deich nicht zerstört wird. Das Wasser braust in zwei großen Betonröhren unterirdisch hinunter bis in ein Tosbecken und fließt von dort zurück in die Sur. Für die technische Aufsicht über den Surspeicher ist das Landesamt für Umwelt in Augsburg zuständig. Die Behörde beauftragt alle 15 bis 20 Jahre ein externes Büro mit einer vertieften Prüfung. Ein Ingenieur untersucht die einzelnen Anlagen, die der Betriebsleiter des Surspeichers, Bernhard Schultes, zusammen mit seinem Kollege Anton Singhartinger übers Jahr regelmäßig kontrolliert und wartet. Beide sind Mitarbeiter des Traunsteiner Wasserwirtschaftsamtes, das den Surspeicher betreibt.
Verdächtige Brösel am Klebestreifen
Und sie sind auch beide dabei, als der Prüfer auf der Stauwandseite der Klappe mit einem kleinen Messer ein Kreuz in die Beschichtung ritzt, anschließend auf dem Kreuz den Klebestreifen anbringt. „Beim Abziehen sind Brösel des Anstrichs haften geblieben“, sagt Schultes später. Damit steht fest: Der Korrosionsschutz ist über die Jahre spröde geworden. Als sich im Labor zudem der Verdacht einer Asbestbelastung bestätigt, ist klar, dass die Fischbauchklappe generalüberholt werden muss. Eine echte Herausforderung, denn Ausbau und Transport sind angesichts der Größe und des Gewichts aufwändig.
Aufwändiger Ausbau
Zunächst entsteht ein befahrbarer Weg entlang der Hochwasserentlastung. Dann lösen Mitarbeiter einer Stahlwasserbau-Firma die meisten der acht riesigen Stahlträger aus ihrer Bodenverankerung, die der Fischbauchklappe vorgelagert sind. Diese Stahlträger bilden gemeinsam den Wildholzrechen, der bei Hochwasser Treibgut abhält, jetzt aber den Zugang zur Klappe versperrt. Diese Vorarbeiten dauern drei Tage. Weitere vier sind nötig, um den Hydraulikzylinder und die Aufhängung auszubauen. Allein 228 Schrauben müssen gelöst werden. Schließlich ziehen zwei Bagger die Klappe vorsichtig heraus, ehe sie verpackt werden kann. Die Folie verhindert, dass Asbeststaub in die Umwelt gelangt.
70-Tonnen-Kran zieht Fischbauchklappe hoch
Erst jetzt darf ein 70-Tonnen-Kran die Fischbauchklappe an vier Stahlseilen langsam nach oben ziehen. Der Ausleger schwenkt nach links zu einem überlangen Transporter, auf dessen Ladefläche das Paket abgelegt werden soll. Doch es kommt anders: Die vorgesehenen Haltevorrichtungen, die die Transportfirma extra gebaut hat, passen nicht. Die Fischbauchklappe liegt schräg in den halbrunden Ständern. Ein sicherer Transport wäre so nicht möglich. Der Ausleger des Krans zieht die Klappe erneut in die Höhe. Minutenlang schwebt sie tonnenschwer über den Köpfen der Arbeiter. Dann die Entscheidung: Die Fischbauchklappe wird auf vier großen Holzbohlen gelagert. Alles klappt perfekt.
Zur Sanierung nach Hannover und Berlin
Abfahrt ist am nächsten Morgen, zunächst Richtung Hannover, dann nach Berlin. Die alte Beschichtung wird abgelöst und durch einen neuen, asbestfreien Anstrich ersetzt. Spätestens Ende April soll die Klappe zurück sein, und eingebaut in die Hochwasserentlastung.
Vor 55 Jahren hatte der Freistaat Bayern den 13 Millionen Mark teuren Bau des Surspeichers beauftragt, als Konsequenz aus den großen Überflutungen, die die Region in den 1950er-Jahren heimgesucht hatten. Über die Jahre hat sich die Anlage bewährt. Pegelmarker an der Betonwand der Hochwasserentlastung erinnern an zeitweise hohe Wasserstände. Die bisher höchste Marke stammt aus dem Jahr 2020. Doch noch nie seit 1968 stieg das Wasser so hoch an, dass die Fischbauchklappe umgelegt werden musste.
Fotos & Text: Wasserwirtschaftsamt Traunstein