Unterwasserpflanzen werden im Auftrag des Landesamtes für Umwelt kartiert – Taucher mit Stand-Up-Paddle im Einsatz
Ein ungewöhnliches Bild wird sich Besuchern des Rachelsees voraussichtlich am 22. August bieten, wenn einen Tag lang Menschen mit einem Stand-Up-Paddle über die Wasserfläche rudern. Mit einer Freizeitbeschäftigung, die im Nationalpark streng verboten ist, hat dies nichts zu tun, vielmehr geht es um Forschung im Auftrag des Landesamtes für Umwelt. Dabei sind Taucher im Einsatz, die verschiedene Unterwasserpflanzen bestimmen und kartieren.
„Diese Art der Kartierung findet für Seen, die größer als 50 Hektar sind, im Zuge der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie alle drei Jahre statt“, erklärt Dr. Stephanie Rüegg, freiberufliche Biologin und Mitarbeiterin bei der Kartierung am Rachelsee. Die Richtlinie verpflichtet alle Mitgliedstaaten dazu, sich um eine gute Qualität aller Oberflächen-Gewässer zu bemühen und dies auch regelmäßig anhand von verschiedenen biologischen Komponenten zu überprüfen. „Und Unterwasserpflanzen sind – genauso wie Fische, Insektenlarven oder auch Algen – ein Teil davon.“
In der Praxis sieht dies so aus, dass die Taucher zunächst die verschiedenen Pflanzenarten unter Wasser bestimmen. „Im Anschluss daran wird die Verbreitung der einzelnen Arten geschätzt und festgehalten, ob sie zum Beispiel selten, häufig oder massenhaft vorkommen.“ Diese Bestimmung der Häufigkeiten wird über verschiedene Tiefenstufen gemacht bis zum Ende der Unterwasservegetation. „Das kann in Seen mit klarem Wasser auch mal bei zehn Meter sein“, erklärt Rüegg. Die Taucher nehmen in ihrem Protokoll aber auch noch weitere Faktoren auf, wie die Substratbeschaffenheit, oder notieren die Vorkommen von weiteren Arten, zum Beispiel Muscheln oder Krebsen.
Am 22. August sind Taucher im Auftrag des Landesamtes für Umwelt im Einsatz, um die Unterwasserpflanzen im Rachelsee zu kartieren. (Foto: Nationalpark Bayerischer Wald)
Diese Kartierungen sind die Grundlage für die Zustandserfassung und anschließende Bewertung sowie das Management der Gewässer nach der genannten Richtlinie in Deutschland. „Über bestimmte Pflanzenarten und ihre Häufigkeiten lässt sich dann ein Zusammenhang zum Nährstoffgehalt des Wassers ablesen“, erklärt Stephanie Rüegg. Darüber hinaus sind die Untersuchungen wichtig, um Veränderungen am Gewässer unterhalb der Wasseroberfläche frühzeitig festzustellen, zum Beispiel das Eintreffen von gebietsfremden invasiven Arten.
Das Stand-Up-Paddle dient vor allem zum Lagern von Ausrüstung und als Rettungsutensil. „Damit waren wir schon öfter im Einsatz – vor allem in Gewässern, wo eine Befahrung mit dem Boot schwierig ist“, erzählt Rüegg. „Der Vorteil ist, dass wir nur minimal in das Gewässer eingreifen und uns mit unserer Ausrüstung trotzdem gut fortbewegen können. Es hat zwar immer einen freizeitlichen Charakter, ist aber sehr praktisch für die Forschung und das Monitoring von Gewässern.“
Pressemitteilung Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald