Freizeit

Wanderwegekonzeption Grünes Band Thüringen

Gut anderthalb Jahre nach Beginn des Pilotprojektes „Wanderbares Grünes Band. Naturtouristische Wanderwegekonzeption Grünes Band Thüringen“ stellt der Deutsche Wanderverband (DWV) seine Ergebnisse vor. Intensive Recherche, Partizipation aller Beteiligten sowie eine nachhaltige und wertschätzende Arbeitsweise bilden den Kern des Projekts. Neben der eigentlichen Wanderwegekonzeption bietet eine Wanderstudie wichtige Erkenntnisse zum Grünen Band insgesamt. Die darin enthaltenen Umfrageergebnisse waren Grundlage für konkrete Handlungsempfehlungen.

Von der Ostsee bis ins Vogtland. Fast 1.400 Kilometer schlängelt sich das Grüne Band quer durch Deutschland. Der einstige Sperrbezirk zwischen Ost und West war bis zum Mauerfall 1989 rund 30 Jahre fast unberührt, zahlreiche Tier- und Pflanzenarten fanden hier einen Rückzugsraum. Zugleich steht die ehemalige innerdeutsche Grenze für die Überwindung der innerdeutschen Teilung.

Bernhard Stengele, Umweltminister von Thüringen, sieht im Grünen Band einen einzigartigen Natur- und Kulturraum mit Strahlkraft weit über Thüringen hinaus: „Das Grüne Band ist ein Symbol für den europäischen Frieden, ein Erinnerungsweg für die überwundene deutsche Teilung, ein Naturschatz mit einzigartiger Artenvielfalt. Hier leben über 1.200 gefährdete Tier- und Pflanzenarten, es gibt 150 verschiedenen Biotoptypen.“ Zugleich verdeutliche der einstige innerdeutsche Grenzstreifen zwischen Ost und West heute mit zahlreichen Grenzmuseen und Erinnerungsstätten, wie unmenschlich die Teilung war. „Hier wird der Wert von Demokratie und Freiheit deutlich. Um dieses besondere Erbe zu schützen und zugleich erlebbar zu machen, haben wir beschlossen, die Fachexpertise des Deutschen Wanderverbands für eine Wanderwegekonzeption zu nutzen und zu fördern.“

Herausgearbeitet und entwickelt hat das DWV-Projektteam ein Wanderangebot aus 33 Leitwegen, 77 Potenzialwegen und rund 160 Ergänzungswegen für das Grüne Band Thüringen, welche Wandernden die naturräumlichen und kulturellen Besonderheiten erschließen. Leitwege sind meist Halbtages- und Tagestouren, die sich dadurch auszeichnen, dass sie sich thematisch eng auf das Grüne Band beziehen, als Wanderweg eine hohe Qualität besitzen und ein Stück auf dem Kolonnenweg verlaufen. Potenzialwege haben ebenfalls einen hohen Themenbezug zum Grünen Band, lassen sich aber hinsichtlich der Qualität als Wanderweg noch verbessern. Ergänzungswege schließlich haben vor allem den Sinn, dass sie ein Wegenetz rechts und links des Grünen Bandes gewährleisten. Dank dieser Wege können Wandernde ihre Wanderungen variieren und Alternativen nutzen.

Für DWV-Geschäftsführerin Ute Dicks war es ein Herzensanliegen, Wandernden das Grüne Band mit seinen kulturellen und naturräumlichen Besonderheiten stärker zu erschließen: „Ein wesentliches Ziel des Projektes war es, diesen emotional für viele Menschen so aufgeladenen Raum auf naturverträgliche und respektvolle Weise durch attraktive Wanderangebote noch besser erlebbar zu machen. Das Grüne Band wird so zum Erlebnisraum voller Wanderschätze.“ Besonders wichtig findet Dicks, dass die Wanderwegekonzeption von Partizipation gekennzeichnet war: „Zahlreiche am Grünen Band Thüringen ansässigen Akteure waren mit ihrer Expertise einbezogen, um eine nachhaltige Infrastruktur im Sinne eines Qualitätstourismus und für die Menschen vor Ort zu entwickeln.“ In mehreren Workshop-Runden haben rund 70 Vertreter*innen unterschiedlicher Organisationen intensiv an der Entwicklung des Wanderwegekonzeptes mitgearbeitet. Dabei waren Vertreter*innen der Stiftung Naturschutz Thüringen, aus Tourismus, Forst, Naturschutz, verschiedener Ministerien und Landkreise sowie der Erinnerungskultur. Außerdem hatte der DWV den Vorteil, auf die Kompetenz der am Grünen Band liegenden Wandervereine zurückgreifen zu können.

Für die Zukunft sieht die Wanderwegekonzeption vor, Natur und Kultur am Grünen Band durch ein noch engmaschigeres Wegenetz zu erschließen. Ziel sind rund 50 Leitwege, die jeweils nicht weiter als 30 Kilometer auseinanderliegen sollen. Sicher aber ist schon heute, dass das Wegenetz am Grünen Band fester Bestandteil im Wanderportfolio Thüringens wird und dabei nicht nur Geschichte, sondern auch Schutzgebiete erlebbar macht.

Viele der Ergebnisse sind nicht nur thüringenspezifisch, sondern lassen sich nach Ansicht des Projektteams auch entlang weiterer Abschnitte entlang des Grünen Bandes anwenden. Stengele: „Thüringen hat hier eine wichtige Grundlagenarbeit gefördert und kann als Modell einer naturverträglichen Entwicklung am Grünen Band auch für andere Anrainer dienen. Die Wanderwegekonzeption und ihr Wert für die touristische Entwicklung lässt sich in den Grundzügen sicher auf andere Bundesländer übertragen.“

Im Rahmen der „Naturtouristischen Wanderwegekonzeption Grünes Band Thüringen“ hat der DWV den „Leitfaden Wanderbares Grünes Band – Ergebnisse und Handlungsempfehlungen zur Naturtouristischen Wanderwegekonzeption Grünes Band Thüringen“ und die „Wanderstudie Wanderbares Grünes Band“ auf Basis einer breiten eine Umfrage zum Wandern sowie konkrete Maßnahmen für alle Leit- und Potentialwege veröffentlicht.

Die Ergebnisse können Sie hier herunterladen: https://www.wanderverband.de/ergebnisse-gruenes-band.

Weitere Informationen des Thüringer Umweltministeriums zum Grünen Band finden Sie hier: https://umwelt.thueringen.de/themen/natur-artenschutz/naturmonument-gruenes-band.

Der Deutsche Wanderverband (DWV) ist eine starke Lobby für Wandern, Wege, Naturschutz und Kultur. Seit 1883 vertritt der DWV die Interessen seiner rund 70 landesweiten und regionalen Gebirgs- und Wandervereine, von denen über ein Dutzend am Grünen Band liegen und die insgesamt 3.000 Ortvereine umfassen. Er ist bundesweit ein anerkannter Fachverband für Nachhaltigkeit, Wegearbeit, Wandern, Ausbildung und bürgerschaftliches Engagement. Als anerkannter Naturschutzverband ist ihm der achtsame Umgang mit der Natur ebenso wichtig, wie das Naturerleben. Vielfalt ist unsere Stärke.

Bericht: Deutscher Wanderverband – Foto: E. Neumeyer / DWV

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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