Natur & Umwelt

Waldeigentümer zu Holz in der Biomassestrategie

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Verbände fordern Klärung der Widersprüche in der Umwelt-, Bau- und Wirtschaftspolitik    –   Berlin, 10. Januar 2023. In einem gemeinsamen Schreiben haben mehr als 20 Verbände der Holz- und Forstwirtschaft die Bundesministerien für Umwelt, Wirtschaft und Landwirtschaft aufgefordert, die Widersprüche in der Weichenstellung für Umwelt-, Bau- und Wirtschaftspolitik zu klären. „Einerseits möchte die Politik gerne mehr Laubholz in sinnvolle stoffliche Verwendung etwa beim Bauen bringen“, sagte AGDW-Präsident Prof. Andreas Bitter. „Andererseits legt sie reihenweise Programme auf, die eine Stilllegung von Waldflächen fördern und somit die Produktion von Holz reduzieren.“ Beispielhaft nannte Bitter das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK), das die Bewirtschaftung von Laubholz beschränken möchte, um die CO2-Waldsenke zu erhöhen, sowie das Förderprogramm „Klimaangepasstes Waldmanagement“, bei dem größere Betriebe 5 Prozent ihrer Waldfläche aus der Nutzung nehmen müssen. Auch die aktuellen Klimaziele für den Landnutzungssektor (LULUCF) seien nur durch Einstellung der Waldbewirtschaftung auf großer Fläche zu erreichen. Hinzu komme die EU-Biodiversitätsstrategie, nach der 10 Prozent der Landfläche unter „strengen Schutz“ gestellt werden sollen. Auch in der Nationalen Biodiversitätsstrategie, die neu aufgelegt werden soll, sind klare Prozentziele für unbewirtschaftete Waldflächen vorgesehen.

In ihrem Schreiben betonen die unterzeichnenden Verbände den Stellenwert von Holz für die aktuelle Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft. Der Nationalen Biomassestrategie komme dabei besondere Bedeutung zu. „Der Wald bindet die immer noch viel zu hohen CO2-Emissionen und ist so aktiver Klimaschützer Nummer 1“, sagte Bitter. Völlig unklar bleibe zudem, wie der angesichts von Klimawandel und Trockenheit notwendige Waldumbau auf fast drei Millionen Hektar Fläche finanziert werden soll. Sorgen bereiten der Forstwirtschaft auch die Initiativen zur Reduzierung der energetischen Nutzung von Holz. „Im Rahmen der nachhaltigen Forstwirtschaft fallen zwangsläufig Sortimente wie beispielsweise Kronen- und Astholz an, die nur als Brennholz genutzt werden können“, so Bitter. Gerade für kleine und mittlere Waldbesitzer ist der Verkauf dieses Holzes an Privatleute und Gewerbetreibende eine wesentliche Einkommensquelle, mit der die Waldpflege und das Nachpflanzen von Bäumen finanziert werde. Voraussetzung für die Ausgestaltung einer kohärenten Nationalen Biomassestrategie sei die Verfügbarkeit von aktuellen und validen Daten und Zahlen, betonen die Verbände. „Angesichts der gravierenden Waldschäden seit 2018 werden erst die Zahlen der vierten Bundeswaldinventur im kommenden Jahr eine adäquate und strategische Planungsgrundlage zur Abschätzung von Vorrat, Zuwachs und Nutzungspotential und damit der künftigen Verfügbarkeit von Holz bieten können“, sagte Bitter. Potenzialschätzungen oder gar richtungsweisende ordnungspolitische oder fiskalische Maßnahmen zur Steuerung von Rohstoffflüssen seien ohne eine verlässliche Datengrundlage nicht zu verantworten, mahnen die mehr als 20 Organisationen in ihrem Schreiben an die Bundesregierung. Sie appellieren, die Ausgestaltung der Biomassestrategie auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und Daten für Wald und Holz aufzubauen und die Zwischenergebnisse der Bundeswaldinventur unmittelbar in den Dialogprozess einfließen zu lassen.

Das Schreiben wurde an folgende zuständige Mitglieder der Bundesregierung versandt:

  • Steffi Lemke, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
  • Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz
  • Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft

Mitzeichnende Verbände der Forst- und Holzwirtschaft:

  • Deutscher Holzwirtschaftsrat e.V.
  • Hauptverband der Deutschen Holz und Kunststoffe verarbeitenden Industrie
    und verwandter Industriezweige e.V.
  • Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände e.V.
  • Deutsche Säge- und Holzindustrie Bundesverband e.V.
  • Gesamtverband Deutscher Holzhandel e.V.
  • Familienbetriebe Land und Forst e.V.
  • Bundesverband Deutscher Fertigbau e.V.
  • Deutscher Holzfertigbau-Verband e.V.
  • Verband der Deutschen Möbelindustrie e.V.
  • Verband der Deutschen Holzwerkstoffindustrie e.V.
  • DIE PAPIERINDUSTRIE e.V.
  • Tischler Schreiner Deutschland
  • Holzbau Deutschland
  • Arbeitsgemeinschaft Rohholz e.V.
  • Deutscher Energieholz- und Pellet-Verband e.V.
  • Deutscher Massivholz- und Blockhausverband e.V.
  • Verband der Deutschen Parkettindustrie e.V.
  • Bundesverband Holzpackmittel, Paletten, Exportverpackung e.V.
  • Bundesverband  ProHolzfenster e.V.
  • Überwachungsgemeinschaft Konstruktionsvollholz e.V.
  • Bundesverband Innenausbau, Element- und Fertigbau e.V.
  • DFUV – Netzwerk der Forstunternehmen & Forsttechnik e.V.
  • Studiengemeinschaft Holzleimbau e.V.

Bericht: Die Waldeigentümer AGDW – Foto: Hötzelsperger

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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