Waldeigentümer vor Waldbrandsaison alarmiert – Ende der Förderung der Waldbrandprävention droht – Bisherige GAK-Fördermittel laufen Ende 2023 aus – Präventiver Waldumbau muss dringend beschleunigt werden – Bisher wird jährlich nur 2,3 Promille des Waldes umgebaut
Der Verband AGDW – Die Waldeigentümer hat eindringlich vor einer Streichung der Mittel für Waldbrandprävention gewarnt: „Die Bundesregierung muss die bisherige Förderung von Maßnahmen zur Waldbrandprävention über 2023 hinaus fortsetzen. Wir brauchen diese Mittel: Der deutsche Wald ist nach vier Jahren Dürre fundamental geschwächt und damit verwundbar geworden, nur noch jeder fünfte Baum ist gesund“, sagte AGDW-Präsident Prof. Andreas Bitter als Sachverständiger bei der Anhörung im Bundestagsausschuss für Inneres und Heimat am Montag in Berlin. Es sei geradezu absurd, dass die Fördermittel nach dem verheerenden Waldbrandsommer 2022 auslaufen sollen. „Im Gegenteil müssen die notwendigen gezielten Präventionsmaßnahmen intensiviert werden“, forderte Bitter. Nötig sei eine gesellschaftliche finanzielle Förderung des Waldumbaus sowie von Maßnahmen zur Waldbrandprävention wie der Anlage von Wegen für Löschfahrzeuge, Brunnen oder Zisternen mit Löschwasser. Dazu sei insbesondere eine Fortführung der GAK-Förderung über 2023 hinaus dringend notwendig. Die bisherige Förderung von Waldbrandschutz sei vor allem Ländersache und konzentriere sich auf Einzelmaßnahmen.
Im Jahr 2022 sind allein in Deutschland 4.293 Hektar Wald Großbränden von mehr als 30 Hektar zum Opfer gefallen. Die verbrannte Fläche ist damit fast fünf Mal so hoch wie der jährliche Durchschnittswert von knapp 914 Hektar seit 2011. Im bisherigen Rekordjahr 2019 brannten 2.711 Hektar Wald ab. Auch die Schäden erreichten 2022 nach Berechnungen der AGDW einen Rekordwert: Der Gesamtschaden für Gesundheit (z.B. Feinstaub), Natur (z.B. Klima) und Wirtschaft (z.B. Tourismus) lag bei deutlich mehr als 600 Millionen Euro.
Entscheidend für die erfolgreiche Bekämpfung von Waldbränden ist laut internationalen Studien vor allem die Prävention. „Der ohnehin notwendige klimaresiliente Waldumbau macht die Wälder auch resistenter gegen Waldbrände“, sagte Bitter. Die Maßnahmen seien identisch: Reinbestände müssen in strukturreiche Mischwälder mit hohem Laubholzanteil überführt werden. Bisher entfällt noch rund ein Viertel des deutschen Waldes (2,85 Mio. Hektar) auf Reinbestände von Fichte oder Kiefer. „Wenn wir diese Bäume vor Trockenheit, Borkenkäfer und Waldbrand retten wollen, müssen wir sie schleunigst mit anderen Baumarten und Laubhölzern wie Buche und Eiche mischen“, sagte Bitter. Bisher würden in Deutschland jährlich lediglich knapp 25.000 Hektar umgebaut; das entspricht gerade einmal 2,3 Promille der gesamten Waldfläche in Deutschland (10,7 Mio. Hektar). „Die Umbaufläche muss mindestens vervierfacht werden und auf 100.000 Hektar oder 1 Prozent der Waldfläche gesteigert werden“, forderte Bitter. Die Kosten für den klimaresilienten Waldumbau liegen im Durchschnitt zwischen 5.000 und 15.000 Euro pro Hektar. „Das können die privaten Waldeigentümer nicht allein finanzieren“, so Bitter.
Über die aktuellen Tendenzen der gesellschaftlichen Waldförderung zeigte sich Bitter „sehr besorgt“: Entscheidend sei die GAK-Förderung für Wiederaufforstungen und Waldumbau, über die für die Jahre 2020-2023 von Bund und Ländern Sondermittel von insgesamt 800 Millionen Euro zusätzlich bereitgestellt wurden. „Wir vermissen diesen Posten in den Eckpunkten des Bundeshaushaltes 2024“, sagte Bitter. „Stattdessen werden wir auf das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK) verwiesen, bei dem eine konkrete Förderung des Waldumbaus noch gar nicht fixiert ist, geschweige denn in den Bedingungen definiert.“ Auch das neue Bundesförderprogramm „Klimaangepasstes Waldmanagement“, auf das von der Politik ebenfalls gerne verwiesen werde, sei zwar ein forstpolitischer Meilenstein, aber doch nur eine passgenaue Ergänzung und kein Ersatz für die GAK-Förderung.
Bericht: AGDW – Die Waldeigentümer – Foto: Bayer. Landwirtschaftsministerium