Anlässlich der dramatischen Lage im Wald lädt Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner am Donnerstag , 29. August zu einem Verbändegespräch ein, um sich über die aktuellen Schäden und geeignete Maßnahmen zu informieren. „Die Auswirkungen des Klimawandels haben zu einer Krise in den Wäldern geführt“, sagten Georg Schirmbeck, Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates (DFWR), und Hans-Georg von der Marwitz, Präsident der AGDW – Die Waldeigentümer, heute in Berlin im Vorfeld des Verbändegespräches.
Schirmbeck machte die Schäden deutlich: Rund 110.000 Hektar Wald sind vertrocknet und etwa 70 Millionen Festmeter Schadholz in 2018 und 2019 angefallen. Aufgrund der anhaltenden Trockenheit und der Schädlingsexplosion könnten diese Zahlen weiter ansteigen. Betroffen sind alle Baumarten – Nadel- wie Laubbäume. „Es werden jetzt schnelle und unbürokratische Hilfen benötigt, um die schweren Schäden zu bewältigen, die Kahlflächen aufzuforsten und die Wälder klimafit zu machen“, so die beiden Präsidenten. Sie forderten eine Summe von rund 2,3 Milliarden Euro – sowohl als Soforthilfen für die schnelle Beräumung der Schäden wie auch für die Wiederbewaldung.
Das Verbändegespräch soll dem Ministerium als Vorbereitung des Waldgipfels dienen, der am 25. September 2019 in Berlin stattfindet.
Laut Georg Schirmbeck müssen Schadholzbeseitigung und Wiederbewaldung höchste Priorität haben. So zähle zum Waldschutz, dass die Ausbreitung von Schädlingen eingedämmt und die Waldbrandgefahr reduziert werde. Auch die Verkehrssicherung und die Vermeidung von Unfallgefahren für die Waldbesucher zähle dazu. „Darüber hinaus ist die Wiederbewaldung der zerstörten Flächen ein zentrales Thema, um den Wald in Deutschland zu erhalten“, sagte der DFWR-Präsident. Dies müsse mit klimatoleranten Baumarten geschehen, die den zunehmenden Wetterextremen standhalten.
AGDW – Präsident Hans-Georg von der Marwitz machte deutlich, dass das Ökosystem Wald in Gefahr ist. „Die Wälder sind gleichermaßen Klimaschützer, Sauerstoffproduzent, Erholungsort und Lebensraum für vielzählige Tierarten“, sagte von der Marwitz. „Daher ist ihre Rettung eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.“ Die rund zwei Millionen Waldeigentümer leisten mit ihrer nachhaltigen Forstwirtschaft einen vielfältigen Beitrag zur Stabilität der Wälder sowie dazu, dass diese vielen Funktionen erfüllt werden können. „Um die aktuelle Krise zu bewältigen, sind schnelle Hilfen dringend geboten.“
Über die finanzielle Unterstützung hinaus fordern die Präsidenten der beiden Verbände, dass ein Kapitel „Wald“ im Bundeshaushalt festgelegt wird. Auch sollen Maßnahmen zum Waldumbau vorangetrieben und Investitionen in die Erforschung klimaresilienter Baumarten getätigt werden. Schirmbeck und von der Marwitz: „Die jüngsten Wetterextreme haben deutlich gemacht: Die Anpassung der Wälder an den Klimawandel muss im Fokus stehen.“
Hans-Georg von der Marwitz forderte darüber hinaus eine CO2-Abgabe für den Wald, mit der die Ökosystemleistung CO2-Speicherung honoriert werde. Wald und Holz würden einen Klimaschutzbeitrag von rund 127 Millionen Tonnen CO2 im Jahr leisten und etwa 14 Prozent der CO2-Emissionen Deutschlands speichern. Gleichzeitig sei der Wald als erstes von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Eine CO2-Abgabe solle dem Wald und seiner Stabilisierung zu Gute kommen.
Auch forderten die beiden Präsidenten eine Holzbau-Initiative: „Bauen mit Holz ist aktiver Klimaschutz und wird von der Bevölkerung sehr begrüßt“, so Schirmbeck und von der Marwitz. Bund, Länder, Städte und Gemeinden sollten die Holzbauweise fördern und Einschränkungen z.B. in den Landesbauordnungen abbauen. Auch wäre ein richtiger Schritt, etwa bis 2030 eine Holzbauquote im öffentlichen Raum einzuführen. „Holz ist ein innovativer Baustoff, dem in Zukunft ein zentraler Platz eingeräumt werden muss.“
Zahlen und Fakten:
- Der Deutsche Forstwirtschaftsrat (DFWR) ist die repräsentative Vertretung aller mit der Forstwirtschaft und dem Wald befassten Akteure in der Bundesrepublik Deutschland. Er setzt sich für die Interessen und Belange einer nachhaltigen Forstwirtschaft ein.
Nachhaltige Forstwirtschaft bedeutet für den DFWR, dass Pflege und Bewirtschaftung der Wälder im Interesse ihres gesunden, stabilen und leistungsfähigen Zustandes, ihrer Multifunktionalität durch Nutzung, Schutz und Erholung und im Interesse der Landeskultur und des Umweltschutzes erfolgen.
- Die AGDW – Die Waldeigentümer setzt sich für die Interessen der rund zwei Millionen privaten Waldeigentümer ein, die etwa die Hälfte der deutschen Waldfläche bewirtschaften.
Von den 11,4 Millionen Hektar Wald in Deutschland sind 67 Prozent Privatwald sowie Kommunal- und Körperschaftswald. Die privaten Waldeigentümer verfügen über 48 Prozent des Waldes, die Körperschaften (z.B. Kirchen) und Kommunen verfügen über 19 Prozent, Bund und Länder über 33 Prozent.
Bericht: AGDW – Die Waldeigentümer
Foto: Hötzelsperger