Am ersten Adventssonntag, 3. Dezember 2023, um 14:00 Uhr findet im Münster Frauenchiemsee ein besonderes Konzert statt, das Haydns Chiemseemesse und Werke aus den Chiemseeklöstern präsentiert.
Beim Konzert am Altar des Münsters stehen Zsofia Szabo (Sopran), Astrid Monika Hofer (Alt), Konstantin Igl (Tenor), Christoph Schöffmann (Bass), Wolfram Heinzmann (Cembalo), Helmut Wittmann (Pauke), Johannes Moritz und Andras Gergely Gerhardt (Trompeten). Das Jugendorchester „capella cantabile“ unter der Leitung von Konzertmeister Alexander Krins wird ebenfalls teilnehmen, ebenso wie die Chorgemeinschaft Seeon. Als Leitung an der Orgel fungiert Andrea Wittmann.
Eintrittskarten zum Preis von 22 Euro sind im Ticketbüro Prien (Alte Rathausstraße 11, Tel. 08051-965660 oder ticketservice@tourismus.prien.de) erhältlich.
Vorwort von Armin Kirchner (Januar 2005)
Die Missa in honorem Sanctae Ursulae in C-Dur MH 546 von Johann Michael Haydn, genannt Chiemseemesse, hat eine Sonderstellung. Man kann sie als Haydns „mozartscheste“ Messvertonung bezeichnen. Das Werk ist eine meisterliche Verbindung von formaler Konzentration, musikalischer Schönheit und liturgischer Zweckbestimmung. Liedhafte Melodik, Einheit des motivischen Materials und ausgewogener Zusammenklang von festlichen und meditativen Abschnitten machen diese Messe zu einem von Haydns gelungensten und inspiriertesten Werken. Auf einer Partiturabschrift des Musikverlegers Benedikt Hacker klärt ein Vermerk, wie es postum zum Beinamen „Chiemsee-Messe“ kam: „Michael Haydn schrieb diese Messe zum Namenstag einer Klosterfrau zu Kloster Frauenwörth im Chiemsee Sebastiana Oswald, auf die er sehr viel hielt. “
Sie war ein der begabtesten Musikerinnen unter den Frauenwörther Nonnen, eine ausgezeichnete Geigerin und Sängerin. Ursula Anna Josepha, so der Taufname von Maria Sebastiana, wurde am 19. August 1772 in München als eines von sechs Kindern des kurfürstlichen Rechnungs-Justifikanten beim Mautdirektorium Johann Baptist Oswald und seiner Frau Katharina geboren. Unterrichtet wurde sie im Landshuter Ursulinen-Kloster. Dort konnte sie „nach ihrem Bestreben die Music, Geigen und Singen erlernen.“ Am 15. April 1790 wurde das musikbegabte Mädchen als Novizin im Benediktinerinnen-Kloster Frauenchiemsee aufgenommen, wo sie mit Vollendung des 21. Lebensjahres die Ordensgelübde ablegte. Als im Jahr 1801 auf Veranlassung einiger Konventualinnen eine Untersuchungskommission das Kloster visitierte, beklagten sich drei Chorfrauen, darunter M. Sebastiana, über das Klosterleben und ihre Mitschwestern.
Der Salzburger Fürsterzbischof schloss in einem Schreiben vom 2. Oktober 1801 die unzufriedenen Frauen von der Klostergemeinschaft aus. Noch im selben Jahr zog M. Sebastiana zu ihrer Schwester; über ihren weiteren Lebenslauf sind keine Daten bekannt. Wann Haydns Messe auf Frauenchiemsee zum ersten Mal erklang, ob zu feierlichen ewigen Profess von M. Sebastiana am 19. August 1793 oder zu ihrem Namenstag am 21. Oktober, kann letztlich nicht geklärt werden. Wahrscheinlich war Haydn, der die beiden Inselklöster Frauen- und Herrenchiemsee gerne besuchte, bei der Aufführung seiner Chiemsee-Messe anwesend.
Bildmaterial: Andrea Wittmann – Anhang: Flyer