Lasse Tremel berichtet von einer abenteuerlichen Radtour: ein halbes Jahr unterwegs in 13 Ländern – durch Wüsten und Gebirge, Weltstädte und historische Stätten.
Die vier Abiturienten des Jahrgangs 2023 der Waldorfschule Prien – Noah Berthaux, Elias Kapsner, Joel Dietenhofer und Lasse Tremel – starteten im März 2024 mit dem Fahrrad von Prien aus. Ihr Ziel war es, einen lang gehegten Traum zu verwirklichen: bis nach Bischkek in Kirgisistan zu radeln, einer ehemaligen Karawanenstation an der berühmten Seidenstraße, und anschließend bis zu den nördlichen Ausläufern des Himalayas – insgesamt etwa 10.000 Kilometer im Sattel.
Doch nach über vier Monaten im Iran geriet Kirgisistan aufgrund von Visaproblemen und Zeitdruck in weite Ferne. Schweren Herzens verabschiedeten sich die vier von ihrem ursprünglichen Ziel und beschlossen stattdessen, den südlichen Himalaya in Indien anzusteuern. Was sie auf dieser neuen Route erlebten, war jedoch nicht weniger spannend.
Einer der vier Abenteurer, Lasse Tremel, traf sich jetzt mit mir und gab mir für die Samerberger Nachrichten, die bisher bereits mehrere Berichte (siehe „4 Priener radeln nach Asien“ , Priener Radtour-Abenteurer berichten“ und „Chiemgauer grüßen von einer Radtour aus der Türkei“) veröffentlicht hatten, spannende Einblicke in die Reise, die Herausforderungen und seine Gefühle.
Lasse Tremel, passionierter Bergsteiger, arbeitet z.Z. im Rettungsdienst des Landkreises Rosenheim mit dem Berufsziel Arzt.
Wo hat es dir auf der gesamten Reise am besten gefallen?
Lasse:
Am beeindruckendsten waren die faszinierenden Landschaften an den Ausläufern des Himalaya bei Dharamsala, Stadt mit dem Sitz der tibetischen Exilregierung und Wohnortdes Dalai Lamas. Auch Städte wie Dubrovnik, Istanbul und Täbris haben uns begeistert. Ein besonderes Highlight war die antike Ruinenstadt Persepolis, eine historische Stätte von Weltrang.
Gab es einen Moment, der euch alle besonders zusammengeschweißt hat?
Lasse:
Es war weniger ein einzelner Moment als vielmehr das Überwinden der Anfangsschwierigkeiten und gelegentlicher Sinnkrisen. Danach waren wir wie eine Familie – ein eingespieltes Team.
Wie war es mit der Verpflegung unterwegs?
Lasse:
Wir konnten uns überall problemlos mit Essen und Trinken versorgen.
Gab es Sprachbarrieren?
Lasse:
Im Iran und in Pakistan war die Verständigung oft schwierig. Doch mit Englisch, google-translate und ein wenig Zeichensprache kamen wir durch.
Habt ihr die gesamte Strecke mit dem Fahrrad zurückgelegt?
Lasse:
Nein. In der Wüste Irans mussten wir mit dem Bus fahren und in anderen asiatischen Ländern mussten wir auch auf die Eisenbahn ausweichen.
Habt ihr immer im Zelt übernachtet?
Lasse:
Nicht immer. In größeren Städten haben wir meist in einem Airbnb oder Hostel übernachtet.
Gab es gesundheitliche Probleme?
Lasse:
Ja, leider blieben wir davon nicht verschont. Vor allem Magenverstimmungen und Lebensmittelvergiftungen haben uns zu schaffen gemacht.
Wie schwer war es, nach der Aufgabe des ursprünglichen Zieles Kirgisistan neue Motivation zu finden?
Lasse:
Als leidenschaftlicher Bergsteiger war es mein Traum, die Gipfel des Himalaya zu sehen. Mit dem neuen Ziel konnten wir das immer noch erreichen – nur von einer anderen Seite aus. Zwar war es weniger spektakulär als geplant, doch das Radfahren entlang der Südhänge des Himalaya war trotzdem ein Höhepunkt der Reise.
Was war der schwierigste Teil der Reise?
Lasse:
Definitiv die politischen Herausforderungen in Pakistan. Besonders der Grenzübertritt nach Pakistan war problematisch. Wir mussten im Konvoi mit Polizei und Militär fahren, wurden tagelang aufgehalten und zeitweise sogar in einer Gefängniszelle untergebracht.
Welche unerwarteten Erlebnisse sind dir besonders in Erinnerung geblieben?
Lasse:
Vor allem die vielen Begegnungen mit Menschen, die in allen Ländern unglaublich freundlich und hilfsbereit waren.
Was war das Schönste der gesamten Reise für dich?
Lasse:
Sechs Monate lang gemeinsam alle Höhen und Tiefen zu meistern und unsere Ankunft in der gleichen Konstellation, in der wir starteten, nur mit vielen neuen Freunden.
Ein halbes Jahr, 13 Länder und unzählige unvergessliche Erlebnisse später zeigt uns die Reise von Lasse Tremel und seinen Freunden vor allem eines: Manchmal braucht es nur ein Fahrrad, Mut und den Wunsch, die Welt zu entdecken, um Grenzen zu überwinden und Träume wahr werden zu lassen.