Kultur

Volkstheater Flintsbach hat lange und interessante Geschichte

Die Flintsbacher sind richtige „Theaterer“ – und das nicht erst seit Kurzem. Die Laientheater-Leidenschaft hat in der Inntalgemeinde eine wahrlich lange Tradition. Im eigenen Gebäude waren schon viele und anspruchsvolle Volksstücke zu sehen. Der Rückblick auf die Entstehungsgeschichte geht gar bis in das Jahr 1675 zurück – wie nachfolgende Aufzeichnungen des langjährigen Spielleiters Peter Astner zu den Ursprüngen der dörflichen Schauspieltradition zeigen.

Man kann den Spieltrieb des altbayerischen Stammes auf die liturgische Prachtentfaltung der alten bayerischen Klöster zurückführen. Schon im 15. Jahrhundert gab es auch auf dem Lande Spiele zu besonderen Kirchenfesten. In Flintsbach, der 3.000-Seelen-Gemeinde im bayerischen Inntal, hat sich dieses Theaterspielen bis in die heutige Zeit erhalten. Die ersten Aufführungen der dörflichen Theaterspieler fanden im Umkreis der Pfarrkirche St. Martin statt. Ein Auszug aus dem Kirchenrechnungsbuch von 1675 gilt als erster gesicherter Nachweis einer dörflichen Theaterkultur, sodass die Flintsbacher „Theaterer“ – so werden die Laienspieler in ihrem Dorf genannt – mittlerweile auf eine über 325-jährige Schauspieltradition zurückblicken können. Warum die ersten Aufführungen Spielen mit religiösem Inhalt in oder neben der Kirche galten, ist nicht allein der besonderen Frömmigkeit der Zeit, sondern auch den Autoren zuzuschreiben. Für das Land der Bauern schrieben nämlich im 17. Jahrhundert überwiegend Geistliche aus Klöstern“.

Der Blick nach vorne in Corona-Zeiten

Die Pandemie hat auch vor dem Flintsbacher Volkstheater nicht Halt gemacht. Wie überall sind Aufführungen und Planungen im ersten Corona-Jahr gestoppt, geändert und abgesagt worden. In Nicht-Corona-Zeiten wären dies bei 285 Plätzen, die das Theaterhaus bietet, immerhin sechs- bis siebentausend Besucher gewesen. Derzeit sind keine Aufführungen möglich oder geplant. Möglich war es im Sommer zumindest, die Mitgliederversammlung abzuhalten. Dabei übernahm Martin Obermair das Amt des Spielleiters von Peter Astner. „Derzeit steht noch viel in den Sternen. Wir hoffen, ab Juni 2022 wieder spielen zu können. Welches Stück dann zur Aufführung kommen wird, das steht aber auch noch nicht fest.“ Mit diesen unsicheren Aussichten spiegeln sich die allgemeinen Schwierigkeiten wider, wenn es um die Aufrechterhaltung des dörflichen und regionalen Kulturlebens geht.

Flintsbacher Volkstheater ist  gut vernetzt und vielfach ausgezeichnet

Die lange Tradition und die Qualität der Aufführungen im eigenen Theaterhaus haben für das Flintsbacher Volkstheater vielfache Anerkennungen, Auszeichnungen und Würdigungen ergeben, davon seien genannt:

  • Das Volkstheater Flintsbach e. V. ist Mitglied beim Bayerischen Landesverein für Heimatpflege e. v., beim Verband Bayerischer Amateurtheater e. V. und beim Bund Deutscher Amateurtheater e. V..
  • Die Regierung von Oberbayern bescheinigt, dass das Volkstheater Flintsbach e. V. die gleichen kulturellen Aufgaben wie die von Bund und Länder geführten Theater erfüllt.
  • Bei dem Wettbewerb „Laienbühnen spielen um die Wette“, den der Bayerische Landesverein für Heimatpflege e. V. in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk durchgeführt hat, wurde das Volkstheater Flintsbach e. V. mit einem Förderpreis ausgezeichnet.
  • In Anerkennung und Würdigung für seine großen Verdienste um das Volkstheater Flintsbach e. V. wurde Herrn Martin Goldes das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.
  • Der Landkreis Rosenheim hat dem Volkstheater Flintsbach den großen Kulturpreis verliehen und es ist Teil der Europäischen Route Historische Theater.
  • Das Volkstheater Flintsbach wird mit dem Euregio-Inntal Preis 2018 ausgezeichnet.

Weitere Informationen: www.volkstheater-flintsbach.de

Text: Hötzelsperger – Fotos: Volkstheater Flintsbach

Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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