In Zeiten des Erregers Corona erinnert sich Rosemarie Anner aus Hohenaschau an Erzählungen ihrer Vorfahren, wenn es darum ging, sich einem Virus zu widersetzen. „Corona, ein Virus, der die Dörfer, die Städte, ja die ganze Welt heimsucht, der tausende Menschen krank macht und abertausende tötet, der das Alltagsleben verändert und die Menschen verbittert – wie haben sich unsere Vorfahren dagegen geschützt, welche Volksweisheiten waren von ihnen überliefert und was haben sie dagegen getan?“ – mit diesen Gedanken beginnt Rosemarie Anner diese niederzuschreiben.
„Da gab es noch in den 1950er Jahren Großmütter, die ihren Enkelkindern in einem kleinen Sacherl fürchterlich übel riechendes Wurzelwerk umgehängt haben, es sollte sie vor Krankheiten schützen. Diese stinkenden Brösel nannten sie ASANK. In über einhundert Jahre alten Aufschreibungen aus der Tiermedizin findet man ebenfalls das Wort ASANT oder ASANK, es soll eine indische Wurzel sein.“ Um der Sache etwas nachzugehen erkundigte sich Rosemarie Anner in der Aschauer Apotheke, dort wurde noch in Erfahrung gebracht, dass es noch ASANT-Öl gibt, das arg übel riechend sein soll. Dabei hieß es: „Die Wirkung wäre gut denkbar, denn durch die Körperwärme wird das Granulat leicht erwärmt und der Dunst steigt zur Nase – und über die Nase soll ja der Virus in den Körper eindringen, was der grausige Gestank verhindern sollte“. Diese Weisheit soll in Tirol und auch dem Böhmerwald bekannt und weit verbreitet gewesen sein. Wie Rosemarie Anner weiter aufgrund ihrer Gespräche mit ihrer „Tirol-Oma“ im Jahr 1958 weiter erfragte, war im Umlauf, dass ASANT gegen die Pest geholfen haben soll.
Ein Geißbock im Krankenhaus
Eine weitere Geschichte ist wie folgt überliefert: „Für die Bauern war es in früheren Jahrzehnten eine Selbstverständlichkeit, einen Geißbock im Stall zu halten, er sollte böse Krankheiten auf sich ziehen. Sogar in großen Gutsverwaltungen wurde ein großer, stinkender Geißbock gehalten“. Im Zuge ihrer Unterhaltungen mit ihrer Oma gibt es noch diese lustige Begebenheit aus früheren Zeiten: „Eine gut aufgelegte Männer-Stammtisch-Runde hat mal einen kranken Kameraden im Krankenhaus besucht. Einer der Freunde, der groß und kräftig war, kam mit einem besonders weiten Lodenmantel an – und hatte darunter einen lebendigen Geißbock ins Krankenzimmer geschmuggelt. Dieser durfte da drinnen umeinander marschieren und sollte die böse Krankheit des Patienten auf sich ziehen – ob es gewirkt hat, ist nicht überliefert!“.
Eine weitere Überlieferung zu den aktuellen Corona-Zeiten betrifft die Maskenpflicht, die zuweilen lästig sein kann. „Ein effektives Heilmittel bei Husten und bei verstopfter Nase war oft Wick VapoRub. Damit wurde Kindern die Brust eingerieben und der Dunst, der zur Nase stieg soll Virus und Gift abhalten“. Über mehrere Generationen erzählt wurde laut Rosemarie Anner der Begriff „Die gelbe Gefahr“. Dazu hat sie schon vor vielen Jahren notiert, dass ein 85jähriger Frasdorfer davor warnte, dass Gefahr von China kommt. Aus Tirol wurde überliefert, dass vor ca. 100 Jahren auch eine 90jährige Frau sowie ein einfacher Knecht vor der Ankunft der Chinesen warnten.
Fotos: Hötzelsperger – Der Geißbock – ein Tier, das Krankheitserreger auf sich zieht.