Schwungvoll, überraschend und mit sprühender Spiellaune – so begeisterte das „Theaterensemble Vilsheim“ die zahlreichen Zuschauer bei den ersten drei Aufführungen am vergangenen Wochenende. Die überzeugende schauspielerische Leistung aller Ensemblemitglieder gepaart mit der liebevoll gestalteten Bühne bereitete den Zuschauern viel Freude, die das Engagement mit zahlreichem Szenenapplaus und herzhaften Lachen quittierte. Das Stück spielt um das Jahr 1900 herum, und in der heruntergekommenen Dorfwirtschaft des verwitweten Wirts (Siegfried Deutinger) und der Kellnerin Burgl (Christl Giggenbach) residiert ein Bader (Hermann Unterreithmayr) im Nebenzimmer.
Es könnte eine echte Symbiose sein, denn die Wirtsstube samt Verzehrzwang fungiert als Wartezimmer. Wenn da nicht der Sohn des Wirts, Toni (Andreas Seidel), wäre, der laut Vater in München Medizin studiert, einmal ein großer Doktor und damit den Bader verdrängen werde. Dann könne er seinen Laden dichtmachen und sich aufs Altenteil zurückziehen. Als der Bader das erfährt, erklärt er dem Sohn des Wirts den Krieg. Und was für einen: Es ist einfach herrlich, wie grob er dem Studenten zusetzt, bis hin dazu, dass dieser sich in einen – glücklicherweise – bereitstehenden Eimer übergeben muss. Zart besaitet darf das Publikum ohnehin nicht sein: In der Praxis des Baders, und nicht nur da, geht es zur Sache Ein Genuss ist Michael Gröschl als scheinbar recht kurzsichtiger Hufschmied, der mit seinen vielen Unfällen zum Dauergast beim Bader wird. Ihm kann aber geholfen werden. Dabei darf Rita Hartmann in der Maske nicht unerwähnt bleiben: Wie sie dem etwas tollpatschigen Zeitgenossen die Verletzungen wie etwa einem in den Fuß getretenen Nagel schminkt, ist einfach gekonnt. Nicht unerwähnt dürfen die weiteren Patienten des Baders bleiben. Die beiden Kotzenrieder-Schwestern (Carola Baumgärtner und Sabine Dittmann) liefern ein Feuerwerk an Spiellaune ab und beim geplagten Ziegenbauern Irgerl (gekonnt in Szene gesetzt von Mike Brandlmeier) muss man bereits beim Zuschauen mitfühlen. Als Publikumsliebling entpuppte sich jedoch Holger Heilmeier als einfältiger, sympathischer und nuschelnder Knecht Hausl. Der Medizinstudent entlarvt sich als eine ziemlich verkrachte Existenz. Der Bader führt ihn derart gnadenlos vor, dass das Publikum, das nicht an fröhlichem Szenenapplaus sparte, den Kerl nur bedauern konnte. Ein Medizinstudent, der kein Blut sehen kann, das kann ja auch nichts werden. Der Bader führt seinen Krieg mit allen Mitteln, wobei er sich prächtig auf „psychologische Kriegsführung“ versteht und den armen Teufel zwingt, bei der Behandlung mitzumachen: „Es wird ein Blutbad biblischen Ausmaßes geben!“ Als dann auch noch die hochschwangere Freundin des Studenten auftaucht (Sandra Voitenleitner), spitzt sich alles ins Unermessliche zu. Und dass das Publikum dann auch noch gnadenlos akustisch an der Geburt Anteil nehmen lässt, macht den dramatischen Schlussakt erst richtig packend. Am Schluss sitzt der Wirt und der Bräu (Trachtlervorstand Johann Voitenleitner) bei einer ganzen Reihe von Schnäpsen beisammen und sind einigermaßen zusammengesackt. Nein, ein klassisches Happy End ist das nicht, aber es ist eben doch eins. Mehr sei noch nicht verraten, denn es gibt ja noch ein paar Aufführungen. Ingo Deutinger, der für Regie und Gesamtleitung zeichnet, verrät, dass es viele Schweißtropfen gekostet hat, bis der gewünschte Effekt erzielt war. Die Mühe vom gesamten Ensemble hat sich aber gelohnt: Die Bühne strahlt eine gemütliche, authentische Atmosphäre aus, wenn dem Wirtshaus auch deutlich anzusehen ist, dass es schon bessere Tage gesehen hat. Die zahlreichen Theaterbesucher der ersten drei Aufführungsabende amüsierten sich prächtig und quittierten dies mit häufigem Zwischenapplaus und herzlichem Lachen.
Info: Wer sich das aktuelle Stück nicht entgehen lassen möchte, stehen noch mehrere Termine zur Wahl. Die nächste Aufführung findet an diesem Freitag, 22. März, 19:30 Uhr statt. Die beiden letzten Termine sind Palmsamstag, 23 März, 19:30 Uhr und Palmsonntag, 24. März, 18:30 Uhr. Saaleinlass mit Bewirtung ist ab 18:00 Uhr (sonntags 17:00 Uhr). Karten können im Rock-Shop in Landshut oder online über München Ticket erworben werden. Alternativ können für die insgesamt noch drei Aufführungen kostenlos Plätze reserviert werden. Die Vorverkaufsstelle ist telefonisch unter 08706/281 erreichbar. Wer selbst einen Blick in den Sitzplan werfen möchte, kann dies im Gasthof Stadler in Vilsheim tun und sich dort seine Plätze vormerken lassen. Die Abendkasse ist an den Aufführungsabenden jeweils 1 ½ Staunden vor Beginn geöffnet. Es wird gebeten, die Plätze frühzeitig einzunehmen. Weitere Informationen können auf der Internetseite des Vereins unter www.trachtenverein-vilsheim.de abgerufen werden.
Bericht und Bilder: Hans Kronseder