Land- & Forstwirtschaft

Versammlung der Bezirksalmbauernschaft Tegernsee

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Wolf ist Thema des Abends – ein Beitrag aus der Mitglieder-Zeitschrift des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern (AVO)

Einen fachlichen Bericht mit dem Adjektiv eigentlich zu beginnen, ist für echte Journalisten ein Graus, aber erstens sind die hausinternen AVO-Schreiberlinge meilenweit von den Profis und deren Regeln entfernt und zweitens muss es auch mal Ausnahmen geben, wie der folgende Bericht zeigt.

„Eigentlich“ ist bei der Versammlung der Bezirksalmbauernschaft Tegernsee, die stets den Abschluss der Winterveranstaltungen anzeigt, bei den Vorgängerversammlungen schon alles mehrfach gesagt und geschrieben. Aber diesmal war alles anders. Es gab so viele aktuelle Geschehnisse, dass die Versammlung vielmehr unter dem Motto stand: „Die Letzten werden die Ersten sein!“

Nur zwei Tage nachdem die bayerische Staatsregierung ihre mutige Wolfsverordnung verabschiedete und einen Tag nach dem Großaufgebot der bayerischen Politik in der Regau, Gemeinde Oberaudorf, trafen sich die Almbauern zu ihrer Versammlung. Und natürlich prägten diese beiden Ereignisse auch den Abend in Enterrottach, der traditionell im Gasthaus Angermeier stattfand. Wie Bezirksalmbauer Anton Maier nach der Begrüßung einleitend bemerkte, gäbe es so viele wichtige Themen, mit denen die Almwirtschaft konfrontiert sei, aber derzeit gäben ausschließlich Wolf und Bär den Takt an, mit Auswirkungen bis zum Weiterbestand der Almwirtschaft auf vielen Almen. Deshalb begrüßen die praktizierenden Almbewirtschafter und Weidetierhalter in schwierig zu zäunenden Gebieten das deutliche Bekenntnis der bayerischen Staatsregierung zu ihrer Wirtschaftsweise, rechtzeitig zum bevorstehenden Beginn der Weidesaison. In der Presse wurde vom „juristisch dünnen Eis“ dieser bayerischen Wolfsverordnung“ geschrieben, gegen die der Bund Naturschutz sofort Klage angekündigt hat. Trotz der Kürze der Zeit gelang es Maier den Juristen Christian Denler für eine kurze Einschätzung als Referenten zu gewinnen (siehe Seite XX). Jetzt bleibt einfach nur abzuwarten, wie das theoretische Werk von den Landratsämtern in die Praxis umgesetzt wird.

Tourismus beim Wolf einbinden

Auch die Grußworte der Ehrengäste drehten sich um das Thema Wolf: Sowohl die dritte Bürgermeisterin Rottach-Egerns Gabriele Schultes-Jaskolla als auch Wolfgang Rebensburg,

  1. Bürgermeister von Kreuth unterstützten die Aussage Maiers, hier die Vertreter der Tourismuseinrichtungen im Landkreis zur Mithilfe zu motivieren. Durch die zahlreichen Übergriffe auf Wildtiere während der Wintermonate im Werdenfelser Gebiet und bereits auch jetzt schon auf die erst seit kurzer Zeit weidenden Nutztiere im Sudelfeldgebiet und in Traunstein, verbunden mit dem schlimmen tödlichen Vorfall im Trentin, bei dem eine Bärin den 26-jährigen Jogger Andrea Papi tödlich verletzt hatte, scheint auch bei der städtischen Bevölkerung ein kritischeres Denken einzusetzen. Dieses gilt es durch Aufklärung weiter zu stärken, und hier haben die Tourismusvertreter eben die besten Voraussetzungen.

Doch neben den großen Beutegreifern gibt es leider noch weitere Baustellen, so Kreisobmann Sepp Huber. Anpassungen bei den Förderprogrammen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) sind dringend erforderlich, um den kleinbäuerlichen Familienbetrieben im grünlandbetonten Voralpenland mit GV-Besätzen über 1,0 oder 1,4 RGV/ha einkommenswirksame Beihilfen zukommen zu lassen. Auch Anpassungen bei den Haltungszeiträumen der Ökoregelung 4 sind Ziel der anstehenden Verbesserungsvorschläge. Beide Punkte stünden auch auf der to do Liste des Almwirtschaftlichen Vereins, ergänzt um den Erhalt der Kombihaltung und natürlich das Management des Wolfes bei der im Mai anstehenden Reise nach Berlin, so AVO-Vorsitzender Josef Glatz. Geschäftsführer Hans Stöckl erinnerte noch einmal an die wichtigen Fristen beim Mehrfachantrag und erläuterte die Neuerungen, die sich erst nach Beginn der Antragstellung ergeben haben. So haben alle Betriebe, die die Ökoregelung 5 (4 Kennarten) beantragt haben, bis Ende Mai Zeit, den erforderlichen Kontrollbogen am Amt einzureichen. Auch ist es jetzt möglich, auf Talbetrieben diese Maßnahme schlagbezogen zu beantragen, wenn unterschiedlich codierte Nutzungen vorliegen. Für Almbetriebe ist die Frist für 15. Juni festgesetzt worden und kann auf Antrag auch noch nach hinten verschoben werden.

Veterinärin Dr. Marion Schäffler erläuterte kurz die Vorgaben des neuen Antibiotikaminimierungsgesetzes, eine weitere bürokratische Vorgabe für Betriebe, die mehr als 25 Milchkühe in der Halbjahresfrist haben. Stichtag für die Meldungen ist das Halbjahresende, es müssen alle Tierbewegungen unabhängig von der HIT-Datenbank gemeldet werden.

Erfreuliches zum Schluß

Almfachberaterin Susanne Krapfl wies zum Abschluss des fachlichen Teils der Veranstaltung auf die erfreuliche aktuelle Neuerung beim Bayerischen Bergbauern Programm hin, bei dem seit Mitte April die Höchstsätze für Investitionen deutlich angehoben wurden (Bericht Seite X).

Der obligatorische Lichtbildervortrag, den Hans Stöckl und Susanne Krapfl im Wechsel absolvierten, setzte den Schwerpunkt bei den beiden letztjährigen Großveranstaltungen Hauptalmbegehung und Almbauerntag, die zum 75-jährigen Jubiläum des AVO von der Bezirksalmbauernschaft Tegernsee perfekt organisiert und durchgeführt wurden. Anton Maier versäumte es nicht, allen Helferinnen und Helfern aufrichtig Vergelt´s Gott zu sagen, denn Arbeit habe es in Hülle und Fülle gegeben, für die sehr viele helfende Hände gebraucht wurden. Und die standen glücklicherweise freudig anpackend zur Verfügung. Dass die beiden Veranstaltungen neben den vielen positiven Rückmeldungen auch einen erfreulichen Effekt für die Kasse der Bezirksalmbauernschaft mit sich brachten, zeigte der Bericht des Kassiers und stellvertretenden Bezirksalmbauern Hans Kiening. Geprüft von Rainer Bierschneider erfolgte die Entlastung von Maier und Kiening einstimmig.

Zum Abschluß dieser gut besuchten Veranstaltung konnte sich Maier dann den Hinweis nicht verkneifen, dass beim AVO sicherlich wieder einmal ein Jubiläum anstehen wird. Aber bis dahin können die jährlichen Hauptalmbegehungen jetzt erst einmal nur aus Freude und Interesse besucht werden, bevor es heißt, wie viele Kuchen brauchen wir und wer bäckt.

Bericht und Bilder: Susanne Krapfl, AVO


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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