Tourismus

Unbekannter Balkan – die Republik Serbien

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

von Uschi Lang

Nach Serbien reisen? Das war die Frage aller Fragen? Eigentlich ist es kein klassischer Urlaubsort – und kaum einer weiß Genaueres. Und genau das war ein Grund für mich – den unbekannten Balkan zu besuchen – um ihn als Urlaubsdestination bekannter zu machen

Serbien (erstmalig urkundlich erwähnt 822) grenzt im Osten an Rumänien und Bulgarien, im Norden an Ungarn, im Süden an Mazedonien und Albanien und im Westen an Bosnien, Herzegowina und Kroatien. Die „weiße Stadt“ Belgrad ist Metropole, die Bevölkerung setzt sich aus Bosniaken, Roma und Serben zusammen; Amtssprache ist Serbisch aber auch Serbokroatisch. Serbien ist Transitland; das Land verfügt über Naturschutzgebiete, Naturparks und fünf Nationalparks.

Sehenswertes u.a. Flüsse, Flußklippenlandschaften, Festungen, byzantinische Klöster (einige davon sind UNESCO Weltkulturerbe), Schluchten – respektive das Eiserne Tor, Kurorte, Tropfsteinhöhle, ziviler und militärischer Flughafen, Gebirge oder das Josip Broz Tito Mausoleum (Haus der Blumen).

Die Erkundigungstour durch die Metropole

Belgrad die „weiße Stadt“ und Hauptstadt Serbiens; zwei große Flüsse, die 940 km lange (kalte) Save, die in die (blaue) Donau mündet – über die acht Brücken führen – prägen die Stadt; sie ist in 17 Gemeinde untergliedert und besteht aus drei Einheiten: das Herzstück die Altstadt am Westhang der Save, Neu Belgrad und Zemun. Der höchste Punkt Zemuns ist der Berg Gardos mit seinem 35m hohen Gedenkturm – dem Milleniumtower, von dem man einen grandiosen Blick auf die malerischen Dächer Zemuns, Belgrad und seine Flüsse hat.

Beograd wird oftmals auch das „Paris des Ostens“ genannt und dies mit Recht: breite Boulevards, dazwischen Jugendstilarchitektur und Neo-Renaissance. Von der imposanten Fußgängerzone bis in die Stadtmitte gibt es Einiges zu bestaunen: u.a.: Nationalmuseum & Nationaltheater, davor ein imposantes bronzenes Reiterdenkmal aus dem 19.Jahrhundert und bekannter Treffpunkt in der Stadt, die Kathedrale des Hl. Sava mit großen Kuppeln – sie ist die größte orthodoxe Kirche Serbiens – aber auch weltweit und auf europäischem Festland. Unter dem Kirchenboden findet man die Krypta des Hl. Sava und die Grabkirche des Hl. Prinzen Lazar, das alte mit Kopfsteinpflaster bedeckte Künstlerviertel Skadarlija – „das Montmartre“ von Belgrad ist reich an Kneipen, die der „Hauch alter Zeiten“ umgibt.

Das Wahrzeichen und bedeutendster Denkmalkomplex eines der ältesten Städte Europas, ist die Belgrader Festung Kalemegdan – auf einem 50m hohen Kalkstock oben im Mündungswinkel von Save und Donau liegt ein großes Plateau; Boulvards, Parkanlagen, die Österreichische Botschaft oder einer der ältesten Plätze der Stadt – der Studentenplatz runden das Bild der Altstadt ab.

Provinz Vojvodina, Karlowitz, Novi Sad, Petrovardin Festung

Bis zu 40.000 Touristen durchqueren Belgrad jährlich; aber das ist nicht überall so in Serbien: es gibt Gegenden, in denen sich kein Tourist verirrt und wo man keine Euros kennt (die Glücklichen) – und somit gilt es, den unbekannten Balkan für Touristen zu durchforschen und bekannt zu machen: also auf nach Norden in das autonome Gebiet der Vojvodina, einst habsburgisch und Teil des Königreichs Ungarns. Mit Vojvodina verbindet man unendliche Weiten. Hier leben verschiedenen Volksgruppen; neben dem offiziellen serbisch-orthodoxen Glauben sind auch viele Anhänger der katholischen Kirche, Ungarn, Ruthenen und eine Handvoll Deutschsprachiger aus der Batschka.

Sehenswertes: Brot-, Tabak-, Volkstrachten- und Familienmuseum (Bienenzucht) sowie eine Lebkuchenwerkstatt. Dieser Landesteil endete wenige Kilometer vor Belgrad an der Donau und war von Österreichern schon im 17. Jahrhundert von den Türken befreit worden, im Frieden von Neusatz 1699. Die flachgelegene Provinz Vojvodina liegt nördlich der Save und Donau. Ihr einzigartiger Charme und kulturelle Vielfalt üben auf Besucher eine faszinierende Wirkung aus.

Hauptstadt Vojvodina und zweitgrößte Stadt Serbiens ist Novi Sad; Messe- und Universitätsstadt, kulturelles Zentrum und Heimat vieler Künstler – auch „serbisches Athen“ genannt. Der Hafen, die bunte Altstadt mit ihren Kafanas (Tavernen), der Berg Athos oder die älteste Straße Dunavska sind Highlights der City.

Flußabwärts von Novi Sad liegt Karlowitz, (Sremski Karlovci ) berühmt durch seinen gleichnamigen Süßwein und dem Friedensvertrag 1699; die Stadt liegt am Fuße des Nationalparks an der Donau und rühmt sich mit ihrer prachtvollen Architektur und Weinherstellung. Hier meint man in einer Zeitreise ins Österreich des 18. und 19. Jahrhunderts geraten zu sein; zu sehen: u.a. die barocke Altstadt, der Vier-Löwen-Brunnen, das Stadtmuseum, die Friedenskapelle, das erste serbische Gymnasium, Seminar des Patriarchen, die serbisch orthodoxe Kathedrale und anschließende katholische Dreifaltigkeitskirche, untere Kirche oder das Rathaus – Bauten in typischer k.u.k. Architektur.

Über den Dächern von Karlowitz führt die Straße zur best erhaltensten Festung Europas Petrovardein, einer Anlage aus der Zeit von Prinz Eugen, die nie eingenommen wurde. Im nahegelegenen Bergzug Fruska Gora sind zahlreiche Klöster versteckt.

Erkundenswert u.a.: das Fort, 5 Pforten, alten Gemäuer oder 16 km unterirdische Gänge; das Highlight hier ist die „umgekehrte Uhr“ bei der der große Zeiger mit einer Länge von zwei Metern die Stunde anzeigt, damit auch Seefahrer auf der Donau aus weiter Entfernung die Uhrzeit erkennen konnten. Der etwas mühsame Aufstieg wird durch einen hervorragenden Blick auf die Donau belohnt; übrigens findet hier jedes Jahr das „Exit Musikfestival“ statt.

Nach einem Spaziergang durch die barocke Altstadt – Pause an der schönen blauen Donau im Restaurant „Aqua Doria“, um typisch einheimische Spezialitäten zu verkosten, wie etwa serbische Fischsuppe, Fischeintopf oder Krautspeisen mit Sarma; gefolgt von Weinproben aus der Kellerei Zivanovic. Als Spezialität des Hauses – der nur lokal erhältliche Probus Wein. Natürlich darf der berühmte Karlowitzer nicht fehlen, ein Dessertwein, der hier Bermet heißt.

Hafen- und Festungsstadt Golubac, Eisernes Tor, Lepensky Vir, Ethno-Komplex „Kapetan Misin Breg“

Später geht es Donau abwärts Richtung Eisernes Tor. Am Beginn der Flußenge liegt eine romantische und gut erhaltenen Festung, die Schwalbenburg (serbisch Golubac); sie besteht aus einer Unter- und Oberburg; die 25m hohen Türme sind mit der Bastion verbunden. Aufgrund des ansteigenden Wasserspiegels stehen einige Bauten im Wasser. Neu hier: die Schiffanlagestelle und ein Archäologiepark. Ein Kreuzfahrtschiff scheint uns nach Golubac gefolgt zu sein. Es liegt verträumt am Ufer und wartet auf die Durchfahrt durch das Tor. An der Flußmitte, der Staatsgrenze zu Rumänien achten (rumänische) Polizeischnellboote darüber, daß diese nicht überschritten wird.

Nahe der Festung am Ufer der Donau liegt Lepensky Vir, eine Ausgrabungsstätte und bedeutsamste prähistorisch europäische Fundstätte einer Steinzeitkultur, der ältesten Europas aus der Zeit von 7.000 bis 6.000 v. Chr. In eine riesige, glashausähnliche Anlage können die Reste der Behausungen der Urmenschen samt ihren erstaunlichen Kultgeräten und Kunstwerken besichtigt werden (übrigens die kostbaren Originale sind im Belgrader Nationalmuseum sicher aufbewahrt).

Hoch über der Donau Besuch des Ethnokomplexes „Kapetan Misin Breg“ im Herzen der Dertap Schlucht; auf 7 Hektar Land befindet sich die „Mann-Wasser-Holz“ Skulpturensammlung – eine Open Air Gallery; zum Verkosten gab’s Selbstgemachtes wie Schafskäse und „Met“ (alkoholischer Honiglikör) von den eigenen Tieren und der Haus-Imkerei. Im Weinmuseum hat der Hausherr hervorragende „alte“ Tröpferln – eine beeindruckende Wein-Sammlung aus dem In- und Ausland gebunkert. Der grandiose Blick auf das Donautal entschädigt für den mühsamen Aufstieg. Übrigens geht Kapetan Misin Breg nur bloßfüssig.

Zajecar, die südserbische Stadt Nis

Auf der Reise nach Osten und Süden landet man bei den Römern; nahe der Stadt Zajecar liegen die Ruinen einer enormen Palastanlage Felix Romuliana, UNESCO Kulturerbe und weltweit eine der besterhaltenen Bauten aus der Römerzeit. Hier ließ sich Kaiser Galerius für die Zeit seines Ruhestandes eine Palastanlage erbauen, die er nach seiner geliebten Mutter benannte. Die Anlage wurde im Jahr 312 nach Christus fertig, der Kaiser starb aber schon ein Jahr vorher ohne den Palast je gesehen zu haben. Serbien ist übrigens das einzige Land außerhalb Roms, in dem zwölf römische Kaiser das Licht der Welt erblickten, darunter der bereits erwähnte Kaiser Probus, der berühmte Konstantin der Große, der das Christentum nach Rom gebracht hatte und seine Kinder bzw. Mitkaiser wie Constans, Constantius und Maximianus.

Über Negotin geht die Reise weiter Richtung Nis eines der ältesten Städte des Balkans und größte Stadt Südserbiens. Dazwischen liegen noch drei orthodoxe Klöster aus dem 15. Jahrhundert: Kologras, Vratna und Manastir bukova. Alle drei wurden von den Türken heimgesucht und konnte ihre spirituelle Tätigkeit erst wieder im 19. Jahrhundert entfalten. Nis ist es ebenso ergangen, kurz vor 1882 als Serbien zum Königreich erhoben wurde, hat der letzte Türke Nis verlassen. Daran erinnert noch das türkische Mausoleum auf der Festung von Nis, wo heutzutage die römische Vergangenheit der Stadt (römisch Nissia) ergraben wird.

Die Stadt verfügt über einen großen Busbahnhof, eine Universität und den orthodoxen Bischofssitz. Nis ist bekannt für zahlreiche Film-, Literatur-, Musik- und Sportveranstaltungen. Das alljährliche Jazzfestival „Nisville“ zieht Künstler aus der ganzen Welt ins Zentrum.

Sehenswertes: Flaniermeile in der Kesselflickergasse mit vielen Kneipen, Cafes und Restaurants, Stadtpark, Nationalmuseum, der Boulvard, die neue große Kathedrale, Flußpromenade, Fuzo (hier spürt man noch den orientalischen Flair) und die Festung von Nis – eine osmanische Militäranlage mit fünf Bastionen, vier Toren und massiven Verteidigungsmauern. Durch das mit Ornamenten verzierte Haupttor gelangt man in die Festung und ein Parkareal. Die Moschee, römische Reste, Straßenfragmente, Thermen, Festungsmuseum, Hamam, Büsten, ein Befreiungsdenkmal und türkische Garnisonsbauten sind noch relativ gut erhalten.

Etwas außerhalb des Zentrums steht das Nationaldenkmal – der Schädelturm (cele kula), in welchem insgesamt 952 Schädel von im Kampf auf Čegar gefallenen Soldaten zu einem Turm aufgebahrt wurden. Erbaut im Jahre 1809 nach dem Ersten Serbischen Aufstand zur Befreiung von den Osmanen. Heute sind nur mehr 58 Schädel erhalten, denn die meisten wurden gestohlen oder in Würde begraben. Der drei Meter hohe Turm ist das Wahrzeichen der Stadt.

(Wehr)Kloster Manasija und Tropfsteinhöhle Rseavska Cave

Im Zentrum Desotovac findet man das Kloster Manasija in der Nähe des Flußes Resava, der unweit des Klosters am Berg Beljanica entspringt. Manasija ist eines der letzten Denkmäler der serbischen Kultur des Mittelalter; sie ähnelt mehr einer Festung als einem Kloster, das von einem Graben umgeben ist; weiters mit einer wehrhaften Mauer und elf Türmen, deren größter Despotenturm genannt wird. Die Kloster-Burg wurde nie eingenommen. Heute beherbergt sie einen der wenigen orthodoxen Nonnenorden in Serbien;

Auf dem Wege nach Resavica dem kleinen Bergbaustädtchen – beginnt der Nationalpark um den Gebirgsstock des Beljanica mit einer seiner schönsten serbischen Tropfsteinhöhlen – Resavska Cave. Die 4,5 km lange und 80 Millionen Jahre alte Höhle wurde 1962 entdeckt und steht unter Naturschutz; 800 m im Höhleninneren sind begehbar und zu besichtigen. Die Höhlentemperatur beträgt konstante 7 Grad. Ein Besuch lohnt sich auf alle Fälle – vor allem auch bei den zweistelligen Außentemperaturen.

Fazit: Langsam neigen sich unsere ereignisreichen Tage in einem Land fern von Touristenströmen dem Ende zu. Serbien das zugleich alt und modern, exotisch und traditionell ist, in dem es noch Vieles zu entdecken gibt, das einen gewissen Charme versprüht, Großartiges zu bieten hat, wie beispielsweise üppige und deftige Balkanküche, exzellente wohl mundende Spitzenweine, der unvergleichbare Sljivovica, außergewöhnlichen Flußlandschaften oder nicht zuletzt ein unberührtes Refugium für Vögel bei den Save- und Donauinseln.

Jeder Reisende, der etwas Besonderes sucht, seinen Entdeckergeist wecken will und das Geldbörserl schonen möchte, wird in diesem kleinen Land das Passende finden: sei es vom pulsierend, lebhaften und dynamischen Nachtleben Belgrads sowie der anderen Städte, über ländlicher Ruhe und Entspannung in der Natur inklusive Öko bis hin zu moderaten Preisen (zum Glück kein Euros)!

Für mich steht fest, ein Wiederkehren ist auf alle Fälle eingeplant – Serbien hat mich fasziniert und erstaunt – ich werde und kann es bestens weiterempfehlen.

Weitere Infos:

www.serbien.travel/www.tobs.rs/www.vojvodinaonline.com/www.novisad.travel/www.visitnis.com

Empfehlenswerte Restaurants:

Hotels:

Sehenswertes:

Ausgezeichnete Reiseführerin & Tierliebhaberin Frau Simonida, die sich auch liebevoll um herrenlose serbischen Hunde kümmert – wer helfen will, sollte sich bei ihr unter dj_dinovicni@yahoo.com melden.

Währung: Serbischer Dinar (RSD) (ohne Gewähr)

  • 1 Serb. Dinar = 100 Para
  • 50 RSD            = 0,42 Euro
  • 1000 RSD        = 8,48 Euro
  • 1 EUR               = 117,97 RSD

Fotos: ifpa/belgrademyway/TW

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

3 Kommentare

  • wow das hätte ich mir nicht gedacht, dass der Balkan resp. Serbien so interessant und relativ ohne Touristenhektik zu besuchen ist; wir haben für das nächste Jahr noch keinen Urlaub geplant und das wird eine Destination. Aus Ihrer tollen Geschichte kann man alles entnehmen, was wichtig ist. Danke,dass Sie das so dem Leser näherbringen toll zu lesen und die Bilder sind auch nicht ohne! Vor allem hat mir gefallen, dass es keine Euros gibt!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

  • war ich noch nie hatte bis lang immer gehört dass es nicht so interessant sei, aber wie Sie die Berichte schreiben – wird man einfach dazu motiviert dorthinzu fahren….danke für Ihre schönen Reisegeschichte

  • Serbien habe ich heuer besucht – interessant leider kein Meer, aber die Donau hat auch etwas; moderate Preise, volles Leben in Belgrad – einfach ein Land zum urlauben, viel zu Sehen und Spaß zu haben; Hinreisen ein unbedingtes Muß. Leider habe die Schifffahrt nicht mitgemacht – aber ich komme wieder. Einige Punkte muss ich mir noch ansehen; der Artikel ist unentbehrlich für diese Reise: schon wegen Hotels und Restaurants uvm. merci

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