Der Chiemgauer Helferkreis für die Erzdiözese Ternopil in der West-Ukraine erfährt ungebrochene Unterstützung. Aufgrund der großen Spendenbereitschaft von Waren und Geldern konnte inzwischen ein 7,5-Tonnen LKW mit Hebebühne angeschafft werden. Dieser war bereits zu einer ersten Transportfahrt eingesetzt. Da gerade der Transport oft eine große Herausforderung mit Hindernissen darstellt, hat sich der Verein zu dieser Anschaffung entschlossen. Wenn die Hilfsfahrten wieder eingestellt werden können, wird der LKW der Erzdiözese für deren dringenden Bedarf übergeben.

Die Idee für die LKW-Anschaffung hatte der Priener Johannes Dreikorn, dazu erklärt er: „Da ich bereits 1993 mit der Katholischen Jugend einen Hilfstransport nach Ternopil und den Bau eines Waisenhauses mitorganisiert habe, berührte mich die Kriegsmeldung sehr und der Spendenaufruf des Helferkreises durch Bürgermeister Andi Friedrich veranlasste mich, mit der Helferkreis-Vorsitzenden Kathi Schmid Kontakt auf zu nehmen. Kathi Schmid meinte, es wäre schwer für die Ukrainer, die Waren, die bereits Christian und Jakob Steiner und ein weiterer Transport an die Grenze brachten, nach Lviv und Ternopil zu bringen, da es auch an Transportkapazitäten und Sprit mangelt. Daraufhin habe ich mich auf die Suche nach einem gebrauchten 7,5- Tonnen LKW mit Hebebühne gemacht, den wir eigentlich dann der Diözese nach Ternopil bringen wollten, damit diese den Transport-Shuttle zur Grenze zukünftig selbst durchführen könnten“.

Wie Johannes Dreikorn weiter informiert, wurde der LKW gekauft und zugelassen und er sagte weiter: „Es war aber dann schnell die Überlegung, mit diesem Fahrzeug noch mehrere Transporte durchzuführen, bevor man es dauerhaft in die Ukraine gibt“. So startete am letzten Dienstagabend vom Priener Feuerwehrhaus, wo derzeit die Spenden gesammelt und verladen werden, der LKW des Vereins, der Feuerwehr K-Schutz-LKW, der in Prien stationiert ist und ein privater Sprinter. Als Fahrer haben sich Walter Freitag, Johannes Knauss, Claudia Sasse, Joseph Stephan, Wolfgang Ziereis sowie Korbinian und Johannes Dreikorn bereit erklärt. Mit regelmäßigen Fahrerwechsel ging es im Dreier-Konvoi in der Nacht über Wien, Brünn, Krakau weiter bis zum Grenzübergang Krakowez (ca. 1040Km). Viel Geld haben wir uns gespart, da wir unbürokratisch in den Transitländern Österreich, Tschechien, Polen uns von der LKW- und PkW-Maut befreien konnten. Dort kamen wir gegen 12 Uhr MEZ an und mussten in einer langen LKW Schlange auf der polnischen Seite warten auf die Blockabfertigung. Bereits auf der Hinfahrt sahen wir aus halb Europa – sogar aus Spanien, Frankreich oder Portugal –  Hilfswillige, die mit PKW, LKW, Bussen, Lieferwägen oder Feuerwehrwägen an die Grenze fuhren, um Hilfsgüter zu bringen oder die Menschen bei der Weiterreise zu unterstützen oder Menschen von der Grenze abzuholen. Diese große Solidarität, die man auch an den langen Schlangen der Fahrzeuge mit Humanitärer Hilfe erkennen konnte, berührte uns sehr“.

Am Abend dann Kontakt mit Priester Roman auf der ukrainischen Seite

Gegen 18 Uhr konnte die Priener und Chiemgauer Delegation endlich die Kontaktperson Priester Roman Dutchak auf der ukrainischen Seite begrüßen, auch hier mussten noch einige Formalitäten erledigt werden.  Die Grenz-Situation war eher chaotisch, unter anderem weil es einen enormen Strom der zu Fuß Flüchtenden gab. Dann ging es laut Dreikorn wie folgt weiter: „Endlich konnten wir mit vereinten Kräften unsere Waren in den bereitstehenden Sattelzug umladen, indem wir mit unseren Ladebordwänden rückwärts an den LKW fuhren und mit Hubwagen die gepackten Paletten umluden. Wir hatten in unserer Ladung medizinisches Material, Decken, Notfallrucksäcke, Bekleidung, Babynahrung, von Adelholzen gespendete Getränke und darüber hinaus auch Diesel, da dieses derzeit in der Ukraine kaum noch zu erhalten ist“. Vor Ort bekamen die Priener einen Einblick in die aktuelle Situation. Im Wallfahrtsort Savraniza und in Ternopil kommen immer mehr Flüchtlinge aus der Ostukraine an und so müssen die Priester eine immer größere Schar an Menschen mitversorgen. Alleine während des Umladens war es eine unüberschaubare Menge an Frauen und Kinder, die mit Bussen an die Grenze gebracht wurden und zu Fuß diese bei Minusgraden passierten.

Als alles Verladen war, organisierte Roman gegen Mitternacht die Ausreise auf der ukrainischen Seite. Gegen 17 Uhr erwartete Kathi Schmid am Priener Feuerwehrhof die drei Fahrzeuge, die Fahrzeuge wurden gereinigt und alle fuhren müde, aber zufrieden nach Hause, um nach 46 Stunden unterwegs ein Bad zu nehmen und ausgiebig zu schlafen.   „Leider konnten wir nicht wie geplant Flüchtlinge in unseren Fahrzeugen mit nach Hause nehmen, da die LKW an einer anderen Stelle die Grenze verließen als die Personen. Bereits tags darauf startete der nächste LKW, denn es wird noch viel Hilfe benötigt. Alle die mitgefahren sind, waren sehr angetan und überzeugt von der Notwendigkeit hier ein Zeichen der Nächstenliebe und dem Zusammenhalt in Europa zu zeigen“ – so Johannes Dreikorn abschließend.

Weitere Informationen: www.helferkreis-ternopil.de.

Vorsitzende Kathi Schmid:  „Vergelt’s Gott für Ihre Hilfe“

Die Welle der Hilfsbereitschaft für die Bevölkerung in der Ukraine ist nach wie vor ungebrochen. Viele Menschen aus der ganzen Umgebung haben für die Ukraine gespendet – sei es mit Sachspenden oder mit Geldspenden. Leider haben viele Spenden, die auf unser Konto kamen, keinen Absender. Wir vom Helferkreis Ternopil möchten uns daher bei Ihnen allen auf diesem Weg ganz herzlich für Ihre Unterstützung bedanken.

Durch unsere direkten Kontakte in die Ukraine ist es möglich, Hilfe gezielt und ganz speziell zu leisten. 6 Fahrzeuge, vollbeladen mit Hilfsgütern, fuhren bisher an die ukrainische Grenze und konnten dort auf bereitstehende LKWs umgeladen werden. Alle erreichten wohlbehalten ihr Ziel.

Unser Plan ist es, so lange wie möglich regelmäßig Hilfslieferungen zu senden. Deshalb ist die weitere Unterstützung nach wie vor ganz wichtig. Über unsere Aktionen werden Sie durch die örtliche Presse und Rundfunk sowie über unsere Internetseite: www.helferkreis-ternopil.de und auch über facebook auf dem Laufenden gehalten.

Für alle, die sich ebenfalls mit einer Spende beteiligen wollen, hier unsere Bankverbindung:

  • Helferkreis Ternopil
  • Sparkasse Rosenheim
  • IBAN: DE 44 7115 0000 0000 0535 38

Wer eine Spendenbescheinigung braucht, der kann sich gerne mit Angabe seiner Adresse bei uns melden. Bis zu einer Summe von 300 Euro wird auch ein Kontoauszug, Einzahlungs- oder Überweisungsbeleg vom Finanzamt als vereinfachte Spendenquittung anerkannt.

Unter www.helferkreis-ternopil.de finden Sie weitere Informationen.

Die Annahme von Spenden beim Priener Feuerwehrhaus geht weiter

Die Sammelaktion im Priener Feuerwehrhaus geht weiter zu den dortigen Besetztzeiten montags bis donnerstags von 8 bis 12 Uhr und von 13 bis 16 Uhr sowie freitags von 8 bis 12 Uhr. Wichtig ist, dass verpackte Spenden getrennt werden nach bestimmten Arten wie Lebensmittel, Babynahrung, Kleidung, Hygieneartikel und Kindersachen. Geholfen ist auch mit Euro-Paletten, die in einwandfreiem Zustand sind. Und noch mehr geholfen ist mit Geldspenden zur Finanzierung der Transporte (in bar oder siehe Konto-Verbindung oben).

Fotos: Johannes Dreikorn – Eindrücke von der Hilfslieferung mit dem eigens angeschafften LKW sowie mit zwei weiteren Fahrzeugen ab Priener FFW-Haus.

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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