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Übersee stimmt für neuen Straßennamen

Veröffentlicht von Christina Rechl

Künftig wird es eine „Aranka-Schulhof-Straße“ in Übersee geben. Das beschloss der Bauausschuss mit fünf gegen drei Gegenstimmen in seiner öffentlichen Sitzung am Donnerstag. Bürgermeister Herbert Strauch (FW, Freie Wähler) gab bekannt, dass für eine Erschließungsstraße im Baugebiet „Übersee – Ost“ ein Straßenname vergeben werden müsse. Ortsheimatpflegerin Annemarie Kneissl-Metz hatte in einem Schreiben Mitte Juli drei Vorschläge dazu gemacht, nämlich „Moosener Feld“, „Schließpointnerfeld“ und „Aranka-Schulhof-Straße“.

Der Bürgermeister sagte, gegen den ersten Vorschlag spreche, dass es schon verschiedene Bezeichnungen in Übersee mit „Moosen“ gebe. Gegen den zweiten Vorschlag habe sich der Eigentümer der Fläche des neuen Gewerbegebiets ausgesprochen. Deshalb habe er sich als Bürgermeister selbst noch einen Vorschlag ausgedacht nämlich „An der Alten Bahn“. Denn von diesem Gebiet aus führte früher die kleine Lokalbahn nach Marquartstein, die bedeutend für die Erschließung des Achentals für
die damaligen Sommerfrischler und den Fremdenverkehr war, erklärte Strauch.

Zweite Bürgermeisterin, Margarete Winnichner (Grüne), die in Vertretung für Anton Stefanutti im Bauausschuss saß, votierte für die Bezeichnung „Aranka-Schulhof-Straße“. Die Bezeichnung „Alte Bahn“ hielt sie für eher irreführend, da bereits 1860, über 40 Jahre vorher, die Bahnlinie von München nach Salzburg am Bahnhof in Übersee vorbei führte. Dagegen gebe es nur drei Straßenbezeichnungen mit Frauennamen in Übersee, darunter die Lena Christ Straße, die eigentlich nicht viel mit dem Ort zu tun gehabt habe, so Winnichner. Aranka Schulhof sei dagegen eine weithin unbekannte Malerin, die lange in Übersee gelebt habe und auch hier begraben sei. Der Name der Künstlerin passe zu den bekannten Malern Max Steinleitner und auch dem Ehrenbürger von Übersee, dem Farbenfürst Professor Julius Exter.

 Ungarn – Übersee
Wie im April 2023 erschienenen Büchlein „Malerdorf Überwies-Feldwies, Malerei und Kunst in Schwieriger Zeit 1918 – 1955“ (herausgegeben vom Arbeitskreis Ortsgeschichte Übersee) nachzulesen ist, wurde Aranka Schulhof 1889 in Narcs/Drau, Ungarn, geboren und starb 1933 in Übersee. Als Tochter einer jüdischen Lehrerfamilie hatte Aranka eine glückliche Kindheit, bis die Familie, als sie etwa fünf Jahre alt war, verarmt nach Budapest zog. Als jüdisches Kind machte sie dort eine demütigende Schulzeit durch. Erst als sie in die weiterführende, katholische Schule der Englischen Fräulein wechselte, erlebte sie die Schule positiv ohne Diskriminierung. Dort fiel ihr außergewöhnliches Zeichentalent auf, so dass Aranka Schulhof mit 16 Jahren an die Budapester Kunstakademie aufgenommen wurde, die sie mit Diplom abschloss. Es folgte die Meisterschule in Buda mit eigenem Atelier und Studienreisen nach Italien, Holland und Frankreich. Ende des Ersten Weltkriegs und später verbrachte Schulhof viel Zeit in Übersee bei der Familie von Max Steinleitner. Nach dem Tod ihrer Mutter verließ sie Ungarn für immer und zog nach Übersee, wo sie 1927 zum katholischen Glauben konvertierte. Große Unterstützung erhielt sie durch den Überseer Ortspfarrer Josef Oberlinner. Die Themen ihrer Malerei wurden zunehmend von tiefer Religiosität beherrscht. Wegen ihrer fortschreitenden Diabetes verschlechterte sich allerdings ihre Sehkraft zunehmend.

Durch die Vermittlung von Aranka Schulhof bekam Max Steinleitner einige bedeutende Auftragsarbeiten von ungarischen Politikern in Budapest. Nicht wenige Malschüler, die zu der Zeit in die bekannte Malschule von Julius Exter wollten, machten ausgiebig Station bei Max Steinleitner und Aranka Schulhof in Übersee. 1930 fand eine gemeinsame Ausstellung von Schulhof und Steinleitner in der Galerie Zak in Paris statt. Ihre Zeit in Paris war von materieller und seelischer Not gezeichnet. Unterstützung bekam sie besonders nach der Rückkehr nach Übersee nur durch Max Steinleitner. 1933 erkrankte sie schwer. Steinleitner pflegte sie bis zu ihrem Tod und ließ sie in seinem Familiengrab beerdigen. 1982 fand eine Gedächntnisausstellung für Aranka Schulhof in Traunstein statt.

Beschluss jenseits von Frauenquote und Gendern
Während Bürgermeister Herbert Strauch vorschlug, man könne zum Nachdenken die Namensgebung der Straße noch bis zur nächsten Sitzung verschieben, meine Stefan Haneberg (GfÜ, Gemeinsam für Übersee) man solle gleich entscheiden. Leo Segin (GfÜ, Gemeinsam für Übersee) sagte, er sei „geschichtlich gesehen voll dabei“, aber halte nichts von Frauenquoten, Gendern etc..

Bei der Abstimmung votierten fünf der anwesenden Mitglieder im Bauausschuss für den Namen „Aranka-Schulhof-Straße“, drei waren dagegen.

Repro & Text: Christiane Giesen


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