Im gesegneten Alter von 92 Jahren verstarb der weithin bekannte Maler Georg Beyer in seinem Haus in Marquartstein. Die letzten Monate waren von Krankheit gezeichnet, aber noch im hohen Alter arbeitete er täglich in seinem Atelier.
„Einer der letzten Maler der Münchner Schule“ bezeichnete ihn einmal ein Bewunderer zu Recht. Jahrzehnte lang stellte er seine Werke in allen großen Häusern im Chiemgau und weit darüber hinaus aus, besonders in der Torhalle oder der Inselgalerie auf Frauenchiemsee. Die Münchner Schule, der unter anderem Franz von Lenbach, Wilhelm Leibl oder Franz Defregger angehörten, zeichnete sich durch Genauigkeit und Naturalismus bei der Darstellung sowie eine besonders wirkungsvolle Farbgebung aus. So sind auch die Bilder von Georg Beyer geprägt von einer besonderen Liebe zum Detail, die jedoch die harmonische Gesamtkomposition nirgends beeinträchtigt. Bei den so echt gemalten Blumen glaubt man, sie als lebendige Pflanzen berühren zu können. Seien es die „Letzten Rosen“, Kapuziner, Flieder oder Pfingstrosen. Daneben gibt es wunderschöne Landschaftsbilder mit unverwechselbaren Stellen im Chiemgau, oft auf der Fraueninsel. Die stets harmonisch zu den Bildern genau passenden Rahmen stellte er selber her. Seiner Überzeugung treu widmete sich Georg Beyer immer den schönen Seiten der Welt. „Ganz im Sinne von Matisse, der sagte: „ meine Bilder sollen ein Lehnstuhl sein““, was der Künstler einmal der Berichterstatterin über seine Intention beim Malen verriet.
Seit 1959 lebte Georg Beyer in Marquartstein, wo er auch seine Frau Heidi kennenlernte, mit der er 61 Jahre lang glücklich verheiratet war. Ein schwerer Schicksalsschlag war es 1993 für beide, als Sohn Florian bei einem Unfall im Chiemsee ertrank.
Georg Beyer wurde am 8. Mai 1932 auf dem Staatsgut Simonshof, Gemeinde Bastheim in Unterfranken, als viertes Kind von Johann und Hedwig Beyer geboren. 1940 kehrte die Familie in ihre schwäbische Heimat zurück, als der Vater in Höchstädt an der Donau eine Gärtnerei erwerben konnte. Nach der Volksschule in Höchstädt und Abitur auf dem Albertus-Gymnasium in Lauingen studierte er von 1953 bis 1957 Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in München bei den Professoren Anton Marxmüller und Josef Oberberger, einem Schüler von Olaf Gulbransson. Nach dem Examen arbeitete Beyer als Kunsterzieher an verschiedenen Gymnasien in München, Marquartstein und Prien und machte sich gleichzeitig als selbstständiger Maler und Zeichner einen Namen.
Denn nicht nur in Ölbildern und Aquarellen erschöpfte sich seine künstlerische Arbeit. Georg Beyer war ein begnadeter Grafiker und Karikaturist. Seine Comics, die sich durch Humor, Lebendigkeit und einen untrüglichen Blick für die Kleinigkeiten des Lebens in ganz normalen Alltagssituationen auszeichnen, waren bei den Lesern sehr beliebt. 50 Jahre lang illustrierte er zum Beispiel Geschichten für die „Altbayerische“ und unterhielt dabei mit „Franz und Flori“, zwei Brüdern, die den Zeitgenossen so manchen lustigen Streich spielen. Es sind jedoch keine bösen oder derben Streiche, sondern der Witz entsteht aus der Situation, die der Künstler haarscharf beobachtet, ohne aber moralisch zu belehren. Seit den 1960er Jahren fertigte er grafische Arbeiten für verschiedene Verlage und illustrierte rund 30 Bücher mit seinen pointierten und oft witzigen Zeichnungen.
Georg Beyer hinterlässt seine Frau Heidi, Sohn Peter mit Frau Tanja und die beiden erwachsenen Enkel Johannes und Benedikt. Die Trauerfeier findet am Freitag, 26. Juli um 14 Uhr in der Pfarrkirche in Marquartstein statt.
Bericht und Bilder: Christiane Giesen