Eine große Trauergemeinde, die auch die werteorientierte Lebensweise von Hans Krapf würdigte, begleitete die Familie auf ihrem Weg zur letzten Ruhestätte auf dem Friedhof in Altenbeuern. „Da Berndl-Hans“, wie er im Dorf, im Freundes- und Arbeitskreis bekannt war, wurde an seinem 75. Geburtstag zu Grabe getragen.
Ein Lebensweg, der in Unbekümmertheit, Freiheit und Naturverbundenheit in Entleiten-Saxenkam seinen Anfang nahm, fand sein Ende an einem Frühlingsmorgen – ganz im Sinne des Verstorbenen, der um sein nahendes Lebensende wusste. Tatkraft, Ausdauer, Hilfsbereitschaft und Verlässlichkeit zählten zu seinen Charakterzügen. Diese waren für sein Umfeld stets spürbar. Der elterliche Hof in Entleiten war für ihn und seine drei Geschwister ein prägender Ort der Heimat, zu dem es ihn immer wieder hinzog. Ein kilometerlanger Schulweg bestimmte seine frühen Lebensjahre.
Im Zementwerk Rohrdorf fand er mit 14 Jahren seinen Ausbildungsplatz im Elektrohandwerk. Dieses Werk blieb über fünf Jahrzehnte hinweg „sein“ Betrieb – bis zu seiner Verrentung. Es war für ihn weit mehr als ein Arbeitgeber: Über ein halbes Jahrhundert hinweg war er eng mit dessen Entwicklung verbunden. Beim Trauergottesdienst wurde dies in einem ehrenden Rückblick gewürdigt. Als Lehrling erlebte er die Anfänge, später begleitete er durch Weiterbildung und Schulungen den technischen Fortschritt im Werk. In seiner Funktion als Elektromeister und Leiter der Elektrowerkstatt war er ein geschätzter Mitarbeiter und ein umsichtiger Vorgesetzter. Auch über die eigene Abteilung hinaus galt sein Interesse dem Wohl der Belegschaft – unter anderem durch seine Mitarbeit im Betriebsrat.
Die Unbeschwertheit der Jugendzeit fand im verantwortungsvollen beruflichen Wirken einen festen Halt – das prägte auch sein Leben außerhalb des Werks. Für seine wachsende Familie schuf er, wie viele seiner Kollegen, ein Eigenheim. Die Geburt von Sohn und Tochter gab seinem Leben eine neue Richtung. Seine Geselligkeit und Verbundenheit mit traditionellen Werten zeigte sich durch seine Mitgliedschaften beim Trachtenverein „Immergrün“ Altenbeuern, der Freiwilligen Feuerwehr und dem Veteranenverein. Die Grundsätze der Arbeiterschaft in Verbindung mit seinem christlichen Glauben verstand er als Verpflichtung. So übernahm er auch Verantwortung in der Vorstandschaft der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB), als dieser Wunsch an ihn herangetragen wurde.
Abwechslung fand er bei unzähligen Ausfahrten mit dem Rennrad – später dann elektrisch unterstützt. Für seine Kinder und Enkelkinder war er ein sorgsamer, zugleich fordernder Helfer und vielseitiger Ratgeber. Im Alter war sein Leben zunehmend von gesundheitlichen Herausforderungen geprägt. Eine lange Phase der Dialyse-Behandlung fand mit einer erfolgreichen Transplantation ein gutes Ende. Die dadurch gewonnene Freiheit prägte den weiteren Lebensweg mit Familiengeist, Geselligkeit und gemeinsamen Ausflügen. Vor wenigen Monaten wurde bei ihm eine innere Erkrankung diagnostiziert, verbunden mit einem längeren Klinikaufenthalt in München. Er verstarb im Beisein seiner Familie auf der Palliativstation in Rosenheim.
Pfarrer Christoph Rudolph stellte das Bibelwort „Liebt einander“ in den Mittelpunkt seiner Predigt – verbunden mit dem Wirken des Verstorbenen. Die Trauerfeier wurde musikalisch begleitet. Das Lied „Ich hatt’ einen Kameraden“ und drei Böllerschüsse galten als Ehrenbezeugung für den Wehrkameraden, der während seiner Dienstzeit auch als Vertrauensperson benannt worden war. Dem Trauerzug nach den Musikanten schlossen sich die Fahnenabordnungen des Trachtenvereins, der Feuerwehr, des Veteranenvereins und der KAB an.
Bericht: Thomas Schwitteck – Repro: Sterbebild Hans Krapf