Brauchtum

Trauer bei Bayerns Gebirgsschützen 

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Im Alter von 76 Jahren verstarb Fritz Kelzenberg aus Oberaudorf im bayerischen Inntal. Bei der Trauerfeier in seinem Heimatort waren neben seinen Familienangehörigen, Wegbegleitern und Freunden auch besonders die Gebirgsschützen Kompanie aus Oberaudorf und die Fahnenabordnung des Inn-Chiemgau-Bataillons und der Patenkompanie Tegernsee vertreten. Ludwig Brunschmid, Ehrenhauptmann der GSK Audorf würdigte seinen Vorgänger im Amt des Hauptmanns mit folgenden Worten:  

Trauernde Angehörige, liebe Lisbeth, lieber Markus, liebe Uschi und Gabi mit Familien, verehrte Trauergemeinde,

ein aufrechter Schütz, ein wahrer Freund, ein guter Mensch hat uns verlassen, ist heimgerufen zu seinem Schöpfer. Wir Schützen trauern um ihn mit euch, der schwer getroffenen Familie um unseren Ehrenhauptmann Fritz Kelzenberg. Neben euch, seiner Familie, hat es auch uns Audorfer Gebirgsschützen hart getroffen, ist doch mit ihm ein Teil der Kompanie gegangen, ein wesentlicher, kaum ersetzbarer Teil. So einen Mann, der nicht nur bei den Gebirgsschützen, sondern ein Gebirgsschütz durch und durch war, könnt‘ jede Kompanie brauchen. Das wird auch aus seinem Werdegang in der Kompanie und darüber hinaus ersichtlich.

1975, vor 49 Jahren in die Kompanie eingetreten und zuerst drei Jahre lang als Pionier ausgerückt. Danach, bis 1999 bei den damals oft raren Tambours getrommelt. Große Trommel! 1984 hat Fritz das arbeitsintensivste Amt in der Kompanie, das des Zahlmeisters übernommen und dieses 20 Jahre lang zur besten Zufriedenheit Aller mit großem Erfolg bekleidet. Auf Grund dieser Tätigkeit ist er 1990 zum Leutnant befördert und dann, 2002 zum Oberleutnant und damit Hauptmann-Stellvertreter gewählt worden. Im Jahr 2014 kam dann seine einstimmige Wahl zum Hauptmann. Dieses Amt, diesen Rang hat kaum einer so verdient wie Fritz Kelzenberg. Mit seiner Tatkraft, seinem Einsatz für unsere Kompanie hat er, man kann es nicht anders sagen, Maßstäbe gesetzt und große Spuren hinterlassen. Dadurch wurde unser damaliger Gauhauptmann Toni Greimel auf ihn aufmerksam, was zur Folge hatte, dass Fritz 2003 erst stellvertretender, und 2012 Erster Gauhauptmann wurde. Doch leider ließ seine Gesundheit schon bald nach, und er war dadurch gezwungen, die beiden Ämter abzulegen, 2018 das des Gau- und 2021 das des Kompaniehauptmanns. Von beiden, Gau und Kompanie, wurde er verdientermaßen umgehend und einstimmig zum Ehrenhauptmann ernannt.

An Auszeichnungen erhielt Fritz Kelzenberg die höchsten, vom BBGK die Medaille am Blauen Band in Gold und von seiner Kompanie die Graf-Max-Arco-Medaille ebenfalls in Gold. Dazu die Langjährigkeits-Medaillen jeweils in Silber für 40 Jahre aktiven Dienst. Außerdem wurden ihm Kompanie-Verdienstmedaillen von Flintbach und Tegernsee verliehen. Das alles wird er wohl kaum geahnt haben, als er 1957 als Neunjähriger bei unserer ersten Fahnenweihe auf dem historischen Schlossberg, hinter seinem Haus, Taferlbub war. Zu diesen beeindruckenden Fakten, Zahlen und Aufzählungen über das Schützenleben und –Wirken von Fritz Kelzenberg, kommt jetzt noch das Wichtigere, das, was er in unserer Kompanie bewirkt, geleistet, Gutes getan u. hinterlassen hat. Er hat schon als Zahlmeister und auch danach Sponsoren gesucht und gefunden, gearbeitet, dass die Kasse nicht nur gefüllt aber auch immer für notwendige Ausgaben bereitgestellt war. Fritz hat sich gekümmert um die Monturen, deren Neuanschaffung, Ausbesserung und Vergabe, um Schützenschuhe, Hüte, Armbokarden, alles, was angefallen ist. Bei Fahrten zu Auswärts-Ausrückungen war er fast immer mit der Organisation betraut, sei es wegen des Transportmittels, oder wenn es erforderlich war, um Quartier zu machen. Auch wenn ein vorheriges Hinfahren erforderlich war, war es ein sogar manchmal ein durchaus vergnügliches Vorausrückkommando. Bei unseren immer sehr schönen Kompaniausflügen war es nicht anders, Fritz hat sich engagiert, vom Aussuchen der Reiseziele mit der Hauptmannschaft, auch mit der ganzen Kompanie, bis alle wieder wohlbehalten daheim waren. Viele Fahrten hat er für uns und den Inn-Chiemgau unternommen, zu Versammlungen u. Veranstaltungen von BBGK und Gau, und zur Vorbereitung unserer Jubiläen und Feste. Unsere Feste wären ohne Fritz Kelzenberg und seine prägende Mitarbeit nicht so möglich gewesen wie mit ihm. Er war immer verfügbar, immer ansprechbar, für alle Arbeiten zu gebrauchen und sich für nichts zu schade. Sein Können und Wissen waren unverzichtbar, ob für Feldmesse, Festzug, Bierzeltdorf oder Behörden, er war einfach da und hat gearbeitet.

Die Ausstellungsecke „Audorfer Gebirgsschützen“ im Turmmuseum der Thierberger Schützen hat er von Anfang an betreut, ist dort hineingestiegen, hat sie auf neuen Stand gebracht und bei Bedarf, was sehr oft war, entstaubt. Das Gleiche hat er im Audorfer Heimatmuseum im Burgtor gemacht, hier war er in den ersten Jahren ebenfalls bei der Einrichtung unserer Abteilung verantwortlich tätig. Als damals vor etwa 20 Jahren, die Bitte der Pfarrei an uns Gebirgsschützen herangetragen wurde, bei der Renovierung und Umgestaltung des sogenannten Pestfriedhofs mitzuarbeiten, war Fritz einer der ersten, der das tat. Danach hat er für viele Jahre noch die Mäharbeiten und Pflege übernommen. Sein Herzblut hat am Annafest auf dem Nuslberg gehangen. Ohne allen anderen Helfern, die hier mitgearbeitet haben und es hoffentlich auch weiter tun, unrecht zu tun, Fritz Kelzenberg war das Annafest. Allein das, was er hier über viele Jahre geleistet hat, ist aller Ehren wert. In diesem Jahr, dem ersten ohne ihn, wird es wohl ein trauriges Fest werden. Aber wir wollen es daher besonders für ihn begehen und bei der Messfeier und auch danach an ihn denken. Unser Ehrenkompanie-Pfarrers Pater Walter Hartmann, der wie unser lieber Verstorbener es getan hat, sehr am Nuslberg hängt, aber seit 2012 nicht mehr hinauf kann, hat mich gebeten, seine Anteilnahme zu überbringen. Er trauert mit euch, der Familie und tut das, was wir alle sollten, er betet für ihn. Ich habe den Fritz fast 70 Jahre gekannt, 49 Jahre als Schützenkameraden, davon mit ihm 30 Jahre in der Hauptmannschaft zusammengearbeitet, 12 Jahre war er mein Stellvertreter und es war immer gut. Als er mein Nachfolger wurde, war es mir eine große Freude und Befriedigung. Vergelts Gott dafür, Fritz. Der Dank am Grab kommt, wie alle wissen, immer zu spät, aber hätten wir, so lange er unter uns war, genügend danken können, ich glaube es nicht. Wir wollen unseren Herrgott bitten, ihm zu vergelten, was er Gutes für uns getan hat. Wir geleiten unseren Ehrenhauptmann anschließend hier auf dem Pfarrfriedhof zur letzten Ruhe. Bedenken wir, es ist unsere Aufgabe und Verpflichtung, in seinem Sinne weiterzumachen, das Audorfer Schützenwesen fortzuführen und das zu erhalten, was unser Ehrenhauptmann in all den vielen Jahren geschaffen hat. Mit der Blumenniederlegung bleibt es bei unserem Versprechen: Lieber Ehrenhauptmann, Kamerad und Freund, lieber Fritz, wir wollen, wir werden, wir können dich nicht vergessen!  Fritz, Vergelts Gott für Alles, Ruhe in Frieden.

Weitere Redner aus den Reihen  vom Bund der Bayerischen Gebirgsschützen waren die Landesvorsitzenden Martin Haberfellner und Hans Rucker, sie würdigten das Engagement von Fritz Kelzenberg über seine Audorfer Kompanie hinaus. Darüberhinaus war er in  seinem Heimatort aktiv und beliebt. Das zeigten die Reden in der Kirche von Oberaudorfs Bürgermeister Prof. Dr. Mathias Bernhard und vom Vorstand Christian Haydn vom örtlichen Fußballverein, bei diesem war er in jungen Jahren Trainer der Jugend.

Den Gottesdienst in der Pfarrkirche zu unserer Lieben Frau feierte Pater Paul die musikalische Gestaltung in der Kirche und  auf dem Friedhof übernahm die Sensenschmied Musikkapelle Mühlbach.

Foto/Sterbefoto: Fritz Kelzenberg

Redaktion

Toni Hötzelsperger

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