„Endlich wieder Arberkirchweih“, war es für den neuen Waldvereinspräsidenten Sebastian Gruber eine ganz besondere Ehre, am Sonntag nach zwei Jahren Abstinenz die Begrüßungsworte vor der Arberkapelle zu formulieren. Obwohl sich der Bayerwaldkönig noch etwas in Nebel hüllte, blinzelte ab und an schon die Sonne durch die Wolken und verbreitete wohlige Wärme. Eigentlich ideales Kirchweihwetter: trocken, nicht zu kalt und nicht zu warm. Dies trug mutmaßlich auch zum Besucheransturm bei, der sich den Zahlen vor der Pandemie näherte.
Der Landrat von Freyung-Grafenau und Nachfolger von Minister a. D., Helmut Brunner, Sebastian Gruber, schloss Arberpfarrer Bogdan Bogdanowski, MdL Max Gibis, den Bürgermeister von Bayerisch Eisenstein, Michael Herzog, sowie den Bayerischen Waldgau als Hauptveranstalter mit seinem Vorsitzenden Andreas Tax in seine Begrüßung ein. Ein Vergelt`s Gott galt dem Chef der Arberbergbahn, Thomas Liebl, und seinem Mitarbeiterstab für die Unterstützung, nicht nur bei der Arberkirchweih, sondern auch bei vielen weiteren Gelegenheiten das ganze Jahr über.
„Es war ein erhebendes Gefühl, als wir betend zur Kapelle herauf zogen, flankiert von den Abordnungen der zahlreichen Vereine“, betonte Sebastian Gruber, der von Seiten des Bayerischen Waldvereins noch den geschäftsführenden Vorsitzenden, Markus Kerner, und seinen Vorgänger Georg Pletl willkommen hieß. Die musikalische Umrahmung des Gottesdienstes steuerten die Woidschrazl-Sänger aus Teisnach bei, die bei der Waidler-Messe vom großen Chor auf dem Plateau verstärkt wurden. Die weltlichen Feierlichkeiten bereicherte die Tittlinger Tanzbodnmusi. „Zwei Jahre war es still um den Arber“, machte Sebastian Gruber bewusst. Am Sonntag erfuhr die älteste und höchste Bergfeier des Bayerischen Waldes einen Neustart. Umso eindrucksvoller wirkten die bunten Trachten auf die Besucherkulisse. „Es ist heute abermals ein berührendes Bekenntnis zur Heimat und zum Glauben“, war Gruber froh, dass so nahtlos an die Zeit vor Corona angeknüpft wurde. „Der Waidler ist schon mit Glück gesegnet, dass er hier leben und wohnen darf“, schweiften seine Augen über die Landschaft.
Obwohl der Nebel noch den Fernblick einschränkte, kannten die Leute diese Pracht und Schönheit, die Auswärtige zum Staunen bringe. „Dankbarkeit, Demut, Würde und Andacht, aber genauso Stolz und Lebensfreude sollte darüber empfunden werden“, legte der Waldvereins-Präsident nahe. Die Eltern und Urgroßeltern hatten bestimmt schlechtere Lebensbedingungen als in der Gegenwart und es sei zu befürchten, dass die Kinder und Enkel künftig wieder eine Verschlechterung erwartet. „Deshalb haben wir die Pflicht und die Aufgabe, alles dafür zu tun, den Frieden zu erhalten und die Freiheit zu bewahren“, bekräftigte der 40-jährige Landrat. Die weltweiten Katastrophen und kriegerischen Auseinandersetzungen führen dies tagtäglich vor Augen. Nirgendwo im Bayerischen Wald könne man Gott näher sein als auf dem Arber. Der Blick in die Höhe und ins Tal eröffne eine ganz andere Sichtweise auf die Probleme des täglichen Lebens. „Möge der heutige Kirchweihtag uns Kraft, Zufriedenheit und Motivation für die kommende Zeit geben“, wünschte sich Sebastian Gruber. Es seien viele engagierte Menschen herauf gepilgert. „Ich möchte Sie aufrufen, in ihren Bemühungen nicht nachzulassen. Der Bayerische Wald und die Menschen hier haben es verdient“, schloss der Landrat seine Einführung.
Pfarrer Bogdan Bogdanowski kam auf den Psalm 104 zu sprechen, der als Lesung von Regina Pfeffer vorgetragen wurde. Er gehört zu den sogenannten Schöpfungspsalmen, in denen die Freude über die geschaffenen Blumen, Vögel, Fische usw. zum Ausdruck kam. Dieser Psalm 104 hatte auch eine Verbindung zum Evangelium der Aufnahme von Maria in den Himmel. Evangelist Lukas schreibt darin: „Maria ging in das Bergland von Judäa.“ Lange Zeit wusste man nicht genau, welches Ausmaß diese Strecke hatte. Große Verwunderung herrschte bei den Christen, als man erforscht hatte, dass die schwangere Frau 160 Kilometer zurückgelegt hatte. „In den Bergen tankt die Seele Ruhe“, bekräftigte der Priester. Dorthin dringe kein Verkehrslärm, wie es in den Städten der Fall sei. Viele suchen diese Zuflucht in der Natur. Leider gehe der Mensch nicht immer behutsam mit der Schöpfung um. „Hoffentlich lernt er aus den schlechten Erfahrungen“. Bogdanowski wünschte allen, dass sie wieder Zeit zum Beten finden. „Es lohnt sich. Die Kraft Gottes kann nichts ersetzen!“
Andreas Tax formulierte in den Fürbitten die Bitte um Frieden. „Wir denken heute an die verstorbenen Mitglieder des Bayerischen Waldvereins und des Waldgaus, besonders an Heinz Feigl, dem langjährigen Gaukassier und Organisator der Arberkirchweih.“ Für letzteren ließen sie ein Totenbrett anfertigen, dem der Pfarrer von Bayerisch Eisenstein den kirchlichen Segen spendete.
Bericht und Fotos: Maria Frisch