Natur & Umwelt

Tittmoning: Die Untere Salzach lebt auf

Veröffentlicht von Christina Rechl

Wasserwirtschaftsamt schließt Maßnahmen zur Renaturierung nördlich der Tittmoninger Brücke ab – Rad- und Fußweg wieder frei

Ganz neue Eindrücke können Spaziergänger und Radfahrer gewinnen, entlang der Unteren Salzach nördlich von Tittmoning. Auf einer Länge von rund drei Kilometern hat der Fluss mehr Raum bekommen. Im Wasser sind neue Strukturen entstanden, einige der Rinnen im Auwald, die sogenannten Flutmulden, sind abgesenkt und die Siechenbachbrücke ist neu gebaut. Hintergrund dieser Veränderungen sind die „No-Regret-Maßnahmen“, die das Traunsteiner Wasserwirtschaftsamt realisiert hat, gemeinsam mit seinen Mitarbeitern der Flussmeisterstelle Salzach.

Kostenrahmen eingehalten
Ziel dieser Maßnahmen war es, das Eintiefen der Gewässersohle zu bremsen und zugleich die Renaturierung voranzutreiben. Jetzt ist das Projekt erfolgreich abgeschlossen. Die Bauzeit dauerte von Oktober 2021 bis Februar 2022 sowie von Oktober 2022 bis März dieses Jahres. Der Kostenrahmen von insgesamt rund 2,7 Millionen Euro ist eingehalten. Die Ausgaben teilen sich der Freistaat Bayern und das Land Oberösterreich hälftig.

Neuer Weg führt durch den Auwald
Mit dem Abschluss der Arbeiten fallen nun auch alle Wegsperren weg, die Fuß- und Radwegverbindung entlang der Unteren Salzach zwischen Tittmoning und Burghausen ist vollständig erschlossen. Verändert aber hat sich die Wegführung: Ein Teil führt nun zurückversetzt durch den Auwald. Dies ist eine der Folgen aus der Aufweitung des Ufers. Sie beginnt rund einen Kilometer nördlich der Tittmoninger Brücke und endet nahe der Siechenbach-Brücke.

Mehr Raum für den Fluss
Auf der gesamten Länge haben die Arbeiter Ufersteine ausgebaut, um dem Fluss mehr Raum zu geben. Die Untere Salzach ist nicht länger in ein kanalartiges Korsett gezwängt. Sie kann frei fließen, sich aus den Uferanbrüchen immer wieder neues Material wie Kies, Sand und Steine mitnehmen. Je nach Wassermenge wandelt sich neues Material wie Kies, Sand und Steine mitnehmen. Je nach Wassermenge wandelt sich das Bild des Flusses und seiner Ufer. „Schon jetzt, kurz nach der Baufertigstellung, sieht das Ufer jedes Mal anders aus. Steilufer und flache Böschungen wechseln sich ab, Wurzelstöcke bleiben liegen und werden wieder mitgetrieben“, sagt Projektleiterin Ellinor Handelshauser vom Wasserwirtschaftsamt Traunstein. Es können vorübergehende Kiesbänke entstehen. Führt die Untere Salzach viel Wasser, kann sie sich tief ins Ufer eingraben. Nachfolgende Unterspülungen sind gewünscht. Spaziergänger sollten sich jedoch von den steilen Uferanbrüchen fernhalten.

Spundwand sichert den Deich
Mit dem Umbau des Ufers wurden die Zuläufe zu den Flutmulden im südlichen Bereich des Bauabschnittes abgesenkt, damit das Wasser früher als bisher in den Auwald strömen kann. Deshalb erhielt der Deich in diesem Bereich eine Spundwand sowie eine zusätzliche Sicherung durch Wasserbausteine an seiner wasserseitigen Böschung. Derzeit schützt ein Netz den Deich vor Erosion. In Kürze wird er begrünt. Im nördlichen Bereich werden die Flutmulden nicht mehr bewirtschaftet. Hier soll die Natur selbst die Entwicklung des Auwaldes übernehmen. Das Abflachen der Ufer und die Neugestaltung der Flutmulden führen dazu, dass sich Fluss und Aue besser miteinander vernetzen können. Neue Lebensräume für Tiere bilden sich: Vögel, Insekten, Käfer und andere mehr finden ideale Bedingungen.

 Ideale Bedingungen für junge Fische
Kiesbänke im Fluss lassen Nebenarme und kleine Wasserbecken entstehen. In diesen strömungsberuhigten Zonen finden vor allem junge Fische Unterschlupf, darunter Nase, Barbe und Huchen. Auch als Laichplätze sind diese Bereiche geeignete Rückzugsräume. Totholz, Kies und Steine sorgen für vielfältige Strukturen, in denen sich auch Kleinstlebewesen wohlfühlen. Das Nebeneinander von strömungsstarken und seichten Wasserflächen bilde „eine ideale Lebensraumvielfal für Gewässerorganismen“, sagt Projektleiterin Ellinor Handelshauser.

Eintiefung des Flusses ist gebremst
 Mit den „No-Regret-Maßnahmen“, also Maßnahmen, die umgesetzt werden können unabhängig von der Diskussion um Wasserkraft, ist dem Wasserwirtschaftsamt Traunstein ein erster wichtiger Schritt gelungen, um der Sohleintiefung der Unteren Salzach entgegenzuwirken. Zugleich ist Raum entstanden „für die Entwicklung unterschiedlicher Lebensräume seltener Tier- und Pflanzenarten im Wasser und Auwald“, wie Ellinor Handelshauser sagt, die gespannt ist, wie sich der Fluss in den kommenden Jahren entwickeln wird. Eine Entwicklung, die Spaziergänger und Radfahrer entlang des neu gestalteten Abschnitts nördlich der Tittmoninger Brücke ebenfalls mitverfolgen können.

Fotos & Text: Wasserwirtschaftsamt Traunstein

Redaktion

Christina Rechl

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