Weihnachten – still und besinnlich, Zeit für die Familie, Festtagsbraten und großartige Geschenke: Das sind nur einige Wünsche, die viele Menschen mit Weihnachten verbinden. Diese Erwartungen sind bisweilen nur schwer oder gar nicht erfüllbar. Denn gerade in der besinnlichen Zeit erleben viele Menschen seelische Krisen. Unter der Nummer 0180 / 655 3000 bietet der Krisendienst Psychiatrie während der Feiertage rund um die Uhr Hilfe für Menschen in psychischer Not.
„Die Weihnachtszeit belastet viele Menschen emotional stark. Gerät jemand in eine seelische Krise, raten wir, sich rechtzeitig Hilfe zu holen“, sagt der Leiter der Leitstelle des Krisendienstes Psychiatrie, Dr. Michael Welschehold. Dass im Dezember und Januar seelische Krisen vermehrt auftreten können, zeigt auch die Statistik des Krisendienstes Psychiatrie. Im vergangenen Dezember erreichten die Leitstelle 2.133 Anrufe – die höchste Zahl für das Jahr 2018. Im Januar 2019 stieg die Zahl der Anrufe weiter deutlich an auf 2.273. Ab Februar nahm sie wieder ab (2.100).
Erfahrungen des Krisendienstes zeigen, dass die Anrufenden in dieser Zeit vor allem aufgrund familiärer Konflikte, Einsamkeitsgefühlen und Erschöpfungszuständen in Krisen geraten können und Hilfe benötigen. „Oft kann bereits ein sortierendes Gespräch am Telefon eine gute Entlastung bringen“, erklärt Dr. Welschehold weiter. In deutlich selteneren Fällen, in denen das Gespräch nicht ausreiche, „können über den Krisendienst aber auch weiterführende Hilfen angeboten und organisiert werden“.
Der Krisendienst Psychiatrie hat für die Bürgerinnen und Bürger Oberbayerns einige Tipps, um Krisen in der Weihnachtszeit und rund um den Jahreswechsel zu vermeiden:
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Fallbeispiel:
Herr M., ein Mann mittleren Alters, ruft am zweiten Weihnachtsfeiertag beim Krisendienst Psychiatrie an. Seine Stimme klingt verzweifelt. Er wisse nicht mehr weiter, könne seit Tagen nicht schlafen, habe Angst seinen Job zu verlieren und fürchte, dass seine Beziehung in die Brüche gehe. Er habe gehofft, dass er die Weihnachtszeit nutzen könne, um seiner Partnerschaft neuen Schwung zu geben und Energie zu tanken. Stattdessen fühle er sich noch kraftloser als zuvor. Auch mit seiner Partnerin habe er so viel gestritten wie nie zuvor.
Der Mitarbeitende des Krisendienstes Psychiatrie fragt nach dem Grund für die aktuelle Krise. Herr M. berichtet daraufhin von einer Überforderungssituation an seiner Arbeitsstelle, welche bereits seit Monaten bestehe; er sehe keinen Ausweg. Mit seiner Partnerin habe er stundenlang darüber gestritten, ob sie seine oder ihre Familie über die Weihnachtsfeiertage besuchen oder doch lieber zuhause bleiben sollten. Die Frage, ob lebensmüde Gedanken bestünden, bejaht der Anrufer. Er habe in den letzten Tagen häufiger daran gedacht nicht mehr leben zu wollen, wolle dies jedoch seiner Frau nicht antun und suche deshalb Hilfe.
Der Krisendienst bietet Herrn M. an, noch für denselben Tag einen Termin in einer psychiatrischen Ambulanz zu vereinbaren. Dieses Angebot nimmt Herr M. gerne an.
Weitere Informationen:
Der Bezirk Oberbayern finanziert den Krisendienst Psychiatrie mit rund 7,4 Millionen Euro
In den vergangenen 12 Monaten haben sich rund 26.000 Menschen an den Krisendienst gewandt. Der Krisendienst unterstützt rund um die Uhr alle Menschen in seelischen Notlagen sowie Angehörige und Personen aus dem sozialen Umfeld. Bei Bedarf können innerhalb einer Stunde mobile Krisenhelfer vor Ort sein, um akut belasteten Menschen beizustehen. Mobile Einsätze sind werktags in der Zeit von 9 und 21 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen zwischen 13 und 21 Uhr möglich.
Bericht: Bezirk Oberbayern
Foto: Hötzelsperger