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Tierschutzverein Rosenheim – Neues Heim, alte Sorgen

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Viele Jahre hat der Tierschutzverein Rosenheim jeden Cent gespart und darum gekämpft, dass am Standort Kolbermoor endlich ein neues Tierheim gebaut werden kann. Seit vergangenem Jahr stehen die Hauptgebäude nun endlich, doch der Kampf um eine gute und angemessene Versorgung der Schützlinge hat deswegen nicht aufgehört. „Gerade eben sind die Gewächshäuser für die Schildkröten fertig geworden, damit wir sie gut durch den Winter bringen“, berichtet Andrea Thomas, seit elf Jahren die erste Vorsitzende des Vereins, und spricht damit auch gleich ein Dauerthema an, das die Rosenheimer Tierschützer ständig begleitet: Die notorisch knappen Kassen.

Die sind durch viele Umstände bedingt. Ein Faktor sind gestiegene Energiekosten – so ein Gewächshaus muss ständig auf Temperatur gehalten werden – ein weiterer hoher Kostenpunkt sind die Tierarztrechnungen, die in den vergangenen Monaten geradezu explodiert sind und mehr Geld für Futter. Andrea Thomas: „Wir haben durch das größere Heim jetzt weitaus mehr Tiere, die alle versorgt werden müssen.“ Unter den aktuell rund 270 Insassen des Tierheims sind 34 Hunde, ca. 80 Schildkröten und Reptilien, viele Kleintiere und 135 Katzen. Vor allem die Fellnasen kosten den Verein ein kleines Vermögen. Sie alle werden geimpft, kastriert und auch sonst medizinisch versorgt. „Katzen waren schon immer die teuersten Tiere“, sagt die Vorsitzende. „Doch wir achten darauf, dass sie die komplette ärztliche Unterstützung bekommen.“ Da dies nur ein Tropfen auf den heißen Stein im Hinblick auf das generelle Katzenelend in Deutschland und im Landkreis ist, ist der Vereinsvorstand auch über die Grenzen ihres Domizils hinaus aktiv geworden. „Wir haben einen Antrag beim Landratsamt auf eine Katzenschutzverordnung im Landkreis gestellt“, erklärt Andrea Thomas. „Damit wollen wir erreichen, dass das Leid der Straßenkatzen und Streuner verringert wird, indem sie gekennzeichnet und so auch zugeordnet werden können.“

Auch bei den Hunden hat sich die Lage in den vergangenen Jahren verschärft. Es gibt nicht nur mehr behördliche Beschlagnahmungen von Hunden, sondern während der Lockdowns haben sich auch viele Menschen Hunde angeschafft, mit denen sie dann im Endeffekt nicht klar kamen. Im Tierheim Rosenheim landen deshalb immer mehr Hunde, die durch falsche Haltung Verhaltensstörungen haben. Damit die Tiere trotzdem keine Dauergäste im Tierheim bleiben und wieder an kompetente Halter weitervermittelt werden können, gibt es seit etwa einem Jahr ein neues Trainingsprogramm für Hunde unter Leitung von Hundeverhaltenstherapeutin Regina Ditz. Dabei spielt das Trainingspatenmodell, das sie entwickelt hat, eine entscheidende Rolle. Mit ihrer professionellen Begleitung setzen die festen Trainingspaten der Hunde das Training nahtlos fort und tragen so dazu bei, die Hunde kompetent und durchgängig zu unterstützen. So kann sichergestellt werden, dass die Trainingsmethoden einheitlich sind, denn es hilft keinem, wenn ein ohnehin schon gestresster Hund außerhalb des Tierheims verschiedene Kommandos von verschiedenen Personen bekommt, die ihn noch mehr verwirren.

Neben den vielen freiwilligen und ehrenamtlichen Helfern wie den Trainingspaten oder den regelmäßigen Gassigehern kümmern sich im Tierheim 25 feste Mitarbeiter um das Wohl der Tiere. Sie alle sind entweder ausgebildete Tierpfleger:innen oder müssen dementsprechende Sachkundenachweise haben. Dazu kommen ein Vertragstierarzt, der einmal in der Woche im Tierheim nach dem Rechten schaut, sowie eine Reptilienärztin und eine Kleintierärztin. Auch das kostet den Verein eine Stange Geld. Andrea Thomas: „Im vergangenen Jahr hatten wir Gesamtausgaben von rund 1,2 Millionen Euro. So eine Situation hatten wir noch nie.“

Die Beiträge der rund 1.300 Mitglieder reichen dafür nicht aus. Deshalb ist der Tierschutzverein heute wie auch in der Vergangenheit auf großzügige Spenden oder gar Erbschaften angewiesen. Bisher ging sich das immer irgendwie aus. Doch planbar ist das nicht. Um weiterhin auf sich aufmerksam zu machen und um neue Mitglieder und/oder Spender zu bekommen, gehen die Vereinsmitglieder durch mehrere Aktionen an die Öffentlichkeit. Im Tierheim selbst gibt es den Ostermarkt, das Sommerfest oder den Adventsmarkt, der heuer am 26. November stattfand. Auch bei der langen Nacht in Rosenheim und beim Hundebadetag in Bad Aibling ist der Tierschutzverein dabei. Eine komplett neue Aktion fand ebenfalls am 26. November im Kolbermoorer Friseursalon Reibnegger statt, wo sich dann jede und jeder gegen eine faire Spende zugunsten des Tierheims die Haare schneiden lassen konnte. Der Tierschutzverein ist sehr dankbar für solche Aktionen, die dem Tierheim zusätzlich helfen.

All das zu organisieren kostet viel Kraft. Und Zeit, die Andrea Thomas ehrenamtlich nebenbei aufbringen muss. Deshalb ist Unterstützung wichtig. „Wir suchen dringend weitere neue Leute für den Tierschutzverein, die sich einbringen können“, sagt sie. „Denn ewig kann ich das auch nicht weitermachen.“ Warum aber macht sie vorerst noch weiter? Sie lacht und sagt: „Nachdem das neue Heim endlich steht, wär‘ es schon schwer, das zurückzulassen.“

Text: af – Bilder: Tierschutzverein Rosenheim

Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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